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WÜRZBURG/REICHENBERG: Kleiner Festakt zum zehnten Geburtstag des Naturwaldreservates Waldkugel

WÜRZBURG/REICHENBERG

Kleiner Festakt zum zehnten Geburtstag des Naturwaldreservates Waldkugel

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    Als „naturschutzfachliches Juwel“ bezeichnete Ludwig Angerer, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg (AELF), das 75 Hektar große Waldgebiet, das für Besucher über einen Themen-Rundweg erschlossen ist. Vor zehn Jahren wurde die Waldkugel als erstes und bis dato einziges Naturwaldreservat ausgewiesen, das aus staatlichen und kommunalen Waldflächen besteht.

    Der nördliche Teil des Gebietes ist Stadtwald der Stadt Würzburg. Ein Musterbeispiel für gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Stadt sei das Projekt, betonte Würzburgs Umweltreferent Wolfgang Kleiner in seinem Grußwort. „Uns geht es um vielfältige ökologische Maßnahmen, gerade im Hinblick auf den Klimawandel“, sagte er. So könne man den Naturschutz auch in den nächsten Jahren bewerkstelligen.

    Auch für Lothar Kiennen, Leiter des Forstbetriebes Arnstein der Bayerischen Staatsforsten, spielt der Naturschutz im Naturwaldreservat eine herausragende Rolle, genauso wie Forschung und Lehre. Die Bevölkerung solle dabei nicht ausgeschlossen werden. Ein klares Ja sagte er zur Erholung – aber immer mit Rücksicht auf die Natur. Einen wirtschaftlichen Nutzen gibt es dort nicht, denn es wird kein Holz eingeschlagen.

    Bayern hat inzwischen 156 Naturwaldreservate, erklärte Markus Blaschke von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising. Bei den waldkundlichen Erhebungen habe man festgestellt, dass hier von Natur aus die Rotbuche dominiert. Ein besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler bei den ökologischen Untersuchungen auf Schnecken.

    Es konnten 30 Arten mit Gehäuse, vier Halbnacktschnecken- und neun Nacktschneckenarten nachgewiesen werden, so Blaschke weiter. 29 der gefundenen Arten sind typische Waldbewohner, die Versteckplätze benötigen, wie sie ihnen das Totholz in naturnahen Wäldern bietet. Denn an diesen Wäldern wird von Menschenhand nichts verändert, irgendwann werden sie zum Urwald.

    So gilt die weitmündige Glasschnecke als Hinweis auf eine lange Waldtradition; der nordöstliche Bereich der Waldkugel ist offensichtlich schon sehr lange bewaldet, meinte der Fachmann. Auch die inzwischen sehr seltene Raublungenschnecke wurde hier gefunden. Mit ihrer überdimensional großen Zunge, die mit Zähnchen und Widerhaken besetzt ist, zieht sie ihre Beute, wie zum Beispiel Regenwürmer, in den Schlund.

    Anhand von Schnecken, Käfern und Pilzen konnten die Forscher aber auch zeigen, welche Bedeutung das Totholz als Lebensraum hat. Für die Waldkugel liegen bisher nur ehrenamtlich erhobene Pilzdaten vor, unter anderem von Rudi Markones aus Kist, so Blaschke. Das „Gefranste Becherstroma“ und der „Aniszähling“ bevorzugen beispielsweise das Buchenholz.

    Alle Erkenntnisse dienen der Fortentwicklung von Nutzungs- und Naturschutzstrategien in Wirtschaftswäldern, wurde deutlich. „Der Naturwald als Hort der biologischen Vielfalt bietet die einmalige Chance, die natürliche Dynamik in unseren Wäldern besser zu verstehen. Hier lernen wir, wie Nutzen und Schützen zusammengeht“, sagte Dieter Ofenhitzer, Leiter des AELF.

    Auch die Bildung im Naturwaldreservat sei eine wichtige Aufgabe. Zahlreiche Führungen von Förstern und Biologen beweisen, dass die Waldpädagogik hier nicht zu kurz kommt.

    Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens wurde ein neues Faltblatt aufgelegt, mit dem Besucher über einen etwa zwei Kilometer langen Rundweg durch den Naturwald streifen können, sagte Försterin Ilka Bockenheimer. Die Faltblätter gibt es im Falkenhaus, in der Forstdienststelle und in der Bücherei in Heidingsfeld.

    Den Eingang zum Reservat und den Beginn des Lehrpfads findet man nach Durchqueren der Bahnunterführung an der Verbindungsstraße von Heidingsfeld nach Reichenberg, rechts nach der Brücke der B 19 über den Reichenberger Grund. Nach der Bahnunterführung übernehmen Schilder die Führung. Autofahrer können auf dem Parkplatz an der Straße oder unter der Brücke der B 19 parken.

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