Als die Bürgermeisterin der Gemeinde Hettstadt Andrea Rothenbucher auf dem Weg zum Gemeindewald am Tännig ist, hat sie ihre Gummistiefel bereits an den Füßen. In den letzten Tagen hat es viel geregnet, sodass der Waldboden weich und schlammig ist. Schwere Maschinen könnten hier großen Schaden anrichten. Auch deshalb habe man für die Waldarbeit jetzt zwei ganz besondere Helfer engagiert: Die Pferde Max und Klara.
Pferde die Waldarbeiten verrichten? Über den Mitarbeiter ihres Bauhofes, Andreas Throm, der Landwirt ist und den Pferden von Lena West einen Unterstellplatz zur Verfügung stellt, habe sie den Tipp erhalten, erklärt Rothenbucher. Durch die lang anhaltende Dürreperiode im Sommer 2019 waren etliche Bäume von Käfern befallen. Rund 1 500 Festmeter Nadelholz und 400 Festmeter Laubholz mussten gefällt werden, so die Bürgermeisterin. Um den Waldboden möglichst zu schonen, bat sie also Lena West und ihren Vater Peter West, sich der Sache anzunehmen.
Gemeinsam mit ihren Pferden ersetzen sie die Arbeit einer Seilwinde
Gemeinsam mit ihren Pferden ersetzen sie die Arbeit einer Seilwinde. Die Bäume sind bereits gefällt und müssen nun durch sogenannte Rückegassen aus dem Wald herausgezogen werden, um anschließend abtransportiert werden zu können. Die Pferde seien dabei flexibler als eine Maschine, erklärt Lena West. Sie suchen sich ihren Weg aus dem Wald und umgehen dabei andere Bäume. Eine Seilwinde würde den Stamm gerade herausziehen. Zurück bleiben Bodenfurchen und beschädigte, noch gesunde Bäume, bestätigt auch Revierförster Wolfgang Fricker. Diese könnten dann leichter von Fäulnis und Pilzen befallen werden.

Auch der ausgeübte Druck auf den Waldboden sei durch die Pferde deutlich geringer, so Fricker. Ist dieser zu hoch, so werde das Luftporenvolumen in der Erde zusammengedrückt. Junge Pflanzen kommen dann an weniger Nährstoffe. Das behindert den Wachstumsprozess. Außerdem staue zu hoher Bodendruck das Regenwasser an.
Dass ihre Pferde bei der Arbeit nicht überbeansprucht werden, darauf hat Lena West ein Auge: "Es geht nicht nur um Waldschonung, auch die Pferde sollen geschont werden." Damit sich die fleißigen Vierbeiner ab und zu eine Ruhepause gönnen können, habe sie immer zwei von ihnen dabei. Sie erklärt, dass die Rasse ihrer Pferde, französische und rheinisch-deutsche Kaltblüter, speziell für den "schweren Zug" gezüchtet worden sind. Selbst für den Laien ist das zu erkennen, denn dass die Tiere deutlich kräftiger sind als etwa Reitpferde, wird gleich beim ersten Blick deutlich. "Sie ziehen Stämme durch Masse, statt durch Schwung", so West.
"Max hat eine gute Zugmanier. Da mussten wir etwas draus machen."
Lena West, Pferdetrainerin
Das Gefahrenrisiko bei der Waldarbeit mit Pferden sei übrigens hoch, jedoch nicht höher als bei konventionellen Forstarbeiten. Es müssen allerdings andere Dinge beachtet werden, wie etwa die Standrichtung des Tieres beim Anketten des Baumstammes. Bei besonders rutschigem Boden müsse man außerdem beachten, dass die schweren Stämme Pferd und Mensch beim Ziehen nicht von hinten in die Beine rutschen. Außerdem sollte man seine Tiere genau kennen, denn wie viel Zugkraft ein Pferd hat, lässt sich nicht genau bestimmen. Das sei je nach Baumart und Gefälle unterschiedlich, erklärt Lena West.
Seit gut einem halben Jahr arbeitet sie mit ihren Pferden gewerblich. Aufträge rund um Würzburg aber auch im Spessart hat sie bereits angenommen. Auf die Frage, wie sie überhaupt auf die Idee der Waldarbeit mit ihren Tieren gekommen ist antwortet sie, dass Sie Wallach Max selbst ausgebildet hat: "Max hat eine gute Zugmanier. Da mussten wir etwas draus machen."
