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WÜRZBURG: Körperbehindertenzentrum: Leiter blickt 50 Jahre zurück

WÜRZBURG

Körperbehindertenzentrum: Leiter blickt 50 Jahre zurück

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    Der Mann ist ein kleines Wunder. Vielleicht auch ein größeres. Hans Schöbel leitet das Zentrum für Körperbehinderte am Heuchelhof, das längst ein Stück Heimat für viele schwer körperbehinderte Kinder und Jugendliche geworden ist. Schöbel hat daraus im Lauf der Jahre ein Netz der Hilfe gestrickt. Hierzulande reicht es bis Aschaffenburg, und im Lauf der Jahre dehnte es sich international aus.  Jetzt feierte der Sonderpädagoge sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Ein Mann, so bekannt wie ein bunter Hund, und so nachdrücklich, dass ihm kaum  einer entgeht, der für die behinderten Schützlinge auch nur das Geringste tun könnte – oder sogar mehr. Schöbel hat für Freunde und Sponsoren immer echte Wertschätzung und Komplimente parat. Er öffnet Herzen.  Seine Lehrer-Laufbahn begann zunächst als Volksschullehrer an der Volksschule Brebersdorf, in einem Ortsteil der Gemeinde Wasserlosen im Landkreis Schweinfurt also. Doch noch ein Blick weiter zurück verrät: Schöbel hätte, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, die elterliche Praxis für Orthopädie in Würzburg übernommen. Er studierte vier Semester Medizin, bis dahin noch mit Blick auf den Wunsch des Vaters. Er wollte aber Sonderschullehrer werden. Die Praxis übernahm sein Bruder. Schöbel ging weiter zur Uni, studierte nun Pädagogik, seit 1968 mit Schwerpunkt Körperbehindertenpädagogik in München. Es folgten Zwischenstationen, darunter eine an der Lernbehindertenschule in Veitshöchheim und 1971 schließlich die zweite staatliche Prüfung mit der Anerkennung zum Sonderschullehrer. Hans Schöbel und der evangelische Pfarrer Werner Schindelin wollten das selbe: die Förderung körperbehinderter Kinder. Auf diesem Weg lernten sich zwei „Alpha-Tiere“ kennen, beides Menschen mit Führungsqualitäten: Der evangelische Pfarrer, der auch Krankenhausseelsorger in der orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus war, pflegte zu dieser Zeit die Bekanntschaft mit Familien, zu deren Kindern auch schwer behinderte gehörten. Pfarrer Schindelin nahm  damals schwer körperbehinderte Kinder für eine Tagesförderung in den Räumen der evangelischen Auferstehungskirche auf; und als es zu viele wurden, gelang dies auch noch in den Räumen der katholischen Kirche St. Alfons. Das war ein erster Schritt, sie aus ihrer früheren Isolation zu holen. Denn bis dahin saßen fast alle ohne jegliche Förderung immer zu Hause. Im September 1971 entstand die erste Schule im Schulpavillon des Konradsheimes in der Nikolausstraße. Dann wurde ein größeres Schulgelände gesucht.  Der inzwischen gegründete Eltern-Trägerverein kaufte 1972 ein großes Grundstück am Heuchelhof und begann 1973 zu bauen. 1976 zogen die Kinder in Schule und Internat ein. Inzwischen war Schöbel Sonderschulrektor. Angelegt war das Projekt Heuchelhof für 220 Schüler beziehungsweise Kindergartenkinder. Heute sind in Würzburg 240 und in Aschaffenburg 120 Kinder und Jugendliche untergebracht. Die Kosten für die damals neue Schule in Höhe von 35 Millionen D-Mark übernahm weitgehend der Freistaat, der ja selbst die Schulpflicht vorschreibt; zusätzliche 5000 D-Mark schulterte der Elternverein (Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V., Vorsitzender ist Direktor Hans Schöbel).  Heute sind speziell ausgebildete Lehrkräfte, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter für die Kinder da und bewirken bei einem Großteil, dass sie später in der Werkstatt für Behinderte arbeiten können oder gar auf dem offenen Arbeitsmarkt eine Stelle finden. Und natürlich wird auch der Computer häufig eingesetzt. Zu Beginn des Förderunterrichts allerdings hatte man improvisieren müssen: Weil Kinder mit Spastiken keinen Stift halten, geschweige denn sich gezielt bewegen konnten, gab es für diese Kinder eine Art Abdeckung auf elektrischen Schreibmaschinen mit Löchern für die Tastatur, so dass nur einzelne Buchstaben sichtbar blieben, erinnert sich Schöbel. „Trotz Bewegungsproblemen konnten die Kinder die Buchstaben gut ansteuern und betätigen. Auf diese Weise lernten auch sie das Alphabet, das Lesen und Schreiben“, berichtet er. Einer seiner ersten Schüler war damals, zu Beginn des ersten Unterrichts, bereits 17 Jahre alt.  Heute werden Kinder schon in frühesten Jahren gefördert, beispielsweise in so genannten Schul-vorbereitenden Einrichtungen, jedes nach seiner Fasson und so gut es eben geht. Da es für sehr schwer behinderte Kinder nach dem Krieg zunächst keinen offiziellen Lehrstoff gab, war auch hier Hans Schöbel Wegbereiter. Immer häufiger knüpfte Schöbel Kontakte zu Ministerien, zu Kostenträgern und Politikern. Vor allem mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die er schon seit langer Zeit kennt, verbinde ihn „das gleiche Denken und Fühlen“, sagt er. Und so reichte eines Tages das „Netz der Hilfe“ auch nach Pastraveni (Rumänien), wo aus einer völlig verwahrlosten Unterkunft ein gut funktionierendes Heim für verlassene und schwerbehinderte Kinder wurde.  Eine Herausforderung sieht Schöbel in der Tatsache, dass immer mehr Menschen behindert weiter leben – nicht nur durch den Fortschritt der Medizin, sondern auch durch Unfälle. Dass zurzeit auch behinderte Flüchtlingskinder seine Einrichtung besuchen, ist für ihn selbstverständlich. Schöbel hat das Rentenalter erlangt. Er ist zwar nicht mehr Schulleiter, aber der Leiter der gesamten großen Einrichtung, des Zentrums für Körperbehinderte, „der Heuchelhof“, wie es von vielen liebevoll  genannt wird. Da er selbst im Jahr 1998 seinen eigenen, damals 30-jährigen Sohn verloren hat, weiß er mehr über schreckliche Schicksale als Fachbücher ihn hätten lehren können. Ihm ist Teilnahme wichtig, das Miteinander-Reden und das Füreinander-Dasein. Für jeden seiner Mitarbeiter steht seine Tür offen. Schöbel hat nie aufgegeben, obwohl er selbst drei Krebsattacken abzuwehren hatte. So ganz allmählich denkt er über seine Nachfolge nach, aber da ist noch nichts spruchreif. Eines sollte aber immer gelten: „Der Geist von damals“, sagt Schöbel, „das Wissen, dass auch die schwerst behinderten Kinder die Schule brauchen“.
    Der Mann ist ein kleines Wunder. Vielleicht auch ein größeres. Hans Schöbel leitet das Zentrum für Körperbehinderte am Heuchelhof, das längst ein Stück Heimat für viele schwer körperbehinderte Kinder und Jugendliche geworden ist. Schöbel hat daraus im Lauf der Jahre ein Netz der Hilfe gestrickt. Hierzulande reicht es bis Aschaffenburg, und im Lauf der Jahre dehnte es sich international aus. Jetzt feierte der Sonderpädagoge sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Ein Mann, so bekannt wie ein bunter Hund, und so nachdrücklich, dass ihm kaum einer entgeht, der für die behinderten Schützlinge auch nur das Geringste tun könnte – oder sogar mehr. Schöbel hat für Freunde und Sponsoren immer echte Wertschätzung und Komplimente parat. Er öffnet Herzen. Seine Lehrer-Laufbahn begann zunächst als Volksschullehrer an der Volksschule Brebersdorf, in einem Ortsteil der Gemeinde Wasserlosen im Landkreis Schweinfurt also. Doch noch ein Blick weiter zurück verrät: Schöbel hätte, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, die elterliche Praxis für Orthopädie in Würzburg übernommen. Er studierte vier Semester Medizin, bis dahin noch mit Blick auf den Wunsch des Vaters. Er wollte aber Sonderschullehrer werden. Die Praxis übernahm sein Bruder. Schöbel ging weiter zur Uni, studierte nun Pädagogik, seit 1968 mit Schwerpunkt Körperbehindertenpädagogik in München. Es folgten Zwischenstationen, darunter eine an der Lernbehindertenschule in Veitshöchheim und 1971 schließlich die zweite staatliche Prüfung mit der Anerkennung zum Sonderschullehrer. Hans Schöbel und der evangelische Pfarrer Werner Schindelin wollten das selbe: die Förderung körperbehinderter Kinder. Auf diesem Weg lernten sich zwei „Alpha-Tiere“ kennen, beides Menschen mit Führungsqualitäten: Der evangelische Pfarrer, der auch Krankenhausseelsorger in der orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus war, pflegte zu dieser Zeit die Bekanntschaft mit Familien, zu deren Kindern auch schwer behinderte gehörten. Pfarrer Schindelin nahm damals schwer körperbehinderte Kinder für eine Tagesförderung in den Räumen der evangelischen Auferstehungskirche auf; und als es zu viele wurden, gelang dies auch noch in den Räumen der katholischen Kirche St. Alfons. Das war ein erster Schritt, sie aus ihrer früheren Isolation zu holen. Denn bis dahin saßen fast alle ohne jegliche Förderung immer zu Hause. Im September 1971 entstand die erste Schule im Schulpavillon des Konradsheimes in der Nikolausstraße. Dann wurde ein größeres Schulgelände gesucht. Der inzwischen gegründete Eltern-Trägerverein kaufte 1972 ein großes Grundstück am Heuchelhof und begann 1973 zu bauen. 1976 zogen die Kinder in Schule und Internat ein. Inzwischen war Schöbel Sonderschulrektor. Angelegt war das Projekt Heuchelhof für 220 Schüler beziehungsweise Kindergartenkinder. Heute sind in Würzburg 240 und in Aschaffenburg 120 Kinder und Jugendliche untergebracht. Die Kosten für die damals neue Schule in Höhe von 35 Millionen D-Mark übernahm weitgehend der Freistaat, der ja selbst die Schulpflicht vorschreibt; zusätzliche 5000 D-Mark schulterte der Elternverein (Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V., Vorsitzender ist Direktor Hans Schöbel). Heute sind speziell ausgebildete Lehrkräfte, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter für die Kinder da und bewirken bei einem Großteil, dass sie später in der Werkstatt für Behinderte arbeiten können oder gar auf dem offenen Arbeitsmarkt eine Stelle finden. Und natürlich wird auch der Computer häufig eingesetzt. Zu Beginn des Förderunterrichts allerdings hatte man improvisieren müssen: Weil Kinder mit Spastiken keinen Stift halten, geschweige denn sich gezielt bewegen konnten, gab es für diese Kinder eine Art Abdeckung auf elektrischen Schreibmaschinen mit Löchern für die Tastatur, so dass nur einzelne Buchstaben sichtbar blieben, erinnert sich Schöbel. „Trotz Bewegungsproblemen konnten die Kinder die Buchstaben gut ansteuern und betätigen. Auf diese Weise lernten auch sie das Alphabet, das Lesen und Schreiben“, berichtet er. Einer seiner ersten Schüler war damals, zu Beginn des ersten Unterrichts, bereits 17 Jahre alt. Heute werden Kinder schon in frühesten Jahren gefördert, beispielsweise in so genannten Schul-vorbereitenden Einrichtungen, jedes nach seiner Fasson und so gut es eben geht. Da es für sehr schwer behinderte Kinder nach dem Krieg zunächst keinen offiziellen Lehrstoff gab, war auch hier Hans Schöbel Wegbereiter. Immer häufiger knüpfte Schöbel Kontakte zu Ministerien, zu Kostenträgern und Politikern. Vor allem mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die er schon seit langer Zeit kennt, verbinde ihn „das gleiche Denken und Fühlen“, sagt er. Und so reichte eines Tages das „Netz der Hilfe“ auch nach Pastraveni (Rumänien), wo aus einer völlig verwahrlosten Unterkunft ein gut funktionierendes Heim für verlassene und schwerbehinderte Kinder wurde. Eine Herausforderung sieht Schöbel in der Tatsache, dass immer mehr Menschen behindert weiter leben – nicht nur durch den Fortschritt der Medizin, sondern auch durch Unfälle. Dass zurzeit auch behinderte Flüchtlingskinder seine Einrichtung besuchen, ist für ihn selbstverständlich. Schöbel hat das Rentenalter erlangt. Er ist zwar nicht mehr Schulleiter, aber der Leiter der gesamten großen Einrichtung, des Zentrums für Körperbehinderte, „der Heuchelhof“, wie es von vielen liebevoll genannt wird. Da er selbst im Jahr 1998 seinen eigenen, damals 30-jährigen Sohn verloren hat, weiß er mehr über schreckliche Schicksale als Fachbücher ihn hätten lehren können. Ihm ist Teilnahme wichtig, das Miteinander-Reden und das Füreinander-Dasein. Für jeden seiner Mitarbeiter steht seine Tür offen. Schöbel hat nie aufgegeben, obwohl er selbst drei Krebsattacken abzuwehren hatte. So ganz allmählich denkt er über seine Nachfolge nach, aber da ist noch nichts spruchreif. Eines sollte aber immer gelten: „Der Geist von damals“, sagt Schöbel, „das Wissen, dass auch die schwerst behinderten Kinder die Schule brauchen“. Foto: Foto: THOMAS OBERMEIER

    Der Mann ist ein kleines Wunder. Vielleicht auch ein größeres. Hans Schöbel leitet das Zentrum für Körperbehinderte am Heuchelhof, das längst ein Stück Heimat für viele schwer körperbehinderte Kinder und Jugendliche geworden ist.

    Schöbel hat daraus im Lauf der Jahre ein Netz der Hilfe gestrickt. Hierzulande reicht es bis Aschaffenburg, und im Lauf der Jahre dehnte es sich international aus. Jetzt feierte der Sonderpädagoge sein 50-jähriges Dienstjubiläum.

    Ein Mann, so bekannt wie ein bunter Hund, und so nachdrücklich, dass ihm kaum einer entgeht, der für die behinderten Schützlinge auch nur das Geringste tun könnte – oder sogar mehr. Schöbel hat für Freunde und Sponsoren immer echte Wertschätzung und Komplimente parat. Er öffnet Herzen.

    Zunächst Medizinstudium

    Seine Lehrer-Laufbahn begann zunächst als Volksschullehrer an der Volksschule Brebersdorf, in einem Ortsteil der Gemeinde Wasserlosen im Landkreis Schweinfurt also. Doch noch ein Blick weiter zurück verrät: Schöbel hätte, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, die elterliche Praxis für Orthopädie in Würzburg übernommen. Er studierte vier Semester Medizin, bis dahin noch mit Blick auf den Wunsch des Vaters.

    Er wollte aber Sonderschullehrer werden. Die Praxis übernahm sein Bruder. Schöbel ging weiter zur Uni, studierte nun Pädagogik, seit 1968 mit Schwerpunkt Körperbehindertenpädagogik in München. Es folgten Zwischenstationen, darunter eine an der Lernbehindertenschule in Veitshöchheim und 1971 schließlich die zweite staatliche Prüfung mit der Anerkennung zum Sonderschullehrer.

    Förderung Körperbehinderter

    Hans Schöbel und der evangelische Pfarrer Werner Schindelin wollten das selbe: die Förderung körperbehinderter Kinder. Auf diesem Weg lernten sich zwei „Alpha-Tiere“ kennen, beides Menschen mit Führungsqualitäten: Der evangelische Pfarrer, der auch Krankenhausseelsorger in der orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus war, pflegte zu dieser Zeit die Bekanntschaft mit Familien, zu deren Kindern auch schwer behinderte gehörten. Pfarrer Schindelin nahm damals schwer körperbehinderte Kinder für eine Tagesförderung in den Räumen der evangelischen Auferstehungskirche auf; und als es zu viele wurden, gelang dies auch noch in den Räumen der katholischen Kirche St. Alfons. Das war ein erster Schritt, sie aus ihrer früheren Isolation zu holen. Denn bis dahin saßen fast alle ohne jegliche Förderung immer zu Hause.

    Zunächst im Schulpavillon

    Im September 1971 entstand die erste Schule im Schulpavillon des Konradsheimes in der Nikolausstraße. Dann wurde ein größeres Schulgelände gesucht.

    Der inzwischen gegründete Eltern-Trägerverein kaufte 1972 ein großes Grundstück am Heuchelhof und begann 1973 zu bauen. 1976 zogen die Kinder in Schule und Internat ein. Inzwischen war Schöbel Sonderschulrektor.

    Angelegt war das Projekt Heuchelhof für 220 Schüler beziehungsweise Kindergartenkinder. Heute sind in Würzburg 240 und in Aschaffenburg 120 Kinder und Jugendliche untergebracht.

    Schule Sache des Staates

    Die Kosten für die damals neue Schule in Höhe von 35 Millionen D-Mark übernahm weitgehend der Freistaat, der ja selbst die Schulpflicht vorschreibt; zusätzliche 5000 D-Mark schulterte der Elternverein (Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung e.V., Vorsitzender ist Direktor Hans Schöbel).

    Heute sind speziell ausgebildete Lehrkräfte, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter für die Kinder da und bewirken bei einem Großteil, dass sie später in der Werkstatt für Behinderte arbeiten können oder gar auf dem offenen Arbeitsmarkt eine Stelle finden. Und natürlich wird auch der Computer häufig eingesetzt.

    Liebevoller Enthusiasmus

    Zu Beginn des Förderunterrichts allerdings hatte man improvisieren müssen: Weil Kinder mit Spastiken keinen Stift halten, geschweige denn sich gezielt bewegen konnten, gab es für diese Kinder eine Art Abdeckung auf elektrischen Schreibmaschinen mit Löchern für die Tastatur, so dass nur einzelne Buchstaben sichtbar blieben, erinnert sich Schöbel. „Trotz Bewegungsproblemen konnten die Kinder die Buchstaben gut ansteuern und betätigen. Auf diese Weise lernten auch sie das Alphabet, das Lesen und Schreiben“, berichtet er. Einer seiner ersten Schüler war damals, zu Beginn des ersten Unterrichts, bereits 17 Jahre alt.

    Herausforderungen gewachsen

    Heute werden Kinder schon in frühesten Jahren gefördert, beispielsweise in so genannten Schul-vorbereitenden Einrichtungen, jedes nach seiner Fasson und so gut es eben geht. Da es für sehr schwer behinderte Kinder nach dem Krieg zunächst keinen offiziellen Lehrstoff gab, war auch hier Hans Schöbel Wegbereiter.

    Immer häufiger knüpfte Schöbel Kontakte zu Ministerien, zu Kostenträgern und Politikern. Vor allem mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die er schon seit langer Zeit kennt, verbinde ihn „das gleiche Denken und Fühlen“, sagt er. Und so reichte eines Tages das „Netz der Hilfe“ auch nach Pastraveni (Rumänien), wo aus einer völlig verwahrlosten Unterkunft ein gut funktionierendes Heim für verlassene und schwerbehinderte Kinder wurde.

    Eine Herausforderung sieht Schöbel in der Tatsache, dass immer mehr Menschen behindert weiter leben – nicht nur durch den Fortschritt der Medizin, sondern auch durch Unfälle. Dass zurzeit auch behinderte Flüchtlingskinder seine Einrichtung besuchen, ist für ihn selbstverständlich.

    Schöbel hat das Rentenalter erlangt. Er ist zwar nicht mehr Schulleiter, aber der Leiter der gesamten großen Einrichtung, des Zentrums für Körperbehinderte, „der Heuchelhof“, wie es von vielen liebevoll genannt wird. Da er selbst im Jahr 1998 seinen eigenen, damals 30-jährigen Sohn verloren hat, weiß er mehr über schreckliche Schicksale als Fachbücher ihn hätten lehren können. Ihm ist Teilnahme wichtig, das Miteinander-Reden und das Füreinander-Dasein.

    Für jeden seiner Mitarbeiter steht seine Tür offen. Schöbel hat nie aufgegeben, obwohl er selbst drei Krebsattacken abzuwehren hatte. So ganz allmählich denkt er über seine Nachfolge nach, aber da ist noch nichts spruchreif. Eines sollte aber immer gelten: „Der Geist von damals“, sagt Schöbel, „das Wissen, dass auch die schwerst behinderten Kinder die Schule brauchen“.

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