Dieter Watolla hat zur Zeit jede Menge zu tun. Er muss Gutachten auswerten, Gespräche führen, Angebote anfordern, Bestandsaufnahmen und Analysen einholen. Dieter Watolla ist der Stadtumbaubeauftragte, der die Stadt Würzburg auf dem Weg zur Umwandlung der ehemaligen Leighton Barracks in einen neuen Stadtteil begleitet.
Langfristig soll der neue Stadtteil für mehr als 4000 Bewohner erst 2024 fertiggestellt sein. Doch Watollas erste „Deadline“ ist das Jahr 2018, wenn im neuen Stadtteil Hubland die Landesgartenschau stattfinden soll. Bis dahin sollen erste Wohngebiete den neuen Stadtteil schon in seinen Grundzügen erkennbar erscheinen lassen. Derzeit befindet sich der Konversionsprozess in der bis 2015 terminierten ersten Projektphase. Über den aktuellen Stand berichtete Watolla in der letzten Sitzung des Konversionsausschusses.
Ziel der ersten Phase ist die Erschließung der Wohngebiete Am Frauenland, Am Leighton Park, An der Landebahn und Skyline Hill (östlich angrenzend an den Uni-Campus Nord). Außerdem sollen die Sporthalle durch ein Jugendzentrum ergänzt, der Tower in ein Stadtteilzentrum umgebaut und Bauflächen vermarktet werden.
Um die künftigen Wohngebiete nutzbar zu machen, spricht Watolla derzeit mit Ingenieurbüros, die auf Kampfmitteluntersuchung und -räumung spezialisiert sind. Auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist als Vor-Eigentümer in diese Gespräche eingebunden. Dabei geht es darum, wie BImA und Stadt Würzburg die Kosten für die Altlastenbeseitigung untereinander aufteilen.
„Latenter Kampfmittelverdacht“
Grundsätzlich bestehe auf dem Gelände ein „latenter Kampfmittelverdacht“, berichtete Watolla, nach dessen Angaben in Teilbereichen auch mit Bombenblindgängern gerechnet werden muss. „Das wird sich aber im Rahmen halten“, prognostiziert der Konversionsspezialist von der Immobilien Kommunalentwicklung GmbH der Landesbank Baden-Württemberg, der schon mehrere vergleichbare Projekte begleitet hat.
Insgesamt müssen laut Watolla auf dem Areal „mehrere hunderttausend Quadratmeter“ versiegelte Fläche zurückgebaut werden. Das gilt auch für „einen Großteil der Gebäude“, hier handelt es sich um insgesamt 700 000 Kubikmeter. Das ist eine Menge, für die zehn mittelschwere Bagger ein Jahr lang von Montag bis Freitag arbeiten müssten, so Watollas bildhafter Vergleich.
In der Sitzung fragte SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow, ob Watolla sich vorstellen könne, dass während der Bauphase im neuen Stadtteil das ehemalige Kino (Theatre) vorübergehend als Ersatzspielstätte für das sanierungsbedürftige Mainfranken Theater genutzt werden könnte. Watollas klare Antwort: „Das ist logistisch unvorstellbar“. Bei dem „relativ schnellen Rückbau“ würden zu Spitzenzeiten riesige Mengen Material abgebaut und abtransportiert. Das erfordere „intensivsten Baustellenverkehr und Baustellenbetrieb“ rund um das ehemalige Kino.
Parallel dazu die Nutzung einzelner Gebäude mit der Baustelle zu koordinieren, bezeichnete Watolla als „kaum vorstellbar und sehr, sehr kritisch.“ Auf weitere Nachfrage von SPD-Stadtrat Hans Werner Loew antwortete Watolla, seine vorherige Aussage bedeute, dass die Theaternutzung „nahezu ausgeschlossen“ sei. Auch deshalb, weil während der Arbeiten auf dem eingezäunten Baufeld keine Unbefugten auf das Gelände dürften.