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Zellingen: Trockenheit verändert den Wald und macht Förster ratlos

Zellingen

Trockenheit verändert den Wald und macht Förster ratlos

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    Auch die Schutzmaßnahmen für Naturverjüngung und nachgepflanzte Bäume wurden beim Zellinger Waldbegang in Augenschein genommen.
    Auch die Schutzmaßnahmen für Naturverjüngung und nachgepflanzte Bäume wurden beim Zellinger Waldbegang in Augenschein genommen. Foto: Jürgen Kamm

    "Ich bin so ratlos wie noch nie", sagte Peter Kretzinger beim Zellinger Waldbegang, bei dem Trockenschäden als Folgen der letzten zwei trockenen Sommer und des Klimawandels im Mittelpunkt standen. Seit 27 Jahren ist er Förster der Marktgemeinde. Deren Wald leidet unter der Trockenheit bis hin zu abgestorbenen Buchen, obwohl er eigentlich zu den am besten angepassten Wäldern gehört.

    Zuerst fuhr die Zellinger Feuerwehr die teilnehmenden sechs Gemeinderäte samt Bügermeister, einige Bürger und die zwei Waldarbeiter zur Ortsverbindungsstraße Duttenbrunn-Laudenbach oberhalb der Bahn-Schnellstrecke. Erschreckendes Bild: Laubbäume, etwa Buchen, mit trockenen Ästen in der Krone, dem Tod geweiht. Zu solchen Schäden kommt es laut Kretzinger teilweise innerhalb von zwei Monaten. Derzeit sei der Boden einfach "leer", was das Wasser angeht, und auch im Winter wurde zu wenig aufgefüllt, die Niederschläge reichten nur für die oberen Bodenschichten. Im Jahr 2018 fielen nur rund 509 Liter Regen je Quadratmeter, davon etwas über 100 im Dezember. Derzeit ist es trockener als vor einem Jahr um diese Jahreszeit.

    In Duttenbrunn kommt noch hinzu, dass fast alle Bereiche mit guten Böden für den Ackerbau genutzt werden. Der Duttenbrunner Wald steht vor allem auf flachgründigen Muschelkalkböden, auch weil sich diese schlecht pflügen ließen, was Flurnamen wie "Steinerne Lage" ausdrücken. Ausnahmen seien nur die Lagen Schepperich und Birklich mit etwas Lehmauflage. Im Zellinger Wald sieht es besser aus, hier gibt es mehr Flächen mit Löß- und Feinlehm und sogar kleine Bereiche mit Staunässe.

    Tödlich insbesondere für Buchen sei, wenn der trockene Boden Risse bekommt, weil dann auch die Wurzeln reißen. Ein Alarmsignal ist es, wenn Bäume in ihrer Not grünes Laub abwerfen. Damit fehlen ihnen Masse und die Nährstoffe, die sie normalerweise im Herbst zurück in die Rinde holen.

    Absterbende Bäume als Gefahr

    Auf dem späteren Weg hinunter ins Tal in Richtung Zellingen kam die Gruppe an dürren Hainbuchen vorbei. Peter Kretzinger erklärte, dass absterbende Bäume direkt an den Wegen auch eine verkehrstechnische Gefahr sind: dürre Äste könnten herabstürzen. Bei solchen Bäumen seien die Fällarbeiten besonders gefährlich, da schon das Ansetzen der Motorsäge die Krone mancher Bäume wackeln lässt und Äste brechen können.

    Unten grüne Äste und oben eine kahle Krone – dieser Laubbaum ist eigentlich schon tot. Vor allem um solche Trockenschäden ging es beim Waldbegang des Zellinger Gemeinderates.
    Unten grüne Äste und oben eine kahle Krone – dieser Laubbaum ist eigentlich schon tot. Vor allem um solche Trockenschäden ging es beim Waldbegang des Zellinger Gemeinderates. Foto: Jürgen Kamm

    Schon fast im Tal kam dann auch die Problematik beim Nadelholz zur Sprache. Dreimal 200 Festmeter als "Noternte" musste der Förster dort von einer Firma fällen lassen, worauf im Frühjahr noch nichts hindeutete. Die geschwächten Bäume wären sonst eine leichte Beute für den Borkenkäfer gewesen, was den Wert des Holzes vom ohnehin schon auf 25 bis 30 Euro (je Festmeter) gefallenen Preises auf fünf Euro reduziert hätte. Zudem kam auch viel "Sturmholz" auf dem Markt, alleine im Zellinger Wald fielen rund 4000 Festmeter an.

    "Wenn es bei uns schon so ist, wie muss es wo anders auf der Welt sein?", fragte der Förster und gab zu bedenken: "Überall wo es noch trockener und wärmer ist gibt es keine Wälder, wie wir sie kennen."

    Forstwirtschaft wird sich wandeln

    "Für mich ist das heute sehr bewegend, denn ich hab keine Antworten", sagte der Förster zum Waldbegang. Zwar könne man sagen, dass er Wald nicht verschwinden wird, und auch seiner  Funktionen wie Humusbildung, CO2 zu binden, Sauerstoffproduktion, Wasserschutz und als Erholungsraum blieben erhalten. Die klassische Forstwirtschaft werde aber immer schwieriger werden, irgendwann werde man mit einer schwarzen Null statt Gewinnen zufrieden sein müssen.

    Beim Ausklang des Waldbegangs im Ankerbiergarten fasste Peter Kretzinger nochmal zusammen: Der eigentlich klimatauglich angelegte Wald leide derzeit unter der Trockenheit. Es gebe Probleme von der Verkehrssicherheit bis hin zu schlechterer Wirtschaftlichkeit. Der Holzpreis für Kiefer sei seit dem Frühjahr  zusammengebrochen, der für Fichte eingebrochen und bei Buche sei nur gutes helles Holz gefragt.

    Sicher war am Ende, dass die Kommunalpolitik und auch der Gemeinderat nach Lösungen suchen muss. Diese können aber nicht von der Forstwirtschaft alleine gelöst werden, dafür müssen mindestens auch die Landwirte und die Jäger an vernetzten Maßnahmen mitarbeiten.

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