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WÜRZBURG: Kiliani-Wahrsagerin: „Wahnsinn, was die alles weiß“

WÜRZBURG

Kiliani-Wahrsagerin: „Wahnsinn, was die alles weiß“

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    Viel gefragt: Kiliani-Wahrsagerin Novredana.
    Viel gefragt: Kiliani-Wahrsagerin Novredana. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Was soll so eine Wahrsagerin schon sagen? Höchstens Horoskop–Geplänkel – oder ? Ich bin auf der Talavera mit Singwalla Bürgler verabredet. Besser bekannt als Wahrsagerin Novredana. Die Dame aus Koblenz ist heuer erstmals auf Kiliani.

    Ihr hölzerner Wohnwagen fällt kaum auf zwischen den wild blinkenden Buden und Achterbahnen. Zweimal laufe ich vorbei, dann lese ich das Schild: „Kartenlegen 25 Euro, Handlesen 13 Euro.“ Noch bin ich skeptisch. Wenn ich Riesenrad fahre, weiß ich, was mich erwartet. Hier ist das anders. Zwei junge Frauen, stehen vor dem Wagen an. Ich frage, ob ich bei ihrem Gespräch mit Novredana dabei sein darf. Sie stimmen zu.

    Novredana liest aus den Händen der ersten jungen Frau. Sie fährt mit ihren Fingern die Hände ab, erklärt was sie sieht, zeichnet mit einem Kugelschreiber Linien nach. Die Frau habe eine lange „Kopflinie“; sie sei jemand, „der sich viel Gedanken macht“. Außerdem entdeckt die Wahrsagerin „Jupiterberge“ – Erhebungen in der Handfläche. „Da müssen Sie sich im Alter keine finanziellen Sorgen machen.“

    Die zweite Frau entscheidet sich für das Kartenlegen, sie ist sichtlich aufgeregt. Novredana legt ihre Hände in die eigenen und erklärt: „Ich nehme Kontakt mit Ihnen auf. Jeder Mensch hat eine Aura, diese muss mit meiner harmonieren.“ Die bunten Spielkarten werden gemischt, aufgelegt – und Novredana beginnt zu sprechen. „Geh den Erwartungen nach, die du an dein Leben hast“, sagt sie zunächst recht allgemein, bevor die Themen sehr persönlich werden. Zu persönlich, um als Fremde dabei zu sitzen. Schnell verlasse ich den Wohnwagen.

    Draußen treffe ich ein Ehepaar. Die Frau möchte unbedingt wissen, was Novredana ihr zu sagen hat. Ihr Mann ist skeptisch, wohl wegen der 25 Euro. „Skeptiker gibt es viele. Aber die muss es ja auch geben“, sagt Novredana später. „Manchmal kommen sogar Leute, um mich zu testen.“ Sie habe alle überzeugen können.

    Die beiden jungen Frauen kommen aus dem Wohnwagen. „Wahnsinn, was die alles weiß“, staunen sie. Meine Skepsis ist endgültig gebrochen, unbedingt möchte ich mir auch die Karten legen lassen.

    Also nehme ich auf der gepolsterten Bank Platz. Mein Herz klopft, ich bin tierisch nervös. Zunächst verrate ich Alter und Vornamen, dann muss ich die Karten mischen. Novredana legt sie aus. Und fängt an, aus meinem Leben zu erzählen. Gänsehaut läuft über meinen Rücken. Die dunkelhaarige Frau weiß viel von mir: Wohn- und Familiensituation, schöne und weniger schöne Details. Zuletzt soll ich viel hin und her gependelt sein. Recht hat sie.

    Nach zehn Minuten ist Novredana fertig. Eigentlich wollte ich sie weiter interviewen. Doch ich bin ziemlich aufgewühlt. Novredana merkt das – und fängt von alleine an zu erzählen. Ihr Publikum sei sehr gemischt: „Frauen, Männer, Junge, Alte . . .“ Was die häufigsten Fragen sind? „Die nach Liebe, Beruf, Gesundheit.“ Klassiker halt. Gibt es Grenzen, Dinge die sich nicht anspricht? „Der Tod – ganz klar.“

    Ob Novredana auch prophezeien kann, wie die Stadt vorankommt? Ob der Hotelturm fertig wird? Ob und wann die neue Straba fährt? Oder wer 2014 OB wird? „Nein, so etwas kann ich nicht.“

    Als ich den abgedunkelten Wohnwagen wieder verlasse, strahlt mir die Sonne entgegen, Kinder schreien, jedes Fahrgeschäft macht ein anderes schrilles Geräusch. Ich bin zurück im richtigen Kiliani-Leben.

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