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WÜRZBURG: Kein radfahrerfreundlicher Umbau der Löwenbrücke

WÜRZBURG

Kein radfahrerfreundlicher Umbau der Löwenbrücke

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    Bleibt ein Abenteuer: Radfahren auf der Löwenbrücke.
    Bleibt ein Abenteuer: Radfahren auf der Löwenbrücke. Foto: Foto: Daniel Peter

    Wenn an diesem Donnerstag die Beratungen der Stadträte zum Haushalt 2017 beginnen, fehlt im Entwurf der Verwaltung ein noch vor zwei Jahren nach einem schweren Unfall als extrem wichtig eingeschätztes Verkehrsprojekt: der fußgänger- und radfahrerfreundliche Umbau der Löwenbrücke.

    Wie's aussieht, wird dieses auf über drei Millionen Euro taxierte Vorhaben auch in absehbarer Zeit nicht kommen, wenn überhaupt. Akute Sicherheitsprobleme kann Stadtbaurat Christian Baumgart dennoch nicht erkennen.

    Das Projekt ist erst mal auf Eis gelegt, erklärt Baumgart gegenüber der Redaktion. Das liege nicht zuletzt an der massiven Kritik aus Reihen des Radverkehrsbeirates, speziell der Interessengruppen der Radfahrer. Diese wollten eine Lösung, die für sie zwar die beste sei, die aber Abstriche vor allem beim Autoverkehr fordere.

    „Das ist nicht machbar“, erklärt Baumgart. Denn die aus Platzmangel problematische Verkehrsführung über die Löwenbrücke mit Fußgänger-, Radfahrer-, Auto- und Straßenbahnverkehr sei nur mit einem Umbau der benachbarten Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße/Saalgasse zu verbessern.

    Die Kreuzung ist eine der meist befahrenen in der Stadt. Täglich passieren sie zwischen 18 000 und 22 000 Autofahrer. Ein Verschlechterung beziehungsweise Verlangsamung des Autoverkehrs, beispielsweise durch Aufstellspuren für Radfahrer auf der Fahrbahn, kommt für Baumgart nicht in Frage. Bereits im vergangenen Sommer – bei der Vorstellung der von der Stadt ausgearbeiteten Pläne – hatte Baumgart betont: „Alle müssen Kompromisse machen“, es werde keine Verkehrsteilnehmergruppe vorrangig behandelt.

    Die Konzepte des Baureferates sahen im Wesentlichen vor, die rechte Stadtauswärtsspur auf der Löwenbrücke zum Radweg zu machen, eine Abfahrtsrampe für die Radfahrer zur Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße und die Führung des Radverkehrs auf einem Weg entlang des mainseitigen Teils der Mergentheimer Straße.

    Diese Lösung hätte eventuell auch finanzielle Vorteile: Um mögliche Fördergelder zu bekommen, müsste die Kreuzung „leistungsfähiger“ werden – sprich, der Autoverkehr darf zumindest nicht langsamer fließen.

    Radfahrer kritisieren Umwege

    Das Konzept des Rathauses stieß und stößt beim Radverkehrsbeirat auf massive Ablehnung. Dem über 50-köpfigen Gremium, das den Stadtrat in allen den Radverkehr betreffenden Fragen berät, gehören neben dem Oberbürgermeister, Vertretern der Stadt und der Polizei auch Interessenverbände wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der Verkehrsclub Deutschland (VCD), die AG Radverkehr der Lokalen Agenda 21 oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) an.

    Hauptkritikpunkt am Verkehrskonzept für die Löwenbrücke: „Das ist keine Planung für den Radverkehr“, moniert Hans-Jürgen Beck vom ADFC. Die Radfahrer müssten „völlig umständliche Umwege“ in Kauf nehmen, teils über zu steile Rampen an den Brücken-Enden. Hinzu kämen zeitraubende Ampel-Stopps. Das Konzept sei in erster Linie danach ausgerichtet, den Verkehrsfluss für die Autofahrer wie an der Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße zu optimieren.

    Auch die Planungsvariante, die rechte der beiden stadtauswärts führenden Autospuren auf der Löwenbrücke zu einem 2,50 Meter breiten Radweg umzufunktionieren, stößt beim ADFC auf wenig Gegenliebe.

    Nachdem die Radfahrer auf dem Weg in beide Richtungen fahren würden, ergäben sich Probleme mit den Anbindungen jeweils am Brückenanfang bzw. -ende, kritisiert Becks ADFC-Vorstandskollege Thilo Wagenhöfer. „Das ist alles nicht durchdacht und nicht bedarfsgerecht für Radfahrer.“

    Schlechte Situation bleibt

    Die beiden ADFC-Vertreter hätten auf der Brücke lieber rechts und links jeweils einen Schutzstreifen für die Radfahrer parallel zur Fahrtrichtung der Autofahrer. Da es dabei stadteinwärts Probleme mit den Straßenbahngleisen gebe, müsste man diese entweder mehr in die Straßenmitte verlegen oder den Fußgängerverkehr nur auf der anderen Seite über die Brücke führen.

    Generell wolle man den Radverkehr auf der Straße haben und im Verkehr mitfließen lassen, sagt Beck – zum Beispiel mit Aufstellstreifen an den Ampeln und eigenen Schutzstreifen neben der Fahrbahn, wie es auch das jüngst beschlossenen Radverkehrskonzept der Stadt vorsieht.

    Diese Vorschläge, hinter denen nicht nur der ADFC, sondern auch die anderen Rad-Interessenvertreter stünden, habe man dem Baureferat gemacht – allerdings ohne Erfolg. Begründung: Dann sei, wie schon vom Stadtbaurat angeführt, die „Leistungsfähigkeit“ der Verkehrsführung an der Löwenbrücke und der Kreuzung Mergentheimer Straße/Leistenstraße nicht mehr gegeben.

    Wenn jetzt aber für den Radverkehr an und auf der Löwenbrücke gar nichts getan wird? „Die Situation ist bekanntlich schon schlecht“, sagen Beck und Wagenhöfer. „Doch bei der Umsetzung der städtischen Pläne wäre sie noch schlechter.“

    Verbesserung durch Tempo 30

    Somit bleibt die Überquerung der Löwenbrücke für Radfahrer ein großes Abenteuer. Diesem versuchen die meisten zu entgehen, indem sie die nur 1,50 Meter breiten Gehwege benutzten. Doch auch ohne Umbauten auf und an der Brücke sieht Stadtbaurat Baumgart „keine relevanten Sicherheitsprobleme“.

    Allein die Einführung von Tempo 30 auf der Löwenbrücke und den Auffahrten habe schon zu einer „signifikanten Verbesserung“ geführt. Das Tempolimit gilt seit zwei Jahren, nachdem ein Autofahrer auf der Brücke auf den Gehweg geraten war und einen kleinen Jungen im Kinderwagen lebensgefährlich verletzt hatte.

    Zumindest eine Verbesserung aus dem städtischen Planungskonzept soll es bald geben: Damit Kinder und Eltern ungefährdeter die Kita an der Löwenbrücke erreichen, wird dort am unteren Teil der Mergentheimer Straße eine Fußgängerampel eingerichtet.

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