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WÜRZBURG: Kein Tatverdacht gegen Leiter des Goldenen Kinderdorfs

WÜRZBURG

Kein Tatverdacht gegen Leiter des Goldenen Kinderdorfs

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    Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen den früheren Leiter des Goldenen Kinderdorfs im Würzburger Stadtteil Gartenstadt Keesburg eingestellt. Es bestehe kein „hinreichender Tatverdacht“, sagte Oberstaatsanwalt Burkhard Pöpperl auf Nachfrage dieser Zeitung.

    Wie berichtet, war der 61-Jährige Mitte Oktober vom Träger des Kinderheims, dem Verein „Familie und Kind“, in Absprache mit der Caritas fristlos entlassen worden. Zuvor hatte die umstrittene RTL2-Sendung „Tatort Internet“ gezeigt, wie der Mann in Internet-Chatrooms versucht hat, Kontakt zu Minderjährigen aufzunehmen. Mit einer vermeintlich 13-Jährigen – gespielt von einem RTL2-Lockvogel – hatte er sich verabredet und getroffen.

    Strafrechtlich relevant war dieses Verhalten nicht, sagte Pöpperl. Darüber hinaus habe die Staatsanwaltschaft im Kinderdorf und im privaten Umfeld des Beschuldigten ermittelt. Dabei habe man „keinerlei Anzeichen“ für sexuelle Kontakte des Mannes zu Minderjährigen gefunden. Die Überprüfung der dienstlichen und privaten Computer auf kinderpornografische Darstellungen sei „absolut negativ“ verlaufen.

    „Froh“ darüber, dass das Verfahren gegen den 61-Jährigen eingestellt wurde, ist man bei der Caritas. Diözesanvorsitzender Clemens Bieber hatte unmittelbar nach Bekanntwerden des Falls interne und externe Untersuchungen im Goldenen Kinderdorf initiiert. Psychologen sprachen mit den 35 Jugendlichen vom Grundschulalter bis zur Volljährigkeit, die in dem Heim betreut werden. Hinweise auf Übergriffe hätten sich dabei nicht ergeben.

    Er hoffe, so Bieber, dass der früherer Heimleiter nach Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen zur Ruhe komme. Mittlerweile habe man sich mit dem 61-Jährigen auf eine einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses geeinigt.

    Gleichwohl sei es richtig gewesen, den Heimleiter unmittelbar nach der RTL2-Sendung zu kündigen. Dass er unabhängig von der strafrechtlichen Bewertung des Falles nicht mehr in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sein konnte, habe der 61-Jährige in Gesprächen selbst eingesehen.

    Der Fall des Kinderdorf-Leiters hatte im Herbst bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Mittelpunkt dabei die RTL2-Sendung „Tatort Internet“, in der unter anderem Stefanie zu Guttenberg, die Frau des Bundesverteidigungsministers, und der frühere Hamburger Innensenator Udo Nagel vor den Gefahren warnen wollten, denen Kinder durch die Anmache im Internet („Cyber-Grooming“) ausgesetzt sind.

    Kritiker wie Caritas-Chef Bieber warfen dem Sender vor, mit seinen Recherchemethoden vor allem auf hohe Einschaltquoten und weniger auf Aufklärung zu setzen. Sonst hätte man beispielsweise das Filmmaterial, das den Würzburger Heimleiter beim Chatten und Treffen mit dem Lockvogel zeigt, gleich nach der Aufzeichnung im Mai und nicht erst nach der Ausstrahlung im Oktober an die Caritas und die Justiz übergeben müssen. Zu Guttenberg äußerte sich zu den Vorwürfen gegenüber dieser Zeitung trotz mehrerer Nachfragen nicht.

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