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WÜRZBURGI: Kajakfahrer entdeckt immer wieder Schildkröten im Main

WÜRZBURGI

Kajakfahrer entdeckt immer wieder Schildkröten im Main

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    Paddler Kelvin-John Wood, hier in seinem Kajak vor der Marina Hafenbar, entdeckt immer wieder Schildkröten im Main.
    Paddler Kelvin-John Wood, hier in seinem Kajak vor der Marina Hafenbar, entdeckt immer wieder Schildkröten im Main. Foto: FOTO Thomas Obermeier

    Wie oft sieht man im Main eine Schildkröte? Kelvin Wood hat jetzt bereits zum dritten Mal eine beobachtet. „Erst habe ich gedacht, dass ich mich vielleicht verschaut habe“, erzählt der Mann, der vor ein paar Tagen eine Schildkröte am Ufer einer der Inseln unterhalb der Löwenbrücke auf einem Ast beim Sonnen beobachtet hat. „Doch dann hat sie sich bewegt und ist schnell ins Wasser getaucht.“

    Woods paddelt regelmäßig und hat bereits im April 2013 hier eine Schildkröte entdeckt. Damals konnte er das Tier fotografieren. Es handelte sich um eine Rotwangen-Schmuckschildkröte, die vermutlich aus einem Gartenteich entkommen war oder ausgesetzt wurde.

    Doch dieses Mal gelang Woods zunächst kein Foto – denn das Tier hielt ja nicht lange still, sondern tauchte sofort ab, als er sie entdeckt hatte. Also paddelte der in Würzburg lebende Engländer in den nächsten Tagen noch mal hin. Und sah wieder eine Schildkröte! „Dieses Mal war es eine deutlich größere. Ich schoss schnell ein Foto, kam aber leider nicht so nah ran, man kann sie nicht so gut erkennen.“

    Nach dem Doppel-Fund in diesem August fragt sich der 66-Jährige, der bis zu seiner Pensionierung bei der Polizei gearbeitet hat: „Habe ich vielleicht die selbe Schildkröte nach vier Jahren noch mal gesehen? Und hat diese sich sogar vermehrt?“ Denn er ist sich sicher, dass er dieses Mal ein ausgewachsenes und ein junges Tier beobachtet hat.

    Dass das 2013 beobachtete Tier bis heute überlebt haben könnte, hält Dr. Dieter Mahsberg vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Uni für möglich. Das Nahrungsspektrum der Exoten sei breit, sie fressen sowohl Insekten und Würmer als auch Pflanzen und Aas und überstehen zumindest mildere Winter. „Die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) oder ähnliche Arten können im Schlamm eingegraben auch kurze Frostperioden überstehen.“

    Für unwahrscheinlich hält Mahsberg dagegen, dass sich die Rotwangenschildkröte am Main vermehrt haben könnte. Denn die auf dem nordamerikanischen Kontinent verbreiteten Tiere legen ihre Eier in Gelege, aus denen nur bei dauerhaft hohen Temperaturen Jungtiere schlüpfen. „Bei noch weiter voran schreitendem Klimawandel ist das vielleicht irgendwann auch bei uns möglich, aber im Moment wohl eher nicht.“

    Ebenso unwahrscheinlich sei es, dass Wood ein Exemplar der heimischen „Europäischen Sumpfschildkröte“ entdeckt hat. „Die ist bei uns so gut wie ausgestorben.“ Die Schildkröten, die gar nicht so selten in freier Natur entdeckt würden, seien entwischt oder ausgesetzt worden.

    n München leben beispielsweise in einem See im Westpark rund 100 ausgesetzte Schildkröten. In Würzburg wurde vor einigen Jahren eine Schildkröte im Main gefunden, die aus einem Gartenteich am Dallenberg entflohen sein soll.

    Mahsberg appelliert an die Vernunft von Tierbesitzern, ihrer Haustiere nicht auf diese Art und Weise zu „entsorgen“. Wissenschaftliche Untersuchungen über die möglichen Auswirkungen auf die heimische Fauna gebe es zwar noch nicht. „Aber auch Krankheiten können so bei uns eingeschleppt werden.“

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