Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

RANDERSACKER: Kartoffelturm soll Werbung werden

RANDERSACKER

Kartoffelturm soll Werbung werden

    • |
    • |
    Der Sonnenstuhlturm bei Randersacker, im Volksmund auch Kartoffelturm genannt.
    Der Sonnenstuhlturm bei Randersacker, im Volksmund auch Kartoffelturm genannt. Foto: Foto: T. Baumeister

    Sie machten in diesem Jahr Furore mit dem ersten Main-Weinfest in Randersacker: Martin Göbel, Lothar Schmitt, Thomas Schenk und Florian Steigerwald. Jetzt zeigten die vier Jungwinzer des Weinortes, dass sie sich nicht nur kreative Ideen für Veranstaltungen haben, sondern für die Entwicklung ihres Heimatortes auch richtig zupacken. Gemeinsam rodeten sie den Wildwuchs, der in den vergangenen Jahren auf den Terrassen unterhalb des Sonnenstuhlturmes (in der Region auch bekannt als Kartoffelturm) entstanden ist.

    „Wir wollen damit ein Zeichen setzen und deutlich machen, dass Randersacker hinter dem Projekt Terroir F steht und es baldmöglichst umsetzen will“, begründet Thomas Schenk den Einsatz. Die jungen Männer waren selbst erstaunt, dass unter dem Gestrüpp mit Steinmauern begrenzte Terrassen zum Vorschein kamen. „Das haben wir noch nie registriert, dass das Gelände um den Turm offensichtlich einmal richtig angelegt war.“

    Hintergrund der Aktion ist der dort geplante Terroir F-Punkt für Randersacker. Die Gemeinde, der Fremdenverkehrsverein und der Weinbauverband haben sich Anfang 2014 auf eine gemeinsame Finanzierung des Projektes geeinigt. Mit der Neugestaltung des in die Jahre gekommenen Turmes, der einen einzigartige Aussicht auf den Ort, das Maintal und die Stadt Würzburg bietet, versprechen sich die Randersackerer vor allem eine touristische Aufwertung des Ortes. Die Kosten, etwa 40 000 Euro sind veranschlagt, wollen sich die Gemeinde und die beiden Vereine hälftig teilen.

    Historische Bedeutung

    Mit der Planung des gesamten Weintourismuskonzeptes Terroir F beauftragt ist das Kitzinger Büro für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung arc.grün. Gegen den derzeitigen Vorschlag für den Randersackerer Sonnenstuhlturm hatten die Denkmalschützer bei einem Termin mit den Planern allerdings Bedenken.

    Kein Problem, so äußert sich Denkmalpfleger Hans-Christoph Haas sei die Verkleidung der Brüstung mit einer umlaufenden Metallschürze. Diese, so Haas, verfremde zwar den Turm mit architektonischen Mitteln, aus denkmalfachlicher Sicht sei dies aber durchaus vorstellbar. Auf Schriftzüge wie „Randersacker“ oder „Terroir F“ solle aber wegen der historischen Bedeutung des Turms verzichtet werden. „Auch weil der Begriff tatsächlich aus der Ferne mit ,Terror‘ verwechselt werden könnte.“

    Die Planer hätten ihm beim Ortstermin zugesichert, diese Anregungen zu berücksichtigen. Unbestritten seien die weiteren gestalterischen Elemente. „Auf der Brüstung sollen die geologischen Schichten anhand von Schautafeln dargestellt werden, im Zentrum der runden Aussichtsplattform soll rundes Podest oder ein Tisch eine geologische Karte der Region zeigen. Zuletzt soll eine Tafel am Fuß des Turmes über die Geschichte des Turms informieren“, so Haas.

    Laut Bürgermeister Dietmar Vogel nicht eingeladen zum Ortstermin waren die Verantwortlichen aus Randersacker, die darüber wenig begeistert sind. „Wäre jemand von uns dabei gewesen“, sagt Stefan Morhard, der Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins, „wäre das sicher anders ausgegangen“. Schließlich sei das gestalterische Konzept so ausgelegt, dass „in keiner Weise irreparabel in das Gesamtensemble eingegriffen wird“. Soll heißen, alle vorgesehenen Elemente – die Schürze am Turm sowie die Fahnen auf dem Turm – kann man jederzeit wieder abschrauben, gefällt es nicht mehr oder hat sich das Konzept Terroir F überholt.

    Fernwirkung

    „Noch ist gar nichts verloren“, gibt sich auch Vogel zuversichtlich. „Die Planer bekommen jetzt von uns noch eine Chance nachzubessern.“

    Auf eine sichtbare Fernwirkung freilich will keiner der Verantwortlichen in Randersacker verzichten. „Wir Winzer sind enttäuscht über die Reaktion der Vertreter des Denkmalschutzes. Ohne eine deutliche Fernwirkung sehen wir wenig Sinn in der ganzen Sache. Schließlich nimmt die Gemeinde dafür richtig Geld in die Hand. Ohne Fernwirkung macht das Projekt keinen Sinn“, sagt Bruno Schmitt, Randersackerer Gemeinderat und Winzer.

    Hintergrund und weiter Informationen

    Der Kartoffelturm steht als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmalliste: „Aussichtsturm, sog. Sonnenstuhlturm, Rundturm mit konisch zulaufendem Unterbau und Aufgangsrampe, Bruchsteinmauerwerk, ehem. bez. 1933.“ Der Aussichtsturm wurde 1932 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der örtlichen Steinindustrie gefertigt. Kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde 1933 ein monumentales Hakenkreuz angebracht, um die Fernwirkung der Landmarkte gezielt auszunutzen. Daher wird das Gebäude im Volksmund auch als Hitlerturm bezeichnet und gilt als Denkmal des Dritten Reiches. Seine Geschichte erfordert einen sorgsamen Umgang mit dem Denkmal.

    Die Bezeichnung Terroir F steht als weintouristische Marke für so genannte magische Orte in Franken, Aussichtspunkte, die neben dem weiten Blick in die fränkische Landschaft auf besondere Weise die Vielschichtigkeit der Region zeigen sollen. Durch die Gestaltung als Terroir F sollen Besucher, so die Idee dahinter, nicht nur die Aussicht genießen, sondern außerdem etwas dazulernen können. Das Konzept ist entstanden aus der Arbeit des Fränkischen Weinbauverbandes, der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, der Fränkisches Weinland Tourismus GmbH und des Tourismusverbands Franken. Die zwölf bedeutendsten Orte im fränkischen Weinland sollen dabei mit Themenpunkten rund um den Wein gekennzeichnet werden. Fertig gestellt ist neben den Kitzinger Projekten (Iphofen und Volkach) im Landkreis Würzburg lediglich das terroir in Sommerhausen. Umstritten und derzeit auf Eis gelegt ist das Terroir F in Würzburg, die geplante kubische Aussichtsplattform an der Steinburg.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden