Das Reuerer Kloster, dessen unter Mitarbeit Petrinis gebaute Kirche das älteste barocke Gotteshaus der Stadt Würzburg ist, liegt in der einstigen Sandervorstadt. Diese Vorstadt wurde im Zuge der ersten Stadterweiterung um 1200 in die Ummauerung Würzburgs eingeschlossen. Vor der Ansiedlung der Karmeliten befand sich hier spätestens seit 1227 das Kloster der Schwestern zur büßenden Hl. Magdalena, den so genannten "Reuererinnen".
Der Orden der "Büßenden Schwestern" erlebte im 13. Jahrhundert im deutschen Raum seinen Höhepunkt mit über 40 Klöstern. Im Zuge der Reformation gingen die meisten Häuser dieses Ordens unter. Auch in Würzburg wurde das Kloster um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgegeben. Der volkstümliche Name "Reuerer" ist allerdings bis heute geblieben.
Die leer stehende Klostergebäude wurden von Fürstbischof Adolph von Ehrenfried am 15. Oktober 1527 einigen Mönchen aus Köln des von Teresa von Avila (1515-1582) und Johannes vom Kreuz (1542-1591) neu gegründeten karmelitanischen Ordenszweiges der "Unbeschuhten Karmeliten" zugewiesen. Nach dem Bezug der alten Gebäude wurden sehr rasch Pläne für einen Neubau ausgearbeitet. Nach längeren Verhandlungen stimmte der Fürstbischof den Plänen und der Finanzierung zu, doch der Verlauf des dreißigjährigen Krieges verhinderte den Baubeginn: Die zugesagten Gelder wurden "eingefroren". Die Schweden, die 1632 Würzburg brandschatzten und auch dem Kloster einen "Besuch" abstatteten, waren enttäuscht, so große Armut vorzufinden.
Erst 1655 wurden die alten Klostergebäude, mit folgendem Neubau nach den Plänen von 1628/30, und nach 1660 die Kirche abgerissen. Die Klausurgebäude waren bis 1661 fertig gestellt, während sich der Kirchenbau noch bis 1669 hinzog. Am 19. März 1669 erfolgte die Konsekrierung des Gotteshauses, das dem hl. Josef und der hl. Magdalena geweiht ist.
Das Würzburger Reuererkloster wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts vom Provinzkapitel als Studienkonvent bestimmt, in dem Philosophie, später auch Theologie, gelehrt wurde. 1764 kam das Kloster durch die große Überschwemmung, die in ganz Franken viel Unheil anrichtete, arg zu Schaden. Im Gegensatz zu dem Karmelitenkloster des Stammordens (seit 1212) in der Karmelitenstraße, das heute Teil des Rathauses ist, und allen anderen Ordensgemeinschaften wurden die Würzburger "Unbeschuhten Karmeliten" (Reuerer) 1803 nicht säkularisiert. Da das Vermögen des Klosters auf einer Wiener Bank lag, war es dem Zugriff des neuen bayerischen Staates entzogen, weshalb die Aufhebung unterblieb. Dadurch wurden die Würzburger" Unbeschuhten Karmeliten" zum Ausgangspunkt für die Wiederbelebung der bayerischen, heute deutschen Ordensprovinz.
Im Jahre 1908 wurde mit Genehmigung des Papstes der Beschluss des Stadtrates, das Kloster aus verkehrstechnischen Gründen auf Kosten der Stadt umzubauen und in die Fluchtlinie der Reuererkirche zurückzudrängen, vollzogen.
Der verheerende Bombenangriff vom 16. März 1945 verschonte auch das Karmelitenkloster mit seiner Kirche nicht. Die Mauern der Klostergänge wurden weggesprengt, das Gebäude brannte bis auf Küche und Refektorium völlig aus. Sämtliche Gewölbe der Kirche waren zerstört, die Ausstattungsstücke bis auf geringe Reste verbrannt. Etwa 500 Menschen überlebten die Katastrophe in der weiträumigen Krypta unter der Kirche, wo während des Infernos ein Kind zur Welt kam.
Der Wiederaufbau der Architektur erfolgte bis 1950. In den Jahren bis 1958 erhielt die Kirche eine schlichte, provisorische Ausstattung. Ab 1976 setzten Planungen zu einer umfassenden Neuausstattung ein, mit dem Ziel, die Vielfalt und den Reichtum der verlorenen barocken Ausstattung mit zeitgenössischen Formen und Mitteln wieder zu gewinnen. Bis 2001 konnten wesentliche Bestandteile des Konzepts umgesetzt werden.
Heute wirken die Karmeliten hauptsächlich in der Seelsorge und in der theologisch-philosophischen Ausbildung des Ordensnachwuchses. Das Würzburger Kloster beherbergt das Internationale Edith-Stein-Institut, welches sich der wissenschaftlichen Erforschung des Werkes der großen Ordensheiligen Edith Stein (1891-1942) widmet.
Das 375-jährige Jubiläum wird mit einer Festwoche begangen, die am Sonntag, 13. Oktober 2002, mit einem Orchesterkonzert um 20 Uhr beginnt. Unter der Leitung von Matthias Göttemann gelangen Werke von Bach, Mozart und anderen Meistern zu Gehör. Bischof Dr. Paul Werner Scheele zelebriert das Pontifikalamt am Ordenshochfest der hl. Teresa von Avila am Dienstag, 15. Oktober um 18 Uhr. Die anschließende Festakademie handelt von der historischen Bedeutung der Bettelorden in der Stadt Würzburg. Zum Tag der offenen Klostertür am Sonntag, 20. Oktober von 11 bis 17 Uhr, werden Kirche und Kloster der Karmeliten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Rahmen der Festwoche wird es
eine Ausstellung zur Geschichte
des Ordens und des Klosters
geben. Sie ist vom 14.-1910 von
10-12 Uhr und von 15-17 Uhr ge-
öffnet, am 20.10.,von 11-17 Uhr.