Es war das Gegenteil einer Zitterpartie. Mit Einlaufen der Ergebnisse aus den ersten der 78 Stimmbezirke gegen 18.15 Uhr war der Trend schon klar. Er sollte sich bis zum Endergebnis um 20.23 Uhr nicht mehr verändern. Die Beteiligung an der Abstimmung lag bei 26,35 Prozent – was angesichts des schwül-heißen Wahltages und des komplexen Themas allgemein als gute Quote gesehen wird.
Im Rathaus hatten sich an die 100 Interessierte aus Parteien, Stadtverwaltung und Medien versammelt, um die aktuellen Ergebnisse zu verfolgen. Erst gegen 18.45 Uhr stieß ein lächelnder Oberbürgermeister Georg Rosenthal dazu. Er dankte für die Wahlbeteiligung, insbesondere aber dem breiten Aktionsbündnis, das gemeinsam mit ihm für die FH gekämpft hatte. „Die Fachhochschule geht daraus gestärkt hervor“, ist der OB überzeugt. Es sei gelungen, das Thema in die Bürgerschaft hineinzutragen und die Menschen zu mobilisieren. Für das Ratsbegehren pro FH am Sanderheinrichsleitenweg votierten 19 960 Bürger, das Begehren der Bürgerinitiative (BI) Alandsgrund gegen den FH-Standort erhielt dagegen nur 6 741 Stimmen – also nur rund ein Drittel davon.
Entsprechend enttäuscht war die BI, die sich mit rund 30 Anhängern im Restaurant Akropolis versammelt hatte. BI-Sprecher Stefan Lindner: „Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass es anders kommt.“ Man bedauere das Resultat, wünsche der FH nun aber für ihren Lehrbetrieb alles Gute. Die BI will laut Lindner in jedem Fall bestehen bleiben und verfolgen, „ob beim Bau alle Vorgaben eingehalten werden.“ Für ihr Scheitern macht die BI in erster Linie die werbewirksame Kampagne der FH-Befürworter verantwortlich: „Wir hatten nicht die Mittel wie die Gegenseite.“
Eine Niederlage war der Bürgerentscheid auch für die Würzburger Grünen, die sich an die Seite der BI gestellt hatten. Fraktionschef Matthias Pilz gratulierte den Gewinnern, FH und Stadt hätten sich deutlich durchgesetzt. Stadtrat Patrick Friedl sieht in dem Votum einen Handlungsauftrag für seine Partei, beim Neubau nun auf die konsequente Einhaltung der Öko-Kriterien wie etwa den Biotopverbund zu achten.
Freude über das Ergebnis herrschte bei Würzburgs CSU-Chef Oliver Jörg: „Das war ein einzigartiges Zusammenstehen von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kräften dieser Stadt.“
„Das ist ein Meilenstein für die Hochschulentwicklung der Stadt“, sagt Hans Werner Loew, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, der ein parteiübergreifendes Bündnis angestoßen hatte. Er freut sich, dass das „vorwiegend von eigenen Interessen“ getragene Anliegen der Bürgerinitiative keinen Erfolg hatte. Das Ergebnis, das er so eindeutig nicht erwartet hatte, sei auch ein „ganz persönlicher Erfolg von OB Georg Rosenthal“, der von Anfang an in der FH-Frage klar Stellung bezogen haben.
Mit rund 200 Kollegen und Studenten feierte FH-Präsident Heribert Weber am Standort Münzstraße den für die Zukunft der Hochschule so wichtigen Entscheid. Er zeigte sich sichtlich erleichtert, denn am Wahltag war er etwas skeptisch, ob aus FH-Sicht das Ganze nicht schiefgeht. Er dankte für die breite Unterstützung für den FH-Neubau – auch innerhalb der Hochschule. Da habe die Abteilung Schweinfurt genauso die Daumen gedrückt wie die Würzburger.