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WÜRZBURG: Kein Boykott der Augustinerkirche

WÜRZBURG

Kein Boykott der Augustinerkirche

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    Alles anders seit der Sanierung: In der neugestalteten Augustinerkirche sitzen die Gläubigen um den Altar herum, während der Priester den Gottesdienst zelebriert.
    Alles anders seit der Sanierung: In der neugestalteten Augustinerkirche sitzen die Gläubigen um den Altar herum, während der Priester den Gottesdienst zelebriert. Foto: Foto (2): Norbert Schwarzott

    Es ist ein normaler Vormittag in der Innenstadt. Passanten hasten durch die Fußgängerzone in der Schönbornstraße, Kunden zu den Einkaufsläden. Einige Besucher gehen die paar Stufen zur Augustinerkirche hoch und treten ein. Dort sehen sie sich einem neuen Kirchenmodell gegenüber, die klassische Aufteilung ist aufgehoben: In der Mitte des Kirchenraumes steht ein verschiebbarer Altar, der Organist spielt die große Orgel ebenfalls von einem Pult auf dieser Ebene. Etwa 60 Gläubige jeden Alters sitzen in der Kirche des Augustinerordens im Kreis um den Altar, an dem Pater Albrecht den Gottesdienst zelebriert.

    Die neugestaltete Kirche wirkt kühl in ihrem blendenden Weiß und mit ihrem bunten, modernen Kreuzweg. Viel Kritik, aber auch Lob gab es für die mutige Sanierung, die der Bau- und Kunstreferent der Diözese, Jürgen Lenssen, in ganz enger Abstimmung mit dem Kloster umgesetzt hat. Viel ist vom alten Erscheinungsbild nicht übrig geblieben.

    60 Gläubige bei einer Messe an einem Werktag, das sieht nicht nach einem Boykott der Innenstadt-Kirche aus. Pro und Kontra hatten sich in öffentlichen Foren und in Leserbriefen dieser Zeitung die Waage gehalten. Das spiegelte auch eine Kurzumfrage im Gotteshaus am Dominikanerplatz wider. „Das ist zu modern, der Charme fehlt, ich finde mich nicht mehr zurecht“, sagte eine etwa 70-jährige Würzburgerin. Und: „Das ist nicht mehr unsere Augustinerkirche.“ Dafür meditiert eine junge Frau jetzt häufiger in ihrer Mittagspause im Gotteshaus, das sie einfach aus Neugier über die öffentliche Diskussion besucht hatte. Und eine äußerst aktive 83-jährige Besucherin sieht den Umbau nur positiv.

    „Eine militante Gruppe störte sogar massiv unsere Gottesdienste.“

    Pater Peter Reinl Augustiner

    Verantwortlich für das neue Konzept ist die Würzburger Ordensgemeinschaft unter Prior Peter Reinl. Von den 27 Brüdern waren neun in der Pastoralgruppe, die Vorschläge für Lenssen erarbeitete. Da gab es heftige Diskussionen, erinnert sich Reinl. Dann einigte sich die Gruppe auf die Neuausrichtung zum Thema „Trauer“. „Wir wollen als Bettelorden Trauerarbeit leisten“, sagt Reinl. „Und dafür haben wir unsere Kirche umgebaut.“ Das zeigt sich an den abgetrennten kleineren Einheiten, wo Menschen alleine oder gemeinsam um Verstorbene trauern können.

    Nach dem gläsernen Eingangsbereich und einer Stahlwand öffnet sich der „ZwischenRaum“. Dort, vor einer goldenen Mauer, liegt das Buch der Namen. Dort können Menschen die Namen von Freunden oder Verwandten eintragen, die sie verloren haben. Und dieses Buch mussten die Augustiner schon vor den Umbau-Kritikern retten. Reinl: „Aus Unwissenheit wurde das Buch der Trauer für ganzseitige harsche Kritiken benutzt. Wir mussten es sicherstellen und die Schmäh-Aussagen mit Gold übermalen lassen.“ Seit der Sinn des Buches für Besucher erklärt wird, ist nichts mehr vorgekommen. Und das zweite Buch für Anregungen wird nach wie vor bestens genutzt.

    Es war in der Anfangsphase nicht leicht. Am 26. November öffneten sich die Kirchenpforten wieder und die Kritiker machten mobil, sagt Reinl. „Da standen Leute vor unserer Kirche und forderten Passanten auf, die 'verschandelte Kirche' anzuschauen. Eine militante Gruppe störte sogar massiv unsere Gottesdienste.“ Der Prior forderte sie auf zu gehen. Doch die Gesamtbilanz fällt zwei Monate später gut aus: Im Advent kamen werktags mehr als 100 Menschen in die Gottesdienste und am Wochenende verzeichnen die Augustiner deutliche Zuwächse.

    „Wir merken, dass die Leute seit dem Umbau verstärkt den Kontakt zu uns suchen. Sie wollen die Kirche und das Konzept erklärt haben“, sagt der Prior. Und hat darauf reagiert: Etwa 1000 Besucher haben die Augustiner schon geführt und nur zehn Prozent blieben dann bei der harschen Kritik. Allerdings gibt es nach den Führungen viele Diskussionen. „Ich habe in den wenigen Wochen seit der Neueröffnung mehr Menschen kennengelernt, als die ganzen Jahre zuvor während meiner Arbeit in Würzburg.“

    Immer wieder taucht bei Führungen die Frage auf, wohin die Kirchenausstattung gekommen ist, die nicht mehr gebraucht wird? Reinl: Zwei alte Bilder liegen sicher im Depot der Diözese. Der Kreuzweg aus dem Jahr 1908 kam als Leihgabe in eine Pfarrei und die Kirchenbänke nach Stadtschwarzach. In der Augustinerkirche stehen ja jetzt bequeme Stühle.

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