Dabei sei Fleisch doch die wichtigste Triebfeder der Menschwerdung. Sagt zumindest Holger Paetz und behauptet, der Fleischverzehr sei für die Größe des menschlichen Gehirns verantwortlich. Droht der Spezies nun ein evolutionärer Rückschritt? Nicht umsonst heiße Vegetarier übersetzt so viel wie „schlechter Jäger“. Und mit guten Grund sei das „Dahinvegetieren“ alles andere als ein erstrebenswerter Zustand.
Zwei Stunden belehrt Holger Paetz, stänkert gegen die Blätterfresser, gestikuliert, zeiht Grimassen, erzählt von seinen Erfahrungen bei Vegetariermessen und abendlichen Essenseinladungen, versprüht Sarkasmus und verschießt ebenso spitze wie kluge Pointen. „Eine Katze frisst nur Gras, wenn sie kotzen will“, stellt er fest und sehnt sich nach früheren Zeiten, als alles noch gut war: Das Schnitzel hing über den Teller, die Pilze kamen aus der Dose, der Paprika aus dem Glas.
Holger Paetz ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschen Kabarett-Szene. Erste künstlerische Gehversuche unternahm der gebürtige Aschaffenburger schon in den 70ern und erntete dafür unter anderem 1976 den Liedermacher-Preis des Hessischen Rundfunks. Mehrfach war er im „Scheibenwischer“ und „Ottis Schlachthof“ zu Gast. Berühmtheit bescherte ihm der Starkbieranstich auf dem Münchener Nockherberg, wo er zehn Jahre lang Autor des Singspiels war und das Double von Guido Westerwelle verkörperte.
Seit 2013 ist er mit seinem aktuellen Programm „Auch Veganer verwelken“ auf Tour. An dessen Ende findet Holger Paetz doch noch versöhnliche Töne für die Welt der Fleischlosen: Als Dänemark während des Ersten Weltkriegs durch eine Seeblockade vom Fleischimport abgeschnitten war und sich die Dänen weitgehend vegetarisch ernähren mussten, sei die Sterblichkeit erheblich gesunken. Das ist der Beweis: Vegetarier leben länger– aber wozu?