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GAUKÖNIGSHOFEN: Kandidaten im Porträt: Paul Lehrieder (CSU)

GAUKÖNIGSHOFEN

Kandidaten im Porträt: Paul Lehrieder (CSU)

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    Schwungvoll: Als Vater von zwei Söhnen hat Paul Lehrieder keine Berührungsängste. Auf dem Spielplatz fährt er auch schon mal mit der Seilbahn.
    Schwungvoll: Als Vater von zwei Söhnen hat Paul Lehrieder keine Berührungsängste. Auf dem Spielplatz fährt er auch schon mal mit der Seilbahn. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Paul Lehrieder gilt als nett, charmant und freundlich. Als ein lieber Schwiegersohn vom Lande eben. Als jemand, der keiner Fliege was zu Leide tun kann. Und politischen Einfluss trauen ihm nur wenige zu. Stimmt das? „Nein, natürlich nicht“, würde Paul Lehrieder jetzt antworten und in schnell gesprochenen Sätzen das Gegenteil schildern. Glaubhaft. Denn der Bauernsohn aus Gaukönigshofen kann auch anders. Vor allem kann er ziemlich widerspenstig sein – nicht immer zur Freude seiner Partei.

    Es ist einer von vielen Alltagsterminen: Morgens um elf, Scheckübergabe bei der Caritas in Würzburg. Lehrieder kommt als Vorsitzender des Fördervereins Wärmestube und nimmt eine Spende von 3000 Euro entgegen. Routiniert posiert er für Fotos, schmeichelt den Damen, ist locker. Und doch ist dieser Termin nicht alltäglich. Denn er zeigt eine wenig bekannte Seite des Bundestagsabgeordneten. Der CSU-Politiker sorgt sich um Obdachlose. Drei- bis viermal im Jahr hält er in der Wärmestube eine Sprechstunde ab. Lehrieder versucht zu helfen. Bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche, teilweise berät er die Menschen auch in juristischen Fragen. „Wenn der Bundesadler im Briefkopf ist, hat das manchmal eine ganz andere Wirkung,“ sagt der Jurist. Und ernsthaft fügt er hinzu, dass es Aufgabe der Politik sein muss, die „harten Fälle“ wieder in Lohn und Brot zu bekommen.

    Sagt er das nur, weil er als Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales diese Floskeln im Traum aufsagen kann, oder meint er das ernst? Wäre er nicht im Bundestag, dann würde er sich vielleicht auch für diese Menschen einsetzen, sagt er. Quasi als Anwalt der kleinen Leute. Die Wurzeln für diese soziale Einstellung sind wohl in seiner Herkunft zu suchen. Paul Lehrieder ist auf dem Land groß geworden. Auf einem Bauernhof in Gaukönigshofen.

    12,5 Hektar bewirtschafteten seine Eltern. Das war nicht viel für die sechsköpfige Familie. „Wir mussten mit wenig Geld ausgekommen. Die Jeans gab's aus dem Quelle-Katalog“, erinnert er sich, und das Moped – er wünschte sich sehnlichst eine Honda Dax – hat er nie bekommen. Wofür er seinem Vater lange gram war. Heute ist er ihm und seiner Mutter dankbar. „Denn meine Eltern haben es mit dem Wenigen geschafft, dass aus allen vier Kindern etwas geworden ist“, sagt er stolz.

    Mittlerweile hat Lehrieder Verantwortung für eine Familie. Zwei Söhne im Alter von sechs und acht Jahren zieht er zusammen mit Ehefrau Christiane groß. Sie, die Lehrerin, kümmert sich um das Pädagogische. Er versucht, seinen Jungs das beizubringen, was er auch als Bauernbub gelernt hat. „Das Rustikale.“

    Am Seegarten in Gaukönigshofen will er nach der Bundestagswahl ein Gartenhäuschen mit ihnen bauen. Gerade werde im Hause Lehrieder eifrig um den Grundriss gefeilscht. Doch viel Zeit bleibt ihm für die Familie nicht. In diesem Sommer ganz besonders wenig. Dem Wahlkampf geschuldet. „Da sagt der Älteste schon mal, ,Papa, Du könntest öfters da sein‘“, erzählt er offen.

    Seit 2005 sitzt Paul Lehrieder im Bundestag. Mit seiner Frau und dem Neugeborenen war er gerade in der Rhön unterwegs, als er von Schröders Rücktritt erfahren hatte. „Da wusste ich, jetzt geht der Wahlkampf los.“ Zuvor war er 15 Jahre lang Bürgermeister in Gaukönigshofen. Eine Zeit, die er heute noch bei jeder Gelegenheit betont, weil sie sehr lehrreich war. Zum einen, weil ein Bürgermeister sieben Tage die Woche rund um die Uhr für die Bürger ansprechbar sein muss – wie ein Abgeordneter. Und weil er in Gaukönigshofen mitbekommen hat, wie sich Politik unmittelbar auf die Menschen auswirkt. „Die wahren Helden sind die Kommunalpolitiker“, erklärt er.

    Kann er als Hinterbänkler auch Heldenhaftes in Berlin leisten? „Ja, durchaus. Vor allem im Petitionsausschuss, dem ich angehöre“, sagt er. Bewusst habe er sich für dieses im Kollegenkreis unbeliebte wiel arbeitsreiche Gremium entschieden. Hier könne er Einzelfälle lösen und schon mal einen Minister unter Druck setzen, wie es ein normaler Abgeordneter eben nicht kann. „Da hat auch ein Hinterbänkler Macht“, lacht er.

    Einmal hat er tatsächlich demonstriert, dass ein einfacher Abgeordneter entscheidend ist. Als es darum ging, den letzten Rettungspaketen für Griechenland zuzustimmen, gehörte Paul Lehrieder zu den Abweichlern in der CSU-Landesgruppe. Das kam gar nicht gut an. Parteikollegen unterstellten ihm, er wolle nur im Wahlkreis gut da stehen. Das ist gerade mal ein dreiviertel Jahr her. Die Kanzlerin scheint ihm immer noch gram zu sein. Beim Abschied für Michael Glos in Castell hat sie Paul Lehrieder übersehen. Dabei wird Angela Merkel oft neben dem 53-Jährigen in den 20-Uhr-Nachrichten gezeigt. Nämlich dann, wenn sie ihr Stimmkärtchen in die Wahlurne wirft, an der Paul Lehrieder als Schriftführer des Deutschen Bundestages steht.

    ONLINE-TIPP

    In den kommenden Wochen stellen wir Ihnen die Direktkandidaten der im Parlament vertretenen Parteien vor. Alle bisher erschienenen Porträts zum Nachlesen: wuerzburg.mainpost.de

    Kandidaten-Check

    Die drei wichtigsten Themen der Region in der nächsten Legislaturperiode? Erhalt der guten Arbeitsplatzsituation, ein Ausbildungsplatz für jeden Jugendlichen; behinderten- und familiengerechter Umbau des Würzburger Hauptbahnhofs, weiterer Ausbau der A3; Ortsumgehung B 19 Giebelstadt

    Ein Politiker, den Sie bewundern? Angela Merkel

    Wie weckt man bei jungen Menschen Interesse an Politik? Persönliche Gespräche, u. a. mit Schulklassen

    Wie überzeugen Sie einen Nichtwähler? Wer nicht zur Wahl geht, muss hinnehmen, dass derjenige über ihn bestimmt, den er überhaupt nicht wollte. Woher kommt Politikverdrossenheit? Gefühl der Ohnmacht gegenüber politischen Entscheidungen, die aufgrund der Komplexität oft nicht nachvollzogen werden können.

    Ein politischer Gegner, den Sie besonders schätzen? Franz Müntefering

    Sie machen Politik, weil . . . . . . weil ich es spannend und herausfordernd finde, an Aufgabenstellungen und Problemlösungen mitarbeiten zu dürfen.

    Heimat ist für Sie . . . . . . wo meine Familie ist und wo ich Freunde und Bekannte habe.

    Drei Dinge, die Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Meine Frau Christiane und meine Söhne Paul-Alexander und Max.

    Ihr schönster Moment dieses Jahr? Privat.

    Was können Sie richtig gut? Mich in Probleme einarbeiten, mit Ausdauer und Leidenschaft Lösungen suchen.

    Was sollten Sie besser lassen? Tätigkeiten für die mir Zeit und Muße fehlen (z. B. Kochen etc.)

    Wo findet man Sie im Urlaub? Im Garten. Gelegentlich auf einer Urlaubsreise, z. B. Ostsee oder Rhön.

    Biografisches

    Alter: 53 Beruf: Rechtsanwalt

    Ausbildung: Gymnasium Marktbreit; Jura-Studium an der Uni Würzburg

    Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

    Geburtsort: Ochsenfurt

    Wohnort: Gaukönigshofen

    Politisches

    In der CSU seit: 1980

    Politische Ämter: Kreisrat, Vize-Kreisvorsitzender CSA Würzburg-Land, Mitglied im Kreis- und Bezirksvorstand CSU Lieblingsessen: Schweinshaxe, Fränkische Schäufele

    Lieblingsmusik: Populäre Musik, auch Volksmusik

    Lieblingsbuch: Sachbücher, Reisebeschreibungen, Länderkundliche Bücher

    Lieblingsfilm: Titanic

    Lieblingsplatz in der Region: Mühlbachweiher in Gaukönigshofen

    Lieblingssport: Kanufahren Mein Lebensmotto: Es gibt keine Probleme, nur Lösungen

    Wenn Sie die Wahl hätten…

    Weißwurst oder Blaue Zipfel: Fränkische Bratwurst oder Schäufele

    Münchner Bier oder Frankenwein: Frankenwein

    FC Bayern oder „Der Glubb“: Bayern

    Karl Valentin oder Erwin Pelzig: Erwin Pelzig

    Neuschwanstein oder Residenz: Würzburger Residenz

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