Jahr für Jahr steht Brigitte Obermaier vor der gleichen Herausforderung: Als Leiterin der Kinderfestspiele in Giebelstadt muss sie immer wieder aufs Neue ein Programm auf die Beine stellen, das Tausende Kinder begeistern kann. Das Problem dabei: Junge Schauspieler zu finden, die die teilweise selbst geschriebenen Stücken auf der anspruchsvollen Open-Air-Bühne in Giebelstadt auch umsetzen können.
Dabei wird sie ein Stück weit zum Opfer ihres eigenen Erfolgs: Längst gelten die größten Kinderfestspiele der Region als Sprungbrett für junge Schauspieler aus der Region. Viele ehemalige Akteure sind mittlerweile bei renommierten Staatstheatern in ganz Deutschland untergekommen. „Besonders die Jungs werden mir förmlich aus den Händen gerissen“, schmunzelt sie. Auch wenn die Nachfrage nach weiblichen Schauspielern dagegen nicht ganz so stark sei – zum einen entscheiden sich wohl mehr junge Frauen für eine Karriere im Schauspiel, zum anderen dominieren in vielen klassischen Stücken eben doch noch die männlichen Rollen – bleiben viele Schauspieler nur für wenige Spielzeiten in Giebelstadt, bevor sie weiterziehen.
Für Obermaier gilt es deshalb, die so entstehenden Lücken aufzufüllen, ohne dass die Qualität auf der Bühne abnimmt. Dieses Jahr sind gleich drei junge Schauspieler neu in den Hauptrollen. Eines haben sie gemeinsam: Sie bringen ein Hauch von europäischem Flair in die Giebelstädter Geyer-Ruine.
Zum einen wäre da der Titelheld der diesjährigen „Robin Hood“-Inszenierung, Stefan Herrmann. Der ist zwar in Würzburg geboren, in seinen Adern aber fließt zur Hälfte römisches Blut. Als Absolvent der angesehenen Folkwang Universität der Künste steht ihm die Welt des Schauspiels praktisch offen. Dennoch hat er sich nun erst einmal für die Kinderfestspiele entschieden, weil er sich noch nicht auf ein langfristiges Engagement an einem Theater festlegen wollte.
Für Theater-Chefin Obermaier ist das ein glücklicher Zufall. „Der Stefan passt einfach perfekt zu der Rolle“, freut sie sich. Julia Walter, die die „Heule-Eule“ des gleichnamigen Stücks verkörpert, kommt zwar ebenfalls aus Würzburg, hat ihre komplette Schauspielausbildung aber in Spanien absolviert. Der Kontakt zu ihr kam über ihre Mutter zustande, die als Lehrerin jedes Jahr mit ihren Schulklassen eines der Stücke besucht.
Zurück in Deutschland musste Julia sich erst wieder an die Sprache gewöhnen. Nach einiger Zeit mit verschiedenen Engagements in Berlin ist sie jetzt aber bereit für ihre Hauptrolle in Giebelstadt. Die Eingewöhnungszeit braucht es wohl auch: In Sachen Sprachfähigkeit ist die Bühne in Giebelstadt besonders anspruchsvoll. Damit auch bei Wind und Wetter jeder Zuschauer dem Stück folgen kann, muss besonders laut gesprochen werden, ohne dass dabei die Stimmungswechsel unter den Tisch fallen dürfen. Auch die Mikrofone sind gewöhnungsbedürftig.
Die dritte im Bunde heißt Ana Dyulgerova und kommt aus Bulgarien. Als Obermaier die junge Frau zum ersten Mal traf, sprach sie kaum Deutsch und eine Schauspielkarriere in Deutschland erschien denkbar unwahrscheinlich. Mittlerweile lebt sie schon seit mehreren Jahren hier und hat es geschafft: „Sie ist wirklich eine tolle Schauspielerin“, schwärmt die Festspielleiterin. Sogar bei den Bregenzer Festspielen wirkte sie schon in der ehrwürdigen „Zauberflöte“ mit.
Ganz so glamourös wie am Bodensee geht es bei den Giebelstädter Festspielen zwar nicht zu, die diesjährige Saison verspricht aber trotzdem einen neuen Zuschauerrekord: „Der Vorverkauf läuft ganz hervorragend“, freut sich Obermaier. „Wenn dann noch das Wetter mitspielt, ist es gut möglich, dass wir den Rekord aus dem Vorjahr noch einmal übertreffen können.“ Und im Herbst, wenn wieder alles vorbei ist, muss sie sich wohl wieder auf die Suche machen. Nach jungen Schauspielern, die es sich zutrauen, 800 Kinder zu begeistern.
Kinderfestspiele Giebelstadt
Am Samstag, 4.Juni, gehen die Kinderfestspiele wieder mit drei neuen Stücken an den Start. Auftakt macht das Musical „Heule Eule“. Martin Hanns zaubert ein Musical, frei nach dem liebenswerten Bilderbuch von Paul Friester und Philippe Goossens. Weiter geht?s mit Astrid Lindgrens „Kalle Blomquist“ und seinen Freunden, die unter der Regie von Hannes Hirth auf Verbrecherjagd gehen. Und zu guter letzt findet ein großes Abenteuer „Robin Hood“ auf der Bühne statt– inszeniert von Hannes Hirth.
Die Spieltermine von „Heule Eule“ sind am Samstag, 4. Juni, 16 Uhr; Sonntag, 5.6. 11 Uhr; Dienstag, 7.6., 10 Uhr; Mittwoch, 8.6., 10 Uhr; Donnerstag, 9.6., 10 Uhr; Freitag, 10.6., 10 Uhr; Samstag, 11.6., 16 Uhr; Sonntag, 12.6., 11 Uhr; „Kalle Blomquist“ Dienstag, 21.6., 10 Uhr; Mittwoch, 22.6., 10 Uhr; Donnerstag, 23.6., 10 Uhr; Freitag, 24.6., 10 Uhr; Samstag, 25.6., 16 Uhr; Sonntag, 26.6., 11 Uhr; Montag, 27.6., 10 Uhr; Dienstag, 28.6., 10 Uhr; „Robin Hood“ Montag, 4. Juli, 10 Uhr; Di, 5.7., 10 Uhr; Mittwoch, 6.7., 10 Uhr; Donnerstag, 7.7., 10 Uhr; Freitag, 8.7., 10 Uhr; Samstag, 9.7., 16 Uhr; Samstag, 9.7., 20 Uhr Abendvorstellung sowie am Sonntag, 10.7., 11 Uhr.
Vorverkauf ab sofort über Gemeinde Giebelstadt: Tel. (0 93 34) 80 84 6; Regeninfo gibt‘s per email: info@kinderfestspiele-giebelstadt.de