„Er begeistert für Kunst“, sagt die Würzburger Malerin Renate Jung über Tilman Kossatz. Seit 1987 war der promovierte Kunsthistoriker als Konservator in der Neueren Abteilung des Martin von Wagner-Museums tätig. Dort vertritt er sich nach seiner Pensionierung im vergangenen Jahr selbst, bis der Nachfolger die Amtsgeschäfte in der Residenz übernommen hat.
Kossatz betreute über viele Jahre die Benutzer der Graphischen Sammlung und war nicht nur für die Erschließung der Bestände, sondern auch für die Organisation zahlreicher Ausstellungen zuständig. Jetzt führte er ein letztes Mal in seiner Eigenschaft als Museumskonservator rund 40 Mitglieder des 1990 gegründeten und von ihm geleiteten Vereins „Freunde der Würzburger Residenz“ durch die Gemäldegalerie.
Es ist eine Zeitreise in die ersten Jahre des 1832 gegründeten „Ästhetische Attributs“, wie das Wagner-Museum damals hieß. Geweckt werden sollte „Humanität“, wie es der spätere unterfränkische Regierungspräsident Friedrich August Freiherr von ZuRhein formulierte. Verantwortlich für das rasche Wachstum des Museums war der zweite Direktor Franz Joseph Fröhlich. „Während Fröhlichs Amtszeit von 1834 bis 1855 ist das Museum sehr schnell gewachsen“, berichtet Kossatz. Ein erster Katalog aus dem Jahr 1840 führte schon 243 Gemälde und über 1000 Zeichnungen und Kupferstiche auf.
Bereits in den ersten Jahren verzeichnete das Museum wichtige Zugänge aus zwei Privatsammlungen: „28 identifizierbare Gemälde aus dem Besitz David Hartmanns, des Enkels Balthasar Neumanns, und 69 Bilder, die zuvor der in Tückelhausen lebende Ex-Kartäuser Benedikt Weber besessen hatte“, berichtet Kossatz und präsentiert einige Gemälde aus beiden Sammlungen, deren Herkunft er erstmals sicher klären konnte. Eines der Bilder, ein Doppelporträt mit Spiegel aus der Hand des venezianischen Malers Bernardino Licinio, war 2004 in einer Ausstellung im Prado zu sehen. „Da hing unser Bild neben Raffael und Dürer. Schöne Umgebung“, bemerkt Kossatz lakonisch.
Der Konservator überrascht aber die Kunstfreunde nicht nur damit, dass er etliche Gemälde den Sammlungen Hartmann und Weber zuordnet. Ins Museum gekommen ist auch Pfarrer Klaus Oehrlein aus Tückelhausen, der erste nachweisbare Nachfahre Martin von Wagners, des Namensgebers des Museums. Wie sein Ahne, der 1857 der Universität Kunstsammlung und Vermögen stiftete, hat auch der Geistliche eine mäzenatische Ader: „Ich möchte mit der Schenkung an Pater Benedikt Weber erinnern. Er hat 1835 testamentarisch verfügt, dass seine Sammlung für 500 Gulden in den Besitz der Universität Würzburg übergeht.“ Eingesetzt werden sollte das Geld für die Würzburger Armenpflege.
Die Gemäldesammlung ist nun um Karl Purrmanns „Blick ins Venezianische Zimmer“ um 1930 und um August von Brandis „Blick ins Spiegelkabinett“ von 1900 reicher. „Jetzt besitzt das Wagner-Museum insgesamt fünf Innenansichten der Würzburger Residenz“, sagt Kossatz.