Sie machen Streifzüge durch die Innenstadt und suchen und finden leere Geschäfte. Und diese Läden wollen sie mit Kunst füllen: Sie, das sind die vier Studierenden Anne Stengel, Lisa Hrubesch, Jasmin Schmitt und Simon Horn. Und ein Anfang ist gemacht. In den Räumen des leerstehenden Geschäftes Leder Hauck in der Sterngasse 6 stellt Künstler Daniel Grimme seine Skulpturen und Plastiken demnächst aus.
Was in anderen Städten für eine Belebung der Innenstädte sorgt, sollte auch in Würzburg möglich sein, dachten die Vier und begannen Leerraum-Pläne zu schmieden, erzählt Lisa Hrubesch (27). Wie von selbst entstand auch der Name der aktiven Gruppe: LeerRaumPioniere. Alle studieren in Würzburg.
„Das Konzept sieht so aus“, erläutert Lisa Hrubesch bei einem gemeinsamen Treffen im großen, gut ausgeleuchteten Laden in der Sterngasse. „Wir streben eine Zwischennutzung für leer stehende Geschäfte an.“ Für eine Zeit zwischen vier und sechs Wochen sollen darin Künstler ausstellen dürfen. „Das wertet auch die Immobilie auf,“ ist sich die Organisatorin sicher. Die Gruppe sieht sich als Schnittstelle zwischen den Immobilieneigentümern und den Kulturschaffenden.
„Uns ist wichtig, dass lokale Kreative auch ohne großes Risiko in interessanten Räumen in der City ihre Arbeiten präsentieren dürfen. Und die vakanten Gewerbeflächen würden dadurch wiederbelebt und bekämen so mehr Aufmerksamkeit auf dem Immobilienmarkt.
Zuerst wurden Pläne geschmiedet, Informationen aus anderen Städten eingeholt und Finanzpläne erstellt. Die jungen Leute arbeiten alle ehrenamtlich. Dann ging es zu Ole Kruse im städtischen Fachbereich Kultur. Und der war ganz angetan von der Initiative, die mittlerweile auch als Projekt des Würzburger Kunstvereins „Kunst im öffentlichen Raum“ geführt wird.
„Ja, wir geben Geld für das Projekt dazu“, bestätigt Kruse. „Das ist ein Vorhaben, das wir uns schon seit Jahren wünschen, der kulturelle Umgang mit leeren Läden. Da hat jeder etwas davon, Künstler und Eigentümer.“ Kruse stellte den Kontakt zum Stadt-Marketing „Würzburg macht Spaß“ her. Und Geschäftsführer Wolfgang Weier war ebenfalls begeistert von dem Projekt. „Wir haben mit sechs Prozent zwar eine niedrige Leerstandsquote, aber jeder Laden ohne Nutzung ist einer zu viel.“ Er wünsche sich schon lange solche Zwischennutzungskonzepte. Das Stadtmarketing unterstützt ebenfalls die vier Studenten bei ihrer Arbeit.
Über Plakate und die sozialen Netzwerke nahmen die Vier Kontakt zur regionalen Künstlerszene auf. Bei den Ausstellungen sind sie offen für jede Kunstrichtung, sagt Lisa Hrubesch.
Die LeerRaumPioniere übernehmen die Suche nach geeigneten Künstlern, organisieren die Ausstellungen und das Rahmenprogramm und sind Vertrags- und Ansprechpartner für die Hausbesitzer. Die Läden bekommen sie ohne Mietkosten. Kruse und Weier hatten auch schon eine Idee für die erste Veranstaltung: der Laden der ehemaligen Firma Leder Hauck, dessen Eigentümerin Stadträtin Charlotte Schloßareck ist. Und die war schnell begeistert von der zeitlich begrenzten Zwischennutzung als Galerie.
„Wir hoffen natürlich, dass die Besucher uns eine Spende geben, wenn es ihnen bei uns gefallen hat,“ sagt Lisa Hrubesch. Und wenn ein Künstler Werke verkauft, könnte auch ein wenig Geld fließen, für die nächste Ausstellung, irgendwo in der Stadt. Gibt es schon ein weiteres Objekt? Lisa Hrubesch nickt. „Aber ich kann noch nicht darüber reden.“
Der erste Künstler, der das neue Konzept mit Leben erfüllt, ist der Holzbildhauer und Designer Daniel Grimme aus Sommerhausen. Am Donnerstag, 12. Februar, ab 19 Uhr ist die Vernissage geplant.
Die Skulpturen, Plastiken und Designarbeiten aus Holz sind bis zum 8. März in der Sterngasse 6 zu sehen. Die Ausstellung ist geöffnet von Mittwoch bis Sonntag, 16 bis 20 Uhr.
Künstler und Hausbesitzer können sich unter der email-Adresse
leerraumpioniere@gmx.de melden.