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WÜRZBURG: Junge Leute bauen Klischees ab

WÜRZBURG

Junge Leute bauen Klischees ab

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    Gemeinsam verewigt: Die indischen Studenten und Würzburger Schüler gestalten zum Ende des Projektnachmittags ein Plakat mit ihren Handabdrücken.
    Gemeinsam verewigt: Die indischen Studenten und Würzburger Schüler gestalten zum Ende des Projektnachmittags ein Plakat mit ihren Handabdrücken. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    „Taj Mahal!“ „Berliner Mauer!“ „Brandenburger Tor!“ Die Schüler rufen wild durcheinander. Englischlehrerin Ingrid Hampel sitzt entspannt daneben. Die Sanduhr tickt gnadenlos. Anders als sonst im Röntgen-Gymnasium ist Reinrufen an diesem Nachmittag erlaubt – denn es ist ein besonderer.

    Vor der Cafeteria hängt ein Schild: „Welcome to Germany“. Im Inneren sitzen die Oberstufenschüler mit 35 Studenten aus Bangalore zusammen, der drittgrößten Stadt in Indien. Beim gemeinsamen Tabu-Spielen spielt es keine Rolle, in welcher Kultur man aufgewachsen ist. Trotzdem gibt es viele Unterschiede, und genau diese versuchen die jungen Leute gemeinsam zu erarbeiten, um einander besser kennen zu lernen und zu verstehen.

    „So können die Schüler interkulturelle Kommunikation wirklich üben“, erklärt Ingrid Hampel. Die Lehrerin für Deutsch- und Englisch leitet seit Schuljahresbeginn ein P-Seminar unter dem Motto „Learn from each other“. Das Konzept: Die 13 Schüler der 11. Klasse sollen selbstständig ein Produkt, eine Veranstaltung auf die Beine stellen, die den interkulturellen Austausch mit Indien ermöglicht. Das Leitfach ist Englisch.

    „Der Sinn der P-Seminare ist es ja, dass die Schüler lernen, wie man in der Wirtschaft etwas plant“, erklärt Hampel. Daher müssten sie auch von vorne bis hinten, von der Finanzierung bis zur Öffentlichkeitsarbeit alles eigenständig organisieren. Das Schöne: Wenn etwas mal nicht so klappt, dann ist das auch nicht so schlimm – und hat zugleich einen Lerneffekt.

    „Es ist jedes Mal schön für mich zu sehen, dass die Studierenden sehr offen sind und alles gerne mitmachen.“

    Ingrid Hampel, Lehrerin am Röntgen-Gymnasium

    Das Seminar findet in enger Kooperation mit der Fachhochschule bereits zum vierten Mal statt. Die indischen Master-Studenten des Studiengangs „Business with Europe“ verbringen einige Monate an der FH.

    Der Austausch mit den deutschen Schülern ist auch für sie eine interessante Erfahrung. „Es ist jedes Mal schön für mich zu sehen, dass die Studierenden sehr offen sind und alles gerne mitmachen“, sagt Hampel. Und auch im vierten Jahr sei das Seminar für sie noch überraschend. „Es wurde jedes Mal ganz anders, weil die jungen Leute immer andere Ideen haben.“

    Was mit losem Brainstorming und englischen Kurzreferaten über Indien begann, fand am Montagnachmittag seinen Abschluss. Bei Kennenlernspielen bauten die Schüler schnell ihre Hemmungen ab. „Am Anfang waren wir schon sehr nervös“, gesteht Antonia Neumann. Immerhin sind die Studenten etwa zehn Jahre älter als die Gymnasiasten.

    Antonia ist eine von zwei Projektmanagern, die den Überblick über alle Aktionen haben und die Untergruppen zusammenhalten. Sie ist zufrieden: „Manchmal hat es an Kleinigkeiten gefehlt, aber insgesamt hat es doch gut geklappt.“

    Die 17-jährige Schülerin freut sich, dass die Inder sehr interessiert waren. Und auch für sie sei es spannend gewesen, die Dinge über Indien von Menschen zu erfahren, die dort herkommen und nicht bloß in der Theorie. Viel Gelächter gab es etwa, als es um Klischeevorstellungen ging, die Deutsche über Inder haben und umgekehrt: Der Deutsche, der gern Fleisch isst und Bier trinkt; der Regeln streng befolgt und funktional ist. Umgekehrt der klischeehafte traditionelle und religiöse Inder, dessen Alltag von bunten Kleidern und scharfem Essen geprägt ist.

    Dass das nur bedingt zutrifft, wissen die Schüler und Studenten spätestens nach diesem gemeinsamen Nachmittag.

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