Fast vier Jahre nach der Übernahme der insolventen Firma Kindermann durch den Unternehmer Paulinus Hohmann blickt man beim Hersteller von Präsentations- und Konferenztechnik anhaltend zuversichtlich in die Zukunft.
Das war eine der Botschaften, die Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder von seinem Firmenbesuch mitnahm. Rundum zufrieden ist man trotzdem nicht, vor allem wegen der langen Verzögerungen beim geplanten Umzug nach Eibelstadt.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat Kindermann nahezu unbeschadet überstanden. Ein Jahr lang schrieb man geringere Umsätze, sagt Geschäftsleiter Peter M. Knolle, dann lagen die Kennzahlen wieder auf altem Niveau. Mittelbar wurde das Unternehmen trotzdem zum Opfer der Krise.
Verzögerte Kredite
Durch die Verunsicherung der Banken traten plötzlich ständig neue Sicherungsanforderungen bei der Finanzierung des Bauvorhabens auf, berichtet Paulinus Hohmann dem Abgeordneten. Ungeachtet der anhaltend guten Geschäftslage. Das habe zur Folge, dass selbst staatliche Förderkredite nur verzögert ausgereicht werden und den Empfängern hohe zusätzliche Kosten durch die erforderliche Zwischenfinanzierung entstehen.
Die dunklen Wolken scheinen mittlerweile vertrieben. Der Termin für den Spatenstich am neuen Standort in Eibelstadt ist festgesetzt. Ende Mai soll es soweit sein. Dort, so Hohmann, hat Kindermann endlich Gelegenheit, auf einer durchgehenden Hallenfläche von 6000 Quadratmeter zu produzieren, statt wie bisher in einem aus vielen Einzelgebäuden zusammengesetzten Werk.
„Wenn man High-Tech-Produkte herstellt, sollte man ein Gebäude haben, dem man das ansieht“, meint Hohmann. Er sieht die Eigenproduktion als wichtigstes Standbein der der Firma. Zu den technischen Komponenten für die Ausstattung von Konferenz- und Tagungsräumen sind im Lauf der letzten Jahre immer mehr Funktions- und Medienmöbel hinzugekommen.
Vertikale Expansion nennt Hohmann diesen Prozess. Anders als Handelsunternehmen, die auf das Know-How ihrer Zulieferer angewiesen sind, sei Kindermann in der Lage auf den Kunden abgestimmte Lösungen anzubieten, und das noch dazu unter der eigenen Marke. „Es gibt heute nicht mehr viele, die das können“, sagt Peter Knolle. In dem engen Markt sei das Unternehmen deshalb mittlerweile der führende Anbieter im deutschsprachigen Raum.
106 Mitarbeiter beschäftigt Kindermann derzeit, darunter sind nach langer Zeit auch wieder Auszubildende aus technischen Berufen und in der Logistik. Knolle peilt in den kommenden Jahren ein stabiles, aber kein übertrieben rasantes Wachstum an. „Es geht uns nicht um mehr Umsatz, uns interessieren vor allem die Margen“, so Knolle. Und die entstünden vor durch die Eigenentwicklung und Fertigung.
Einfachere Vorschriften
Ein Anliegen, das Paulinus Hohmann dem Abgeordneten Paul Lehrieder mit auf den Weg gab, richtet sich an die Vereinfachung von Steuer- und Rechtsvorschriften. Den Unternehmen sei damit weitaus mehr gedient als etwa mit der Absenkung von Steuersätzen, so Hohmann. Im europäischen Rahmen seien Unternehmen heute trotz juristischen Beistands ständig in der Gefahr, aus Unkenntnis Vorschriften zu brechen.
Aber auch Lob durfte Lehrieder mit nach Berlin nehmen, vor allem für die Verlängerung des Kurzarbeitergelds durch die große Koalition, die wesentlichen Anteil an der Bewältigung der Krise hatte.