Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Kommentar: Bestien in der Maske der Biedermänner

Würzburg

Kommentar: Bestien in der Maske der Biedermänner

    • |
    • |
    Die Angeklagten im "Elysium"-Prozess um eine Plattform für den Missbrauch von Kindern verbergen ihre Gesichter hinter Aktenordnern.
    Die Angeklagten im "Elysium"-Prozess um eine Plattform für den Missbrauch von Kindern verbergen ihre Gesichter hinter Aktenordnern. Foto: Thomas Frey, dpa

    Schon der Name zeugt vom perversen Denken der vier Verurteilten: „Elysium“ war für die alten Griechen die Bezeichnung für die Insel der Seligen - aber leider auch für die widerlichste Sorte von Verbrechern: Männer, die Kinder missbrauchen, um ihre sexuellen Fantasien auszuleben.

    Elysium war der Name ihres gemeinsamen geheimen Treffpunktes im Internet, einer beängstigend umfangreichen Plattform im Dark-Net. Dort trafen sich 120.000 Gleichgesinnte, um Bilder und Videos jeder sexuellen Spielart mit Kindern zu tauschen, deren Widerlichkeit nur schwer zu ertragen ist. Und das schrecklichste ist: Manche beließen es nicht bei der Theorie.

    Man möchte sich mit Gänsehaut abwenden - und ist es doch den Opfern schuldig, genau das nicht zu tun. Wenn dieser sexuelle Irrweg so viele Anhänger findet, ist es wichtig, die Interessen dieser gequälten Kinder mit aller Kraft zu vertreten.

    • Lesen Sie auch: Was den Kinderporno-Fall "Elysium" so besonders macht

    Hier kann man nicht sagen: Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen

    Das haben BKA und Generalstaatsanwaltschaft getan. In diesem Fall  kann keiner sagen: Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen – im Gegenteil. Die "Macher" im Hintergrund kamen auf die Anklagebank und kommen nun ins Gefängnis. Das Urteil von Limburg ist ein ermutigendes und wichtiges Signal der Entschlossenheit, das Kritiker beim Rechtsstaat sonst so oft vermissen: Auch im Darknet gibt es keine Sicherheit für Bestien in der Maske der Biedermänner, die sich an Kindern vergreifen.

    Wie abscheulich "Elysium" war, zeigt sich an der Auswahl, die der Nutzer auf der Plattform hatte. Die 120.000 Nutzer (man muss sich diese Größenordnung einmal vorstellen) konnten zwischen Kleinkindern, Teenagern und Jugendlichen wählen. Allen Fotos gingen grausame sexuelle Kindesmisshandlungen voraus. Das jüngste Opfer von "Elysium" war zwei Jahre alt.

    Ein Screenshot der Login-Seite der Kinderporno-Plattform „Elysium“ wird bei einer Pressekonferenz 2017 von Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auf einem Monitor präsentiert.
    Ein Screenshot der Login-Seite der Kinderporno-Plattform „Elysium“ wird bei einer Pressekonferenz 2017 von Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auf einem Monitor präsentiert. Foto: Foto: Arne Dedert, dpa

    Selbst hartgesottene Fahnder zeigten sich vom Ausmaß des ekelhaften Angebotes erschüttert, „weil wir das in dieser Form noch nicht gehabt haben, dass die eigenen Eltern ihre Kinder wildfremden Menschen zu sexuellen Handlungen anbieten" sagte einer von ihnen.

    Man möchte mit den Internetfahndern des BKA und der Justiz in Frankfurt und Limburg nicht tauschen. Die mussten Tausende der ekelhaften Bilder und Videos über sexuellen Missbrauch anschauen, um sich über die Schuld der Angeklagten klar zu werden. Das brachte manche bis an die Grenze der Belastbarkeit. Sie haben unseren Dank verdient. 

    Angeklagte hatten teils "haarsträubende" Erklärungen für ihr Tun parat.

    Widerlich war noch das Gebaren der vier Angeklagten vor Gericht, die selbst Ehemänner und Väter sind. Pro forma räumten sie ein, was sich dank der vorgelegten Beweise ohnehin nicht leugnen ließ, um ihre Strafe zu mindern. Aber sie hatten teils "haarsträubende" Erklärungen für ihr Tun parat.

    Der 40-Jährige Frank M. aus dem Kreis Limburg-Weilburg gilt als Kopf der Bande. Er behauptete allen Ernstes, nur bei „Elysium“ mitgemacht zu haben, um Daten über die Kinderporno-Szene zu sammeln. Blöderweise  sei er festgenommen worden, bevor er sie den Behörden zukommen lassen konnte. Keinen Deut besser die windigen Ausreden des aus unserer Region stammenden Chat-Moderators „Panda“ (Bernd M., 47) aus Boxberg. Er will nur mitgemacht haben, weil er nicht „Nein“ sagen könne. Er gestand, Kinderpornos besessen zu haben. Doch die Inhalte hätten ihm eigentlich gar nicht gefallen. Joachim P. (58) behauptete: Das Unrecht sei ihm zur Tatzeit nicht bewusst gewesen.

    Das Urteil ist gesprochen. Man möchte ihm noch einen Satz der Autorin Marion Wolf zufügen:  „Ausreden sind Einbahnstraßen in die Sackgasse der Lüge.“ Die vier Verurteilten haben jetzt jahrelang Zeit, darüber nachzudenken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden