Zu Anfang des Wintersemesters wogte eine wahre Flut Studierender gen Würzburg. Über 2800 Erstsemester begannen ihr Studium in der Domstadt.
Mehr als 300 Studierende fanden keine Bleibe. "Die Lage war sehr angespannt", blickt Josef Wenzel zurück. "Sie haben uns die Bude eingerannt und wollten, dass wir ihnen ein Zimmer zur Verfügung stellen", ergänzt er. Man wollte auch niemanden unter der Brücke schlafen lassen. Die Wohnheime sind und waren voll.
Ebenso wie die Studierenden selbst drängte der Sprecherrat auf Hilfe vom Studentenwerk und der Stadt. Ersteres fasste unbürokratisch und schnell den Entschluss, eine Notunterkunft einzurichten - im Biblischen Institut, direkt neben dem Sandermare.
Interesse gab es schon, gekommen sei letztendlich aber niemand, um die Notunterkunft in Anspruch zu nehmen, erklärt Josef Wenzel zur Nutzung der Unterkunft. Er vermutet, dass zahlreiche Studierende bei Freunden und Bekannten in Würzbug untergekommen sind. Manche aus der Umgebung und der Region nähmen Anfahrtswege von bis zu 100 Kilometern auf sich, bis sie eine Bleibe gefunden hätten, so der Studentenwerks-Chef. "Es ist für uns oft aber nicht nachvollziehbar, wo die Studenten untergekommen sind", fügt er hinzu.
Weshalb doch keiner die Notunterkunft nutzen wollte, erklärt Martin Bielwaskivon der Studierendenvertretung: "Es lag vor allem an der Berichterstattung in der MAINPOST." Denn auf die Artikel im November hin hätten sich derart viele Würzburger gemeldet, dass die meisten Wohnungssuchenden vermittelt werden konnten. "Da riefen Senioren an, die Wohnwägen, ein Kämmerchen oder gar leerstehendeWohnungen ausgemacht hatten. Das waren teilweise sehr herzzerreißende Geschichten", sagt Bielawski.
Pro Tag meldeten sich im Schnitt 20 Anrufer im Sprecherratsbüro an der Hublanduni und boten ihre Hilfe an. Ein Karteikasten, voller gelber Zettel, gibt im Sprecherratsbüro Aufschluss über die zur Verfügung stehenden Unterkünfte in Würzburg.
Dank an Studentenwerk
"Wir sind dem Studentenwerk sehr dankbar, dass es so schnell geholfen hat. Auch wenn niemand die Notunterkunft nutzen musste, so war es nötig und richtig sie anzubieten. Ohne die Hilfe der Würzburger hätten wir sie wirklich gebraucht", betont Bielawski. Er sieht die Aktion als guten Anfang für das nächste Semester: "Da wird solch eine Einrichtung sicher wieder nötig werden." Auch Josef Wenzel ist bereit, im nächsten Wintersemester wieder die Notunterkunft einzurichten. Aber: "Wir können die Räume nicht ewig freihalten. Für drei bis fünf Wochen ist es aber machbar."