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Würzburg: Kein Happyend für die Geschichte eines verschrobenen Genies

Würzburg

Kein Happyend für die Geschichte eines verschrobenen Genies

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    Alexander Mazur als Alan Turing.
    Alexander Mazur als Alan Turing. Foto: Markus Rakowsky

    Er war ein Sonderling, ein mathematisches Genie, ein Visionär, ein Hacker. Der Name dieses 1912 geborenen britischen Wissenschaftlers, der während des Zweiten Weltkriegs eine Rechenmaschine zum Dechiffrieren des Enigma-Codes der Nazis entwickelte: Alan Turing. Über dem bahnbrechenden Werk des Urvaters des Computers und der Künstlichen Intelligenz lag jahrzehntelang der Mantel des (Ver-)Schweigens. Auch sein privates Leben blieb lange im Verborgenen. Er beendete es im Alter von 42 Jahren aufgrund einer erzwungenen menschenunwürdigen Hormonbehandlung gegen seine (damals strafbewehrte) Homosexualität. Eine Haftstrafe war für Turing keine Alternative, da er im Gefängnis nicht hätte wissenschaftlich arbeiten können.

    Die Geschichte dieses tragischen Helden erzählt das im Wesentlichen wahre Stück "Die Turing-Maschine" des Schriftstellers Benoît Solès. Ineinander verwobene Handlungsstränge, die zeitlich hin und her springen, stellen die wichtigsten Abschnitte von Turings Leben dar. Das Kammerspiel steht nun auf dem Programm der Theater Werkstatt in Würzburg. Anna Lußem hat es klug inszeniert und vertraut dabei auf die Präsenz der beiden Akteure.

    Jede Geste, jeder Blick sitzt

    Lukas Nicht als Arnold Murray.
    Lukas Nicht als Arnold Murray. Foto: Markus Rakowsky

    Die Titelfigur spielt Alexander Masur. Sein Turing zeigt ein Genie mit kindlichem Gemüt. Unsicherheit und Angst versucht er durch unmäßigen Redefluss – "wie ne Schallplatte mit Sprung" - zu kaschieren. Dieser zutiefst verletzliche Mann zahlt für Zärtlichkeit, lässt sich demütigen, bestehlen, als "Hofnarr" beschimpfen. Nur wenn es um wissenschaftliche Fragen, Erkenntnisgewinn geht oder darum, dem Publikum seine normal Sterblichen unbegreifliche Arbeit zu erklären, zeigt er beeindruckende Hartnäckigkeit, sicheren Instinkt. Bei Masur sitzt jede Geste, jeder Blick.

    Der zweite Mann auf der Bühne, Lucas Nicht, muss seine Rollen immer wieder wechseln – was ihm bestens gelingt. Mal tritt er als argwöhnischer, Spionage witternder Ermittlungsbeamte Mick Ross auf, mal als Turings schwuler, auf eigenen Vorteil bedachter Gespiele Arnold Murray. Auch den arroganten Hugh Alexander, permanent Druck ausübender Vorgesetzter des verschrobenen Genies in der streng geheimen militärischen Nachrichtenzentrale der Briten, wo "die Crème de la Crème zum Knacken des kompliziertesten Problems der Welt" arbeitet, mimt Nicht überzeugend.

    Verdienter, lang anhaltender Applaus am Premierenabend für ein sehenswertes Stück auf einer von Markus Rakowsky symbolträchtig ausgestatteten Bühne: überdimensionale Leiterplatte an der Rückwand, eine Schale voll Äpfel, auf die Turing ein angebissenes Exemplar legt, was an ein weltberühmtes Logo erinnert.

    Auf dem Spielplan bis 26. Oktober. Karten unter Tel.: (0931) 59400, Info: theater-werkstatt.com.

    Alexander Mazur.
    Alexander Mazur. Foto: Markus Rakowsky
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