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WÜRZBURG: Kein Jodeln in der Amtsstube

WÜRZBURG

Kein Jodeln in der Amtsstube

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    Städtische Ordnungskräfte überwachen auch die Qualität von Straßenmusikern. Doch bevor der Künstler überhaupt in der Fußgängerzone spielen kann, braucht er eine kostenpflichtige Genehmigung vom Rathaus.
    Städtische Ordnungskräfte überwachen auch die Qualität von Straßenmusikern. Doch bevor der Künstler überhaupt in der Fußgängerzone spielen kann, braucht er eine kostenpflichtige Genehmigung vom Rathaus. Foto: FOTO Thomas Obermeier

    „Na, dann spiel doch 'mal La Paloma auf der Gitarre“, solche Sprüche müssen sich Straßenmusiker bei der Stadt Würzburg nicht anhören, wenn sie sich um eine Auftrittsgenehmigung für die Innenstadt bemühen. Am Tag können fünf Bescheide vergeben werden, für Einzelkünstler und für Bands mit bis zu vier Musikern. Die haben dann zwischen 10 und 19 Uhr freie Platzwahl, müssen aber alle halbe Stunde woanders hinziehen. Das Straßenmusiker-Leben hat auch in Würzburg ganz schön an Freiheit verloren und ist reglementiert.

    Zehn Euro pro Tag kostete das Papier bisher, nun hat die Stadt den Betrag auf fünf Euro reduziert. Das klingt fair, denn um die zehn Euro für die amtliche Genehmigung zu erspielen, musste mancher Musiker ganz schön lange die Saiten quälen oder seine Stimmbänder. Eine weitere Verbesserung hat Einzug gehalten: Bisher mussten die Musiker ihre Tickets an den Werktagen abholen. Das monierte auch der Dachverband freier Würzburger Kulturträger. Da müsse doch ein Gitarrist aus Regensburg am Freitag nach Würzburg, um die Genehmigung für Samstag zu kaufen. Jetzt kann man am Freitag das Papier für drei Tage erwerben.

    Und auch die Männer und Frauen des kommunalen Ordnungsdienstes, die für Recht und Gesetz auf Würzburgs Straßen sorgen, verkaufen neuerdings die Erlaubnisscheine und überprüfen natürlich die Einhaltung der Satzung.

    Wer nun glaubt, die Straßenmusiker reißen sich um die Papiere und fünf reichten nicht aus, der täuscht sich. Neun: „Es werden bei weitem nicht alle Erlaubnisscheine ausgenutzt.“

    Im Jahr 2007 waren es lediglich 190, in 2008 bisher 80 Abnehmer. Es gibt natürlich auch viele Musiker, die einfach los spielen und hoffen, nicht kontrolliert zu werden, sagt der städtische Beamte.

    „Die Stadt muss schon im Interesse ihrer Bürger dafür sorgen, dass in Würzburg gute Straßenmusik angeboten wird“, sagt Pressesprecher Ole Kruse. Und schließlich nutzten die ja auch öffentliche Flächen für ihre Auftritte.

    Also, wie wählt man die Musiker aus, wie trennt man gute von schlechten oder sortiert gar Bettler aus, die überhaupt keine Musik machen können? „Wenn einer kommt, glaube ich ihm erstmal grundsätzlich, dass er spielen kann“, sagt Neun. Die Leute vom Ordnungsdienst prüfen das dann aber in den Fußgängerzonen und auf dem Marktplatz nach und teilen Neun ihre Beobachtungen mit.

    „Da gab es ein Pärchen mit Rollstuhl, das konnte gerade mal ein Lied spielen, das haben wir schnell unterbunden.“ Oder der Mundharmonika-Mann, der sich sein Instrument in den Mund steckte, keinen Ton von sich gab aber die Hand aufhielt. Die schwarzen Schafe merkt sich Neun und spricht sie bei nächster Gelegenheit an. Wenn sich nichts ändert, gibt es keine Genehmigung mehr.

    Es gibt viele Regeln zu befolgen – Ort wechseln, der Marktplatz ist tabu bei Veranstaltungen und Messen, keine Trompeten oder Trommeln, keine Verstärker – und dennoch haben die Straßenmusiker die Lust auf Würzburg nicht verloren: Mehr als 300 Künstler werden am 6. und 7. September beim 5. internationalen Straßenmusikfestival an 17 Plätzen in Würzburg spielen.

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