Passen Kunststofffenster in alte Häuser? In Würzburg wird darüber heftig gestritten. Mit einem klaren Ja beantwortet Kreisheimatpfleger Herbert Haas (Randersacker) die viel diskutierte und umstrittene Frage.
Bei einem Rundgang durch Aub machte Haas gemeinsam mit seinem Kollegen Hans Schmelz das auch Landrat Eberhard Nuss deutlich. Oder anders gefragt: Können Kunststofffenster das Bild einer geschlossenen, gewachsenen Bebauung, wie man sie in Aub findet, stören? Nein, sagt Haas. Weder am Marktplatz noch in der Harbachstraße, weil Fensteröffnungen und –materialien nicht dominierend sein sollen.
In der fränkischen Fassadenvielfalt, bei verschiedenen Dachformen und Abdeckungen, spiele das Fenster eine untergeordnete Rolle. Außerdem könne man auf den ersten Blick ein Kunststofffenster nicht von einem weißgestrichenen Holzfenster unterscheiden. „Wir reden hier aber nicht über denkmalgeschützte Häuser, dafür ist das Landesamt für Denkmalpflege zuständig“, so Haas weiter.
Außerdem gebe es einige Vorteile: Die Fenster aus Kunststoff brauchen keine Pflege und kosten rund fünf Prozent weniger als Holzfenster. Allerdings, so räumte er ein, müssen sie qualitativ hochwertig sein.
Im Vergleich dazu brauchen weiße Holzfenster sporadische Pflege, die davon abhängt, ob die Hausfassade wetterexponiert ist, mehrere Geschosse hat und ob ein schützender Dachvorsprung vorhanden ist. Die Nordfassade eines Hauses in der Harbachstraße steht so geschützt, dass hier Holzfenster genauso lange halten wie die aus Kunststoff, meinte der Fachmann.
Für den Landrat war die Toleranz gegenüber Kunststoff sehr aufschlussreich. Das hätte er so nicht erwartet, sagte er. Aber Günter Führich vom Landratsamt bevorzugt in der Fensterfrage immer die „Einzelfallentscheidung“. Außerdem seien Kunststofffenster oft gar nicht so lange haltbar wie propagiert. „An Wetterfassaden verwittern die auch“, meinte er. Und es gebe auch Holzfenster, die man 14 bis 15 Jahre nicht streichen muss.
In Aub jedenfalls ist die Frage der Fenster in der Gestaltungssatzung geregelt. Ein Bürgerbegehren hat erreicht, dass Fenster, Türen und Tore auch in Kunststoff gestaltet werden dürfen, erklärte Bürgermeister Robert Melber. Auch die Stadt lege größten Wert auf hohe Qualität und berät interessierte Bürger. Allerdings wolle man auch das Bewusstsein für Holzfenster schaffen.