Wie kann man Schüler sogar in den Ferien für die Schule begeistern? Wie stärkt man die Klassengemeinschaft während des Lockdowns? Und wie fördert man Teamgeist und Kreativität der Kinder, die sich nicht in der Schule treffen können? Oder anders gefragt: Wie bringt man Kinder zum Staunen? In der Klasse 6c am Deutschhaus-Gymnasium ging das ganz einfach: mit Legosteinen.
Petra Kuhn-Bader, Mathematik-Lehrkraft am Deutschhaus-Gymnasium machte sich die Lego-Serious-Play-Methode zunutze, die eigentlich im Bereich von Firmen zur Konflikt- und Problemlösung eingesetzt wird. Zunächst wurden die Schüler online mit dem Ablauf einer solchen Challenge vertraut gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschhaus-Gymnasiums. Mit einem Päckchen Legosteinen erhielten die einzelnen Gruppen eine Aufgabe: Sie mussten in einer vorgegebenen Zeit einen Plan für jeweils unterschiedliche figürliche Modelle entwickeln und diese bauen. Dann stellten die Schüler ihr Bauwerk vor. Zum Abschluss kam jeder zu Wort, lobte das Besondere der anderen Modelle oder erläuterte, was besonders beeindruckend war.
Geschichten mit Legosteinen erzählen
Und beeindruckend waren die Ergebnisse allemal: Schließlich mussten die Schüler die recht einfachen Steine metaphorisch nutzen: So konnte ein quadratischer roter Stein eine Kirsche sein – aber auch ein Feuerwehrauto. Entsprechend unterschiedlich waren die Ergebnisse: Während einer besonderen Wert auf Flügel beim Bau einer Ente legte, war es der anderen wichtig, dass ihre Ente einen möglichst charakteristischen Schnabel hatte. Der Ablauf der Challenge sah vor, dass die Schüler noch Zeit fanden, die Bedeutung „ihres“ Modells zu erklären. Die virtuelle Begegnung und der feste zeitliche Rahmen sorgten dafür, dass auch zurückhaltende Kindern viel stärker von den Mitschülern wahrgenommen wurden.
In der zweiten Sitzung konnten mit den wenigen, einfachen Legosteinen ganze Geschichten erzählt werden. Diese „Story Telling-Challenge“ hatte den Traumurlaub der Kinder zum Thema: Paulina etwa träumte sich mit Legosteinen nach Harry Potters Hogwarts und baute ein kleines Schloss mit Türmen. Sie erzählte, dass sie gerne eine Schule in England besuchen würde. Zelal präsentierte via Bildschirmkamera ein Kreuzfahrtschiff mit Sonnendeck. Und Luis kreierte einen Wasserskifahrer, indem er zwei Lego-Fahnenmaste zu Skistöcken umfunktionierte.
Pädagogischer und sozialer Nutzen
Viele Ideen regten zum Austausch an: Ähnliche Erlebnisse wurden in den Wortbeiträgen der abschließenden Reflexionsphase gespiegelt – oder eben auch eigene Sehnsüchte und Wünsche ausgetauscht. Der Höhepunkt der Challenge verlangte die kreative Zusammenführung der Einzelmodelle zu einem Ganzen – wenn auch nur virtuell.
Das Projekt war ein voller Erfolg: Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache. Und der vielfältige pädagogische und soziale Nutzwert liegt auf der Hand: Die individuelle Kreativität wurde gefördert, aber auch sozialer Zusammenhalt und Teamgedanke. Schwächen und Stärken der Kinder führten in der Summe des Projekts zum Verschwinden der Schwächen und zu mehr gemeinsamen Stärken. Und die moderierte Konzeption des Projekts sorgte dafür, dass alle zu Wort kamen und niemand zurückgelassen wurde. Ganz nebenbei wurden auch noch die informationstechnischen Kompetenzen der Schüler verbessert. Vor allem aber hatten die Kinder Spaß und konnten den jahreszeitlich und coronabedingt tristen Alltag vergessen.