Selten waren sich Experten so uneinig wie aktuell beim neuen Coronavirus Covid 19. Die einen empfehlen, Großveranstaltungen abzusagen, Schulen und öffentliche Räume zu schließen. Gleich melden sich andere Experten zu Wort, die diese Maßnahmen für überzogen halten und eher eine mediale Infektion diagnostizieren. Die einen vergleichen das Virus mit einer milde verlaufenden Grippe, andere stellen eine deutlich höhere Sterblichkeitsrate dagegen. Aber auch die ist nicht belegt. Das Ergebnis ist eine total verunsicherte Bevölkerung, die sich dann auch nicht anders zu helfen weiß, als Klopapier und Nudeln zu bevorraten, um sich notfalls vor schniefenden Mitbürgern zurückziehen zu können.
Wir brauchen jetzt klare Entscheidungen. Führung ist gefragt. Politiker, die Maßnahmen ergreifen, erklären und so die Bevölkerung beruhigen könnten.
Entscheidungen müssen verbindlich sein
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat den Anfang gemacht, indem er empfiehlt, Großveranstaltungen ab 1000 Teilnehmern abzusagen. Freilich nur eine Empfehlung. Jedes Bundesland kann ihr folgen oder nicht. Am Ende entscheidet der Veranstalter vor allem nach wirtschaftlichen Überlegungen. Er wird immer genügend Experten finden, die eine Absage für überflüssig halten.
Es gibt in Deutschland Pandemiepläne, um mit solchen Infektionsketten umzugehen. Aktuell aber scheint der Umgang damit nicht sonderlich gut eingeübt zu sein. Hinzu kommt die föderale Struktur. Eine derartige Herausforderung muss einheitlich und mit Augenmaß, aber vor allem abgestimmt angegangen werden. Was nützen Pandemiepläne in einzelnen Kliniken, Gesundheitsämtern und Bundesländern, wenn sie nicht engmaschig ineinander greifen? Und dann muss letztlich eine Stelle die Entscheidungen treffen, die alle umsetzen müssen. Und das kann in solchen Ausnahmesituationen nur der Bund mit seinen Fachinstitutionen - wie dem Robert-Koch-Institut - sein. Dort sitzen die Experten, sie müssen die Maßnahmen empfehlen, die die Politik dann verbindlich umsetzt.
Und wenn die Infektionskette durch die Absage von Großveranstaltungen, Schließung von Schulen oder Behörden am Effektivsten durchbrochen werden kann, sollte man nicht warten. Natürlich kann man den Chinesen vorwerfen, die Gefahr lange verkannt, und dann mit der ganzen Härte eines autoritären Staates gehandelt und abgeriegelt zu haben. Aber seitdem gehen dort die Infektionszahlen zurück.
Es gab das Coronavirus SARS, es gab die Schweinegrippe und jedes Jahr eine Grippewelle. Doch so gravierend waren die Folgen einer Epidemie noch nie. Da schwingt viel Panikmache mit, vor allem aber Verunsicherung. Selbst Experten kennen das Virus noch nicht ausreichend. Klar ist nur, dass es sich in China und Italien relativ schnell ausgebreitet hat.
Die Infektionskette durchbrechen
Da fängt die Verantwortung für uns alle an. Ist doch jede vernünftige Maßnahme, die Verbreitung einzugrenzen, sinnvoll. Zumal wir aktuell parallel Grippezeit haben. Kämen zu den schwer verlaufenden Grippefällen jetzt noch eine sprunghaft steigende Anzahl von Patienten mit schweren Corona-Erkrankungen hinzu, unsere Krankenhäuser wären überfordert. Denn diese Patienten müssten isoliert und intensiv betreut werden. Zu viel für Kliniken, in denen seit Jahren der Rotstift regiert.
Deshalb muss das oberste Gebot jetzt heißen, Zeit zu gewinnen, die Verbreitung zu erschweren, die Infektionsketten zu durchbrechen. Denn zum einen brauchen die Forscher Zeit, um das Virus besser kennen zu lernen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Zum anderen gehen wir aufs Frühjahr zu. Zumindest die Grippewelle ebbt dann ab und auch Covid 19 hat es dann wohl deutlich schwerer, sich zu verbreiten.
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