Erst am vergangenen Sonntag veröffentlichte AfD-Chef Jörg Meuthen einen offenen Brief "an alle AfD-Mitglieder". Darin heißt es: "Wer sich rassistisch und verächtlich über Ausländer und fremde Kulturen äußert, handelt ehrlos und unanständig und damit gegen Deutschland und gegen die AfD." Betrachtet man die Aussagen der Würzburger AfD-Funktionäre vor dem Hintergrund von Meuthens Zeilen, zeigt sich, dass mäßigende Stimmen in dieser Partei ungehört verhallen.
In dem Video leisten die Politiker einen Offenbarungseid für ihre Partei. Erstens, weil der Film ein seltener ungeschönter Einblick in die Gedankenwelt ist, die sich in der AfD etabliert hat. Wenn der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke vom Holocaust-Mahnmal in Berlin als einem "Denkmal der Schande" spricht oder wenn Alexander Gauland, AfD-Fraktionschef im Bundestag, die Nazi-Zeit als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte bezeichnet, lassen sie bewusst Spielraum für Interpretation. Nach dem medialen Aufschrei erklärte Höcke, mit "Schande" habe er den Holocaust gemeint; Gauland verteidigte sich, er habe den Nationalsozialismus mit einer der "verachtungsvollsten Charakterisierungen" beschreiben wollen. Gezielte Provokationen mit Hintertür. An der Basis formuliert man weniger rhetorisch geschickt.
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Und dann ist da noch die Unfähigkeit der AfD-Politiker aus dem Video, ihre Weltanschauungen fundiert zu begründen. So geben sie etwa an, nie im Koran gelesen zu haben – verstanden haben sie ihn erst recht nicht. Stattdessen: Verschwörungstheorien aus dem Internet und gefährliches Halbwissen, gewonnen aus Veranstaltungen mit fragwürdigen Experten. Beide sind in der AfD seit jeher weit verbreitet.
In seinem offenen Brief schreibt Meuthen mit Blick auf den Anschlag in Hanau, die AfD müsse sich "fragen, warum es unserem politischen Gegnern gelingt, uns überhaupt mit solch einem Verbrechen in Verbindung zu bringen". Die Würzburger AfD-Funktionäre geben die Antwort.