Seit 2009 waren Nutzer des Rad- und Gehwegs am Ludwigkai aufgerufen, anhand einer Teststrecke über neun verschiedene Weg-Oberflächen ihr Urteil abzugeben. Das Ergebnis liegt nun vor. Es fiel aus wie beim Einkaufen im Modegeschäft. Zielsicher greift man zuerst zum teuersten Stück, um nach dem Blick auf das Preisschild mit dem Abwägungsprozess zu beginnen.
Testsieger war der Abschnitt Nummer Vier mit der Bezeichnung „Terraway“. Dieser hat eine wasserdurchlässigen, kunstharzgebundenen Bauweise, bietet gute Sicherheit beim Begehen und Befahren, schmutzt nur wenig und wurde als „komfortabel“ bewertet. Mit 69 Euro Kosten pro Quadratmeter ist diese Variante allerdings fast doppelt so teuer wie die angebotenen Alternativen aus Pflasterung oder Asphalt – oder sogar dreimal so teuer wie der nicht sonderlich geliebte „Würzburger Weg“.
Dahinter verbirgt sich eine wassergebundene Bauweise „nach der Rezeptur des Würzburger Gartenamts“, wie es im Bericht zum Radwege-Management des städtischen Baureferats heißt. Solch wassergebundene Decken lehnen die Radler generell ab, weil nach tagelangem Regen Pfützen stehen und der feuchte und schlammige Boden Dreckspritzer auf Kleidung und Fahrrad verursacht. Es bilden sich auch sehr schnell Spurrillen. Bei längerer Trockenheit kommt es hingegen zu einer unvermeidlichen Staubentwicklung.
Es sind wichtige Erfahrungen, die auf der Radweg-Teststrecke gesammelt wurden. So gab es im August vergangenen Jahres auch eine Verkehrszählung. Allein zwischen acht und 18 Uhr frequentierten 2116 Fahrradfahrer und 638 Fußgänger die Teststrecke. An schönen Sommertagen, so die Einschätzung der Experten, wären diese Zahlen auf der der stark frequentierten Verkehrs- und Freizeitachse zu verdoppeln. Über 350 Würzburger und Touristen meldeten sich über die Homepage des Baureferats (www.wuerzburg.de/teststrecke). In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim wurde zudem ein Fragebogen erarbeitet und eine Befragung mit Radlern, Fußgängern und Joggern durchgeführt.
Die Ergebnisse, was den Belag angeht, waren eindeutig. Nun wird es darum gehen, welche Schlüsse Verwaltung und Stadtrat daraus ziehen. Sicher scheint, dass alle Nutzer der Wege auch bei Schmuddelwetter sicher und sauber an ihr Ziel kommen wollen. Vor allem von den Radsportlern sind glatte Oberflächen gefragt. Ökologen und Umweltschützer möchten, dass Regenwasser versickern kann und nicht in Kanäle ablaufen muss.
Nach zwei Jahren Teststrecke hat die Bauverwaltung aber allen Befestigungen eine uneingeschränkte Funktionstüchtigkeit attestiert. Dabei wurden auch Winter-Situationen berücksichtigt. An den Belägen, die als Muster von verschiedenen Firmen installiert worden sind, wurden keine Bauschäden festgestellt.
Im Stadtrat hat man den Bericht zum Radwege-Management durchwegs positiv zur Kenntnis genommen. Oberbürgermeister Georg Rosenthal sieht die vielen kritischen Diskussionen um die Radwege in Würzburg für nicht gerechtfertigt. Die Stadt bekomme in der Durchgängigkeit der Radwege zunehmend eine andere Qualität.
Auch der Fahrradweg entlang der Mergentheimer Straße – „ein wunderbarer Weg“ – werde endlich eine ordentliche Oberfläche bekommen, da werde auch der Zweckverband Naherholung mithelfen, versprach der Oberbürgermeister. Bezüglich der Kosten für die Oberflächen meinte Rosenthal, dass man nicht überall mit dem gleichen Material arbeiten müsse.