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WÜRZBURG: Kinderrechte: Allen die gleiche Chance

WÜRZBURG

Kinderrechte: Allen die gleiche Chance

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    Mit dieser Stele machen (von links) Stephan Becker, Leiter der Mönchbergschule, Sipan, ein Schüler aus der Sprachanfangsklasse, und Projektleiter Marco Schraud auf das Recht von Kindern auf Bildung aufmerksam.
    Mit dieser Stele machen (von links) Stephan Becker, Leiter der Mönchbergschule, Sipan, ein Schüler aus der Sprachanfangsklasse, und Projektleiter Marco Schraud auf das Recht von Kindern auf Bildung aufmerksam. Foto: Foto: Pat Christ

    Eine Schule hatte Sipan zu Hause in Syrien nie besucht. Als er vor einem Jahr mit seinen Eltern nach Deutschland kam, konnte er nicht lesen, nicht schreiben und nicht rechnen. In der Mönchbergschule lernt er gerade Deutsch in Wort und Schrift. Aber noch etwas Interessantes hat der 13-Jährige in den letzten Wochen gelernt: Kinder haben das verbriefte Recht, in eine Schule zu gehen! Und zwar nicht nur in Deutschland. Sondern überall auf der Welt. So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention.

    Kinder haben das Recht auf Schutz durch Erwachsene

    Seit fünf Jahren beschäftigen sich Schüler der Mönchbergschule mit dem Thema „Kinderrechte“. Vielen ging es am Anfang ähnlich wie Sipan: Sie hatten nicht geahnt, dass das, was sie sich früher in ihrem Heimatland insgeheim gewünscht haben, etwa, eine Schule zu besuchen, ein Kinderrecht ist. Überhaupt – worauf Kinder alles ein Recht haben! Sie dürfen zum Beispiel, genauso wie Erwachsene, sagen, was sie denken und meinen. Und müssen gehört werden. Sind sie gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen, wie das bei vielen Mönchbergschülern der Fall war, haben sie das Recht auf erwachsenen Schutz.

    Aus der Beschäftigung mit dem, was Kindern zusteht, entstand ein „Weg der Kinderrechte“, der am 8. Februar offiziell eröffnet wird. An vier Stationen verweisen Muschelkalkstelen mit Keramikmotiven auf die Rechte von Kindern. Der Weg beginnt an der Mönchbergschule und führt bis zum Gelände der Landesgartenschau. Während der LGS soll es eine Veranstaltung zum Thema „Kinderrechte“ geben. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Schülerinnen und Schüler der Mönchbergschule, die sich am Projekt beteiligt haben, mit Schülern anderer Schulen über die Rechte der Kinder auf dieser Welt sprechen.

    Kinder haben das Recht auf freie Teilnahme am kulturellem Leben

    Ideengeber des kunstpädagogischen Projekts ist Marco Schraud, Sozialpädagoge und Steinmetz aus Thüngersheim. „Inspiriert wurde ich durch eine Ausstellung über Kinderrechte im Berliner Kindermitmachmuseum“, berichtet der zweifache Vater. Anlass für die Ausstellung war der 20. Jahrestag der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention durch Deutschland. An vielen interaktiven Stationen setzten sich die kleinen Museumsbesucher damit auseinander, welche Kinderrechte es gibt, welche Bedeutung sie haben und wie es um die Umsetzung steht.

    Schraud fand es reizvoll, auch in Würzburg mit Kindern über Kinderrechte nachzudenken. In der Mönchbergschule stieß er mit seiner Idee auf offene Ohren. Das museumspädagogische Team des Kulturspeichers war ebenfalls sofort zum Mitmachen bereit. Die Mönchbergschüler besuchten den Kulturspeicher, um sich Inspirationen für ihre eigene kreative Arbeit am „Weg der Kinderrechte“ zu holen. Wobei die Besuche noch ein zweites Ziel hatten, so Schraud: „Sie realisierten das Recht von Kindern auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben.“

    Tränen flossen beim Kinderrecht auf elterliche Fürsorge

    Insgesamt sechs Klassen beschäftigten sich bisher in jeweils zehn Unterrichtseinheiten mit Facetten des Themas „Kinderrechte“. Teilweise geschah das in der Schule, teilweise an außerschulischen Lernorten wie dem Kulturspeicher, teilweise auch in Schrauds Atelier in Thüngersheim. Einige Unterrichtseinheiten hat Marco Schraud als sehr emotional in Erinnerung: „Zum Beispiel, als es um das Recht der Kinder auf elterliche Fürsorge ging.“

    In der Mönchbergschule werden Kinder unterrichtet, deren Eltern sich nicht immer fürsorglich um sie gekümmert haben. Manche wurden ohne elterlichen Schutz mit 12 oder 13 Jahren ganz alleine auf die Flucht geschickt. Ohne Vater und Mutter müssen sie schauen, wie sie hier in Deutschland zurechtkommen. Schraud: „Als wir uns mit diesem Kinderrecht auseinandersetzten, flossen bei einigen Schülern Tränen.“

    Jedes zehnte Kind wächst in Armut auf

    Von Anfang an war geplant, mit dem Projekt „Weg der Kinderrechte“ an die Öffentlichkeit zu gehen und in der Stadtgesellschaft Diskussionen anzuregen. Deutschland löst zwar viele Rechte ein, die jungen Menschen in anderen Ländern vorenthalten werden. So darf jedes Kind in die Schule gehen und lernen. Doch es gibt auch hierzulande Kinder, deren Rechte missachtet werden. Zum Beispiel das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Immer wieder wird bekannt, dass Kinder in ihrer Familie misshandelt, missbraucht oder vernachlässigt werden.

    Dass in Deutschland etwa jedes zehnte Kind in Armut aufwächst, wird von Kinderrechtsorganisationen ebenfalls angeprangert. Auch um die Partizipationsmöglichkeiten von Kindern ist es hierzulande nicht überall zum Besten bestellt. Noch sind Kinder kaum beteiligt, wenn es um kommunale Entscheidungen und Planungsprozesse geht.

    Viele Menschen halfen laut Schulleiter Stephan Becker mit, den „Weg der Kinderrechte“ zu finanzieren. Zu den Unterstützern gehören das Projekt „Demokratie leben“, der Förderverein der Mönchbergschule sowie die Sparkassenstiftung. Außerdem verfügte der ehemalige Mönchbergschullehrer Raimund Morper, der vor kurzem verstarb, dass anlässlich seiner Beisetzung Geld für den „Weg der Kinderrechte“ gesammelt wird. 1500 Euro kamen auf diese Weise zusammen.

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