Überall in Deutschland bringen junge Menschen frische Ideen in die Arbeitswelt, gründen Start-Ups oder etablieren neue Arbeitsmodelle. Im Würzburger Stadtteil Zellerau haben die beiden Jungunternehmer Konrad Oertel und Felicitas Jander im Dezember 2019 einen Second Hand-Laden eröffnet, der nicht nur Kleidung verkauft, sondern auch ein breit gefächertes kulturelles Angebot bietet und so zu einem Treffpunkt für Kreative in der Stadt geworden ist.
Angefangen hat alles vor rund zwei Jahren, da war der heute 20-jährige Konrad Oertel noch mit der Vorbereitung auf sein Abitur beschäftigt. "Es gab in der Second Hand-Szene in Würzburg nichts für modebewusste junge Leute", resümiert er. Das Angebot an Vintage-Kleidung sei damals auf Sozialkaufhäuser oder Marken- und Designmode begrenzt gewesen. Also beschloss Oertel, einen eigenen Laden zu eröffnen.
Second Hand mit Fotostudio
Anfang 2019 lernte er die heute 19-jährige Felicitas Jander kennen, die zuvor ihre mittlere Reife gemacht hatte und sich mit künstlerischer Fotografie beschäftigte. Ihr Traum war, ein eigenes Fotostudio zu eröffnen. Schnell wurde den beiden klar, dass sie gemeinsam den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollten. Gleich nach Oertels Abi im Sommer 2019 begannen die beiden damit, in der Stadt geeignete Ladenflächen für einen Second Hand-Shop mit Fotostudio zu suchen – und fanden ihn schließlich im Hinterhof der Mainaustraße 50 in der Zellerau. Im Dezember 2019 wurde eröffnet, und weil ein neues Kapitel in ihrem Leben begann, tauften sie den Laden "Kapitel II".

Mittlerweile haben Oertel und Jander auf den rund 130 Quadratmetern ein breites Angebot etabliert: neben Vintage-Kleidung wird auch Neuware des nachhaltigen Labels Manomama verkauft. Und in Kürze zieht ein weiterer Hersteller ein: Warped Sense ist ein öko-faires Label aus Nürnberg. Das besondere an "Kapitel II" sind aber die zahlreichen kulturellen Angebote, die sich unter einem Dach vereinen. Jander hat ein Fotostudio im Laden eingerichtet, an den Wänden sind ihre Fotografien neben Werken von anderen Künstlern ausgestellt. In einem separaten Raum sind drei Tätowierer untergebracht und hinter dem Lager befindet sich ein Tonstudio. Dort hat sich das junge Musiklabel Outline Records eingerichtet, das sich auch um die komplette Hintergrundmusik des Ladens kümmert. Mindestens ein Mal im Monat findet Samstags am späten Nachmittag im Laden eine Jam Session mit "Open Stage" statt.
Mobile Innenausstattung
Und es ist noch mehr in Planung: Die gesamte Innenausstattung ist selbst gebaut und mobil, so kann der Shop schnell zum großen Veranstaltungsraum umfunktioniert werden. Neben den Umkleidekabinen ist eine kleine Bühne installiert. Mehr Jam Sessions oder sogar kleine Konzerte sind angedacht. Die Wände sollen weiteren Künstlern für temporäre Kunstausstellungen zur Verfügung stehen. Und die beiden Gründer planen, einen Beamer anzuschaffen, um politische Filme zu zeigen.
Auch ein Novum: Werbung macht das Kapitel II fast ausschließlich über Instagram (@DasKapitelZwei), dennoch trägt sich der Laden nach nur drei Monaten schon fast selbst. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Samstag von 12 bis 19 Uhr.
