Eine Krone hat sie nicht bekommen, die neue 2. Kommandantin der Freiwilligen Feuerwehr Greußenheim, dafür aber die silberne Kommandanten-Kordel für ihre Dienstmütze. Überreicht wurde sie Ramona Amthor (25) mit einem Kniefall von ihrem Vorgänger Joachim Endres. Bezeichnend für seine Zeit als 2. Kommandant, in der er sich für die Aufnahme von Frauen stark gemacht hat, ist, dass eine Frau seine Nachfolge antritt. Was vor zwei Jahrzehnten als reine Utopie erschien, ist heute eine Selbstverständlichkeit: Frauen in der Feuerwehr. „Auch in der Greußenheimer Wehr hat es ein wenig gedauert“, weiß Endres zu berichten. Heute liegt der Frauenanteil bei der Greußenheimer Wehr bei 18 Prozent – Tendenz steigend.
Joachim Endres stand als zweiter Kommandant nicht mehr zur Wiederwahl. Seine Nachfolgerin Ramona Amthor ist dabei, Geschichte in der Greußenheimer Wehr zu schreiben. Sie hat als erste Frau die Ausbildung zum Gruppenführer absolviert, war seit 2013 zweite Vorsitzende und wurde jetzt als erste Frau zur zweiten Kommandantin gewählt. Kreisbrandinspektor Winfried Weidner, Bürgermeisterin Karin Kuhn und Kommandant Reinhold Seubert sind erleichtert, dass der Posten übergangslos besetzt werden konnte.
In seiner Laudatio bedankte sich Seubert bei seinem scheidenden Stellvertreter für die langjährige und freundschaftliche Zusammenarbeit, in der auch konstruktiv gestritten wurde.
Vor 25 Jahren hatte Endres' Feuerwehrlaufbahn begonnen, 18 Jahre lang war er zweiter Kommandant. In dieser Zeit hat er zusammen mit Kommandant Reinhold Seubert viel bewegt. „Als Reinhold und ich damals gewählt wurden, war ich gerade 22 Jahre alt“, erinnert sich Endres. „Das Verhältnis zwischen Feuerwehr und Gemeinde war sehr zerrüttet und der Anfang war echt schwer.“ Jung und unbelastet haben die beiden viel überdacht und geändert. „Damals verging kein Tag ohne Feuerwehr“, erinnert sich Endres. Sie haben ihre Begeisterung vorgelebt und Nachahmer gefunden.
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1999 wurde die Technische Hilfeleistung etabliert, 2000 die ersten aktiven Frauen aufgenommen. „Reinhold und mir war klar, dass wir die Zukunft der Wehr nur mit Unterstützung der Frauen gestalten können.“ Mit Einführung der First Responder Gruppe übernahm Endres vor 15 Jahren eine weitere Gruppe. Er absolvierte die Grundausbildung als First Responder und übernahm das Management.
Der größte Brocken seiner Amtszeit war der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Eigenleistung auf dem ehemalischen Dreschplatz. 560 Arbeitsstunden hat er beim Bau geleistet, alles neben der Arbeit eines Feuerwehrmannes mit regelmäßigen Übungen und offiziellen Terminen. Viel Zeit, die er für den Dienst am Nächsten opfern musste.
Zeit mit der Familie verbringen, steht bei Endres ganz oben auf der Wunschliste. Als Zugführer steht er weiterhin im Dienst der Feuerwehr und wird sich auch in Zukunft für seine Kameraden und Greußenheim engagieren. „Man muss den goldenen Mittelweg zwischen Arbeit und Erholung finden“, sagt Endres. „Ich denke, da bin ich gerade auf einem ganz guten Weg.“ Ganz ohne Feuerwehr geht es für ihn nicht. „Das gehört einfach zum Leben dazu, was Sinnvolles für Andere und für sein eigenes Wohlbefinden zu tun.“