Der Volksmund weiß es: Zu Ostern fliegen die Glocken nach Rom. In den katholischen Kirchen verstummen an Gründonnerstag nach dem "Gloria" die Glocken. Blumenschmuck und Kerzen werden von den Altären entfernt. Die Orgel bleibt stumm aus Trauer über die Passion Christi. Bis zur Osternacht wird jetzt im ganzen Landkreis, wie hier in Greußenheim, mit hölzernen und handgefertigten Ratschen und Klappern, zur Messe gerufen.
Ein straffer Zeitplan für die Klapperer, oder auch Ratschenbuwe und Ratschenmädli genannt.
Die Klapperkinder rufen früh um 6 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr zum "Angelus", zu den Gottesdiensten und am Karfreitag zum Kreuzweg. Zum Angelus-Läuten rufen die Klapperer: "Wir klappern, wir klappern den englischen Gruß, zum Zeichen, dass man beten muss." Damit sie sich die verschiedenen Texte zu den jeweiligen Uhrzeiten besser merken können, haben sich die "Neulinge" einen Spickzettel auf die Rückseite ihrer Klapper geklebt.
Mona Sendelbach und die Oberministranten Josef Endres, Moritz Reuther und Franziska Keller haben den Kindern bereits am Donnerstagnachmittag, beim "Klappertreffen", unterstützt von den Klapperbossen, gezeigt, wie gutes rhythmisches Klappern geht und haben die Texte durchgesprochen. Der Schwung im Handgelenk gibt den Rhythmus an und der sollte bei allen Gruppenmitgliedern im Gleichklang sein.
Mehr als 50 Kinder im Alter von fünf bis 18 Jahren hatten sich angemeldet. Sie wurden in sechs Gruppen aufgeteilt und zwei Klapperbossen unterstellt. Deren Aufgabe ist es nicht nur auf seine "Klapperer" zu achten, sondern auch darauf, dass die Klapperzeiten eingehalten werden.
Für ihren Dienst an der Gemeinde gehen die Klapperkinder am Samstagnachmittag sammeln und holen sich ihren Lohn an den Haustüren ab. Für die Kinder heißt es um 5 Uhr aufstehen, um rechtzeitig mit der Gruppe starten zu können. Da bleibt über die Kartage nicht viel Zeit zum Chillen. Am Samstag frühstücken die Klapperer gemeinsam nach dem ersten Angelus-Läuten im Pfarrheim. Die Klappern oder auch Ratschen (Instrumente) sind alles Unikate, reine Handarbeit, die über Generationen weitergegeben werden. Viele wurden schon von den Vätern oder Großvätern in der Karwoche zum Klingen gebracht.
Von: Elfriede Streitenberger (für die Pfarrgemeinde St. Bartholomäus)