Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Kinderfreies Restaurant: Verbot stößt auf massive Kritik

WÜRZBURG

Kinderfreies Restaurant: Verbot stößt auf massive Kritik

    • |
    • |
    In „Oma's Küche” sind Kinder ab 17 Uhr unerwünscht.
    In „Oma's Küche” sind Kinder ab 17 Uhr unerwünscht. Foto: dpa

    Seit dieser Woche ist das Restaurant „Oma's Küche“ in Binz auf Rügen kinderfrei, jedenfalls ab 17 Uhr. „Es ist irgendwo eine Grenze erreicht, wo wir sagen, es geht einfach nicht mehr“, sagt Wirt Rudolf Markl. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Es gehe um Kinder, die Gäste am Nebentisch belästigen würden, die an Tischdecken zerrten und Rotweingläser umschmissen – und Eltern, die nicht eingreifen.

    „Die quittieren das mit einem Lächeln, essen weiter, und es interessiert sie alles nicht.“ Es gehe explizit nicht gegen den Nachwuchs, sondern gegen ignorante Eltern, „die ihren Namen tanzen können, aber ihre Kinder nicht mehr im Griff haben“, stellt der Gastronom klar.

    Elternverband: „Konzession entziehen“

    Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband kritisiert das Vorgehen des Wirts scharf. „Solchen Gaststätten sollte die Konzession entzogen werden“, sagt der Landesvorsitzende. Es handle sich um eine Diskriminierung von Eltern mit Kindern, was einem Verstoß gegen das Grundgesetz gleichkomme. „Wer sich durch das natürliche Verhalten von Kindern gestört fühlt, ist ein asoziales Element“, beanstandet Löwe. Kinder müssen die Regeln der Gesellschaft erst erlernen. Dennoch sollten Eltern ihnen Grenzen aufzeigen. Wen das unerzogene Verhalten von Kindern in Restaurants belästige, solle den Kontakt zu den Eltern suchen. „Ein pauschales Verbot ist kein probates Mittel“, sagt Löwe.

    „Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang“, sagt Rainer Breunig vom unterfränkischen Berufsverband für Pädagogen. Damit es nicht zu Konflikten kommt, rät er Eltern bei der Wahl des Restaurants auf Familienfreundlichkeit zu achten. Ein Gourmetrestaurant sei vor allem für kleinere Kinder nicht der richtige Ort, weil sie sich dort vermutlich nicht wohlfühlen würden. „Das Ziel der Eltern sollte es sein, gemeinsam mit den Kindern einen schönen Abend zu verbringen“, sagt Breunig. Notfalls müssten Eltern bei der Wahl der Lokalität selbst Abstriche machen.

    Gastronomen verfügen über Hausrecht

    Michael Schwägerl vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband hält nichts von einem Kinderverbot. „Gegenüber jedem Gast sollte man als Gastronom Toleranz walten lassen“, sagt der Bezirksgeschäftsführer. Eine Pauschalisierung sei nicht der richtige Weg, um unerzogene Kinder und deren Eltern aus Restaurants fernzuhalten. Schwägerl weist darauf hin, dass Gastronomen in extremen Fällen von ihrem Hausrecht Gebrauch machen könnten. Ihm ist kein Wirt in Unterfranken bekannt, der ähnliche Ansichten vertritt wie der Inhaber von „Oma's Küche“.

    Rudolf Markl, der Wirt des Restaurants "Oma's Küche" steht im Gastraum. Das Restaurant lässt ab 17 Uhr keine Gäste mit Kindern unter 14 Jahren mehr hinein.
    Rudolf Markl, der Wirt des Restaurants "Oma's Küche" steht im Gastraum. Das Restaurant lässt ab 17 Uhr keine Gäste mit Kindern unter 14 Jahren mehr hinein. Foto: Stefan Sauer (dpa)

    Die Reaktionen auf das Verbot seien fast ausnahmslos gut, berichtet der Wirt aus Rügen. Aus der Anonymität des sozialen Netzwerkes heraus würde es zahlreiche kritische Meldungen geben, auch solche unter der Gürtellinie. Probleme für sein Geschäft erwartet Markl zwar nicht. Aber auch nicht mehr Gäste, da das Restaurant ohnehin immer voll sei. Die Einschränkung sei eine Entscheidung für die Gäste, die in Ruhe einen netten Abend verbringen wollten. Er wolle seinen Gästen eine „Oase der Ruhe“ bieten.

    Sehen unterfränkische Wirte Handlungsbedarf?

    Im Restaurant Zehntkeller in Iphofen (Lkr. Kitzingen) hat man mit Kindern bislang keine schlechten Erfahrungen gemacht. Felicitas Ring arbeitet dort seit 13 Jahren. „Oft reicht eine Ermahnung der Eltern“, sagt sie. Und wenn die Kinder im Restaurant doch mal herumrennen, erklärt Ring ihnen, dass die Teller heiß sind und das gefährlich sei. „Das verstehen die jungen Gäste dann auch.“ Das Verbot könne sie daher nicht nachvollziehen.

    Der Sternekoch Bernhard Reiser aus Würzburg sieht das ähnlich. Wie sich Kinder in Restaurants verhalten sei nicht nur eine Frage der Erziehung, sondern auch des Auftretens des Personals. Er befürwortet, dass Eltern ihre Kinder auch an der gehobenen Gastronomie teilhaben lassen. „Dann bekommen die Kinder auch mal etwas anderes, als immer nur Pommes oder Spätzle“, sagt Reiser. Auch andere Restaurants teilten der Redaktion mit, dass sie kein generelles Problem mit Kindern in ihren Gaststätten hätten.

    Für Markl ist die Rolle des polarisierenden Gastwirts nicht ganz neu. Als er sein Restaurant im Jahr 2007 eröffnete, sei es das erste Nichtraucherlokal auf der Insel Rügen gewesen. Das Rauchverbot bestand damals noch nicht. „Aber auch das wurde akzeptiert und gut angenommen“, sagt er. Und auch jetzt steht er zu der Entscheidung zur abendlichen Kinderfreiheit.

    Mit Material der dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden