Wie sehr die scheinbar zeitlose Musik von Johann Sebastian Bach zur Passionszeit noch immer berühren kann, erlebten die Zuhörer des traditionellen Konzertes am Karfreitag in der St. Johanniskirche in Würzburg. Das aufrüttelnde Musikereignis war diesmal nicht eine der beiden außergewöhnlichen Bach-Passionen, sondern die drei Kantaten BWV 22, 127 und 159 zum Sonntag Estomihi.
Zusätzlich erweiterten der ausgeglichen besetzte Bachchor und das Bachorchester Würzburg unter der Leitung von Matthias Querbach die inhaltliche und stilistische Bandbreite um die in den 1990er Jahren von Prof. Jürgen Blume komponierte Kantate „Christus, der uns selig macht“; ein Werk, das trotz einer ähnlichen Struktur mit einer moderat-modernen Tonsprache einen reizvollen Kontrast bot.
Die vom Bachchor vorgetragene Kantate „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ und „Du wahrer Gott und Davids Sohn“ gehören zu den zwei Probestücken für Bachs Bewerbung in Leipzig. Als Bach 1723 sein Amt als Thomaskantor antrat, nahm er die Auflage des städtischen Rates, dass die Musik weder zu lange währen noch „opernhaftig“ sein dürfe, sondern „die Zuhörer zur Andacht aufmuntert“, sehr ernst.
Das zu Lebzeiten verkannte Musikgenie komponierte in den ersten zwei Jahren bereits über 100 Werke.
Beim Würzburger Karfreitag-Konzert erzeugte die erste Kantate für Soli, Chor und Orchester eine in sich gekehrte Stimmung, die besonders von der Oboe vermittelt wurde. Durchgängig bewies Dirigent Matthias Querbeck mit einer sorgfältigen musikalischen Umsetzung Gespür für dramatische Steigerungen im Wechsel von Solo- und Tutti-Besetzungen und für die bildkräftige Ausdeutung der Texte.
Die Kantate „Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem“ thematisiert das Leiden und den Weg zum Heil durch den Tod am Kreuz und zeichnet sich durch eine ausgeprägt dialogische Struktur aus. Die Bachkantate „Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott“ kommentiert die Passion und den Kreuzestod. Der Eingangschoral wurde durch ein Rezitativ mit der Arie verbunden, begleitet von der Solo-Oboe und kurzen Flötenakkorden. Die Darstellung des Weltgerichts am jüngsten Tag leitete die Tromba ein bis ein vierstimmiger Choralsatz die Kantate beendete.
Das Solisten-Ensemble mit der Sopranistin Rahel Flassig, der Mezzosopranistin Sonja Koppelhuber, dem Tenor Maximilian Argmann und dem Bassisten Johannes Hill hatte sich mit der emotionalen Bandbreite von Schwermut, Angst, Trauer bis zu einem unbeirrbaren Gottvertrauen und Zuversicht eine schwere Aufgabe aufgeladen. Mit filigraner Transparenz, getragen vom Chor und Orchester, schufen sie eine sakrale Stimmung, die das vorgetragene Geschehen reflektierte.