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AUB: Karl Menth fertigt kleine Holzkreuze für die Kreuzbergwallfahrer

AUB

Karl Menth fertigt kleine Holzkreuze für die Kreuzbergwallfahrer

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    Kreuzweise: Karl Menth aus Aub fertigt die Holzkreuze, die viele Wallfahrer mit sich tragen.
    Kreuzweise: Karl Menth aus Aub fertigt die Holzkreuze, die viele Wallfahrer mit sich tragen. Foto: Foto: C. SCHUHMANN

    Der 60-Jährige aus Aub pilgert selbst schon seit Jahrzehnten auf den Kreuzberg. Dieses Jahr wird er zum 20. Mal dabei sein. In seinen ersten Jahren als Kreuzbergwallfahrer gab es kleine Kreuze zum Umhängen nur auf dem heiligen Berg der Franken selbst zu kaufen. Sie waren aus Metall und gefielen dem Auber nicht sonderlich. „1979 habe ich dann angefangen, selber welche zu machen“, sagt er.

    Heute ist Karl Menth, Straßenwärter und Kreisbrandinspektor, die erste Anlaufstelle in Sachen Kreuze. Jeder Wallfahrer aus Ochsenfurt und Umgebung weiß, dass er bei dem 60-Jährigen immer eines bekommen kann, um es während der sechstägigen strapaziösen Tour an einem Bändel um den Hals zu tragen. „Bei den Ochsenfurtern hat sich das eingebürgert“, erklärt Menth. Fast alle haben ein Kreuz umhängen. Manche nehmen immer dasselbe mit, andere möchten für jede Wallfahrt ein neues.

    Daheim in Aub hortet Karl Menth die schlichten Kreuze gleich tütenweise. Er macht größere und kleinere, helle und dunkle. Sein Ausgangsmaterial sind Holzreste aller Art, sofern sie eine schöne Maserung aufweisen. Das können alte Friedhofskreuze sein, Fensterrahmen oder auch ausgemusterte Vesperbrettchen.

    In der Werkstatt mitten in Aub zeigt der 60-Jährige, wie das Kreuzmachen geht. An der Kreissäge schneidet er die dünnen Stäbchen auf die richtige Länge: Er braucht ein kürzeres und ein längeres. Dort, wo die Hölzchen rechtwinkelig zusammengefügt werden sollen, macht Karl Menth eine Kerbe in jedes. Der Fachmann nennt das Überplatten.

    Wenn er gut gearbeitet hat, passen die Hölzchen perfekt ineinander. Zur Sicherheit leimt er das Ganze dann aber doch noch zusammen. Ganz oben bohrt er ein Loch, durch das später das Bändchen gefädelt wird. Damit sich niemand einen Spreißel einziehen kann, werden die Hölzer vor dem Zusammenleimen abgeschliffen und danach die Kanten gebrochen, also leicht abgeflacht. Zum Schluss überzieht Karl Menth das Kreuz mit Klarlack, und schon kann es auf die Reise gehen. Er hat noch nie einen Gedanken an den zeitlichen Aufwand verschwendet. „Vielleicht eine halbe Stunde pro Kreuz, mit allem“, meint er schulterzuckend. Menth macht die Kreuzlein, weil es ihm Freude bereitet. „Es macht Spaß, wenn man weiß, es wird gewürdigt“, sagt er. Außerdem gibt ihm die alle zwei Jahre stattfindende Kreuzbergwallfahrt viel. Während der sechs Tage kann er sich aus dem Alltag ausklinken. Zu diesem besonderen Erlebnis gehören Riten und Symbole. Die Wallfahrt hat ihren eigenen, festgelegten Ablauf mit Gebeten und Meditationen, mit dem immer gleichen Weg, dem immer gleichen Platz in der Gruppe und eben auch dem Kreuz um den Hals. Dass das Kreuz vom „Karl-Otto“, so Menths Spitzname, kommen muss, ist für viele Wallfahrer im Lauf der Jahre auch schon eine Art Ritual geworden. Karl Menth gehört zu den Wallfahrern, die jedes Mal ein neues Kreuz mit auf die Reise nehmen. „Jedes Kreuz hat eine eigene Geschichte“, sagt der Auber. Er, ein leidenschaftlicher Sammler, hat natürlich auch noch jedes einzelne Kreuz, das er jemals auf den heiligen Berg der Franken getragen hat. Ein jedes erinnert ihn an die Menschen, mit denen er gegangen ist, an die Ereignisse und Strapazen auf dieser Wallfahrt. „Außerdem wirken sie so schön, wenn alle eines umhängen haben“, gesteht er. Die Ochsenfurter Wallfahrer mit den strapazierfähigen Recyclingkreuzen aus Aub um den Hals geben ein einheitliches Bild ab. Ihre Kreuze sind ein Zeichen der Zusammengehörigkeit. Und die Pilger deshalb ein ganz besonderer Anblick auf dem Kreuzberg.

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