Die Würzburger Kickers wollen einer der größten Fußballvereine in Unterfranken mit rund 1600 Mitgliedern werden: Die Mitgliederversammlung des Vereins hat am Montag ohne Gegenstimme eine Satzungsänderung beschlossen und damit den Weg zur geplanten Fusion mit dem Post SV Sieboldshöhe frei gemacht. Rothosen-Präsident Michael Schlagbauer und Daniel Sauer, Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers AG, beklagten dabei in Anwesenheit von Hauptsponsor Thorsten Fischer erneut die mangelnde Unterstützung von Seiten der Stadt und übten scharfe Kritik an Teilen des Stadtrats und der Verwaltung.
Sauer: „Team wird die fehlenden Punkt zum Klassenerhalt bald holen.“
Daniel Sauer ist sich sicher, dass Trainer Bernd Hollerbach und seine Mannschaft im sportlichen Bereich bald die Trendwende schaffen, ihre Negativserie beenden und die zum Klassenerhalt in der 2. Bundesliga fehlenden Punkte holen. Sein Vertrauen darauf, die zur weiteren Entwicklung des Clubs nötige Unterstützung von Seiten der Kommune zu bekommen, hält sich dagegen in engen Grenzen. Mit noch deutlicheren Worten als bereits in einem Interview auf der Webseite des Vereins Ende vergangener Woche sprach Sauer vor 147 Rothosen-Mitgliedern über „Bedenkenträger oder Leute, die uns nicht immer etwas Gutes wollen“.
„Alexander Kolbow hat sich selbst ins Abseits gestellt“
Explizit nannte der Kickers-Chef den Vorsitzenden der SPD-Stadtratsfraktion: Alexander Kolbow hatte nach dem Ende der geplanten Stadiongesellschaft in der vergangenen Woche vor allem Oberbürgermeister Christian Schuchardt in einer Pressemitteilung hart attackiert. Damit habe sich Kolbow „selbst ins Abseits gestellt“, sagte Sauer. Finanzielle Förderung des Profi-Fußballs sei beste Imagewerbung für die Stadt und Wirtschaftsförderung pur: „Es ist nicht so, dass wir durch die Unterstützung der Stadt den Kindergärten Geld wegnehmen. Es ist genau anders herum: Wenn man in den Fußball investiert, dann kommt etwas zurück.“
Schlagbauer spricht von „politischen Trittbrettfahrern“
Sauer beklagte außerdem „nicht nachvollziehbare Auflagen, die wir von Abteilungen der Stadt wie Feuerwehr oder Bauaufsicht bekommen. Das ist ein Kampf, den wir auf Dauer schwer bis unmöglich gewinnen können“.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt und die bürgerlichen Fraktionen im Stadtrat nahmen der Vorstandsvorsitzende und auch Präsident Michael Schlagbauer von ihrer Kritik ausdrücklich aus.
Auch Schlagbauer hielt sich nicht zurück: „Politische Trittbrettfahrer versuchen auf dem Rücken des Fußballs ein eigenes Spielchen zu spielen statt konstruktiv dafür zu sorgen, dass die Würzburger Kickers eine Zukunft haben.“ Der Club sei nicht nur durch die Profimannschaft ein Standortfaktor für die Stadt: „Wir haben 300 Jugendliche, betreiben die größte Jugendarbeit in ganz Nordbayern und werden unserer sozialen Verantwortung gerecht. Ich möchte nicht noch einmal erleben, dass wir im Stadtrat auf einen reinen Wirtschaftsbetrieb reduziert werden“, schimpfte Schlagbauer.
„Wenn man in den Fußball investiert, dann kommt etwas zurück.“
Durch die von der Mitgliederversammlung ohne Gegenstimmen bei zwei Enthaltungen beschlossene Zustimmung zur Fusion mit dem Post SV Sieboldshöhe wollen die Kickers ihre Mitgliederzahl von derzeit knapp über 1000 auf rund 1600 erhöhen. „Damit werden wir einer der größten Fußballvereine in Unterfranken mit dem entsprechenden gesellschaftlichen Gewicht. Das ist keine Mini-Fusion, das ist eine große Fusion und eine Lösung für den Breitensport in Würzburg“, betonte Schlagbauer.
Umgesetzt wird der Zusammenschluss durch die Abspaltung aller Abteilungen des Post SV Sieboldshöhe von der Schützenabteilung, die unter dem bisherigen Namen selbstständig wird. Wichtig für die Rothosen-Mitglieder: Auch nach der Fusion bleiben Name, Vereinsfarben und Logo des FC Würzburger Kickers unverändert.
Kickers stehen durch die Fusion vier zusätzliche Rasenplätze zur Verfügung
Den Kickers stehen nach der Fusion unter anderem zusätzliche vier Rasenplätze in einem sehr guten Zustand zur Verfügung – sie können dadurch ihren Trainingsbetrieb vor allem im Nachwuchsbereich verbessern. Nachdem durch Auflagen für den Zweitliga-Spielbetrieb der Nebenplatz der Flyeralarm Arena unter anderem einem riesigen Löschwassertank geopfert werden musste, „wurden wir zu Trainingsplatz-Zigeunern. Auch in diesem Bereich brauchen wir mehr Unterstützung von der Stadt“, forderte Schlagbauer. Leider sitzen nach seinen Worten im Rathaus „zu viele Bedenkenträger, die nicht kreativ, sondern problemorientiert arbeiten.“
Beim Post SV Sieboldshöhe, der erst vor zehn Jahren durch eine Fusion des Post SV Würzburg und des SV Sieboldshöhe entstanden ist, wird in einer Mitgliederversammlung am 28. April über Abspaltung und Übertritt zu den Würzburger Kickers abgestimmt.