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GRAMSCHATZ: Kraftsport mit Axt und Säge: Zieh durch, Stefan!

GRAMSCHATZ

Kraftsport mit Axt und Säge: Zieh durch, Stefan!

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    Stefan Stark mit Sportgerät: Rasiermesserscharf ist die Transportaxt, anstrengend wird's mit der Zugsäge (oben).
    Stefan Stark mit Sportgerät: Rasiermesserscharf ist die Transportaxt, anstrengend wird's mit der Zugsäge (oben). Foto: Fotos: D. FUCHS

    Bienen summen, Grillen zirpen. Die Sonne gibt alles, der Mann auch. Schweiß und Späne fliegen. Noch ein präziser Axtschlag nach unten, dann ächzt und knirscht der Holzstamm ein letztes Mal. Ehe er in zwei Teile zerfällt, hüpft Stefan Stark schnell vom berstenden Baum unter seinen Füßen.

    Es ist ein heißer Sommernachmittag. 35 Grad zeigt das Thermometer in Gramschatz bei Würzburg an. Der Mann, dessen Name Programm ist, wischt sich mit dem muskulösen Unterarm übers nasse Gesicht. „Naja“, sagt er und schnappt nach Luft. Er stellt seine handgeschliffene Axt am Boden ab und meint: „47 Sekunden beim Underhand Chop – das geht in Deggendorf hoffentlich besser.“

    Im niederbayerischen Deggendorf findet kommendes Wochenende die Deutsche Meisterschaft der Timbersportler, also der Sportholzfäller, statt. „Timber“ heißt auf Deutsch Bauholz. Der Timbersport, der sich einst in Holzfällerländern wie Kanada entwickelt hat, ist längst auch hierzulande eine beliebte Wettkampfsportart. Als Achter beziehungsweise Elfter der Vorwettkämpfe hat sich der 53-jährige Unterfranke Stefan Stark für die „Deutsche“ qualifiziert. Sechs verschiedene Disziplinen mit Namen wie „Single Buck“, „Standing Block Chop“ oder „Underhand Chop“ gilt es zu beherrschen.

    Stefan Starks Trainingsplatz im Ochsengrund am Ortsrand von Gramschatz erinnert ein bisschen an ein Wikingerlager von Obelix. Viel Holz liegt hier. Viel, viel Holz. Stefan Stark hat es ganz ohne Zaubertrank bewegt. Er hat Stämme mit Metallträgern waagrecht am Boden festgeschnallt. Nebenan ragt ein Stamm senkrecht in die Höhe, in Kerben stecken Querbretter. „Das ist das Springboard“, erklärt Stark. „So heißen die Trittbretter, die man im Stamm so platzieren muss, dass man daran hochklettern und in zwei Metern Höhe mit der Axt einen oben fixierten Holzblock durchschlagen kann.“

    Die nicht ungefährliche, spektakuläre Aktion ist eine von Stefans Lieblingsdisziplinen. Er habe dabei „auch schon Scheiß gebaut“, erzählt der Forstwirt. Seine Augen leuchten so grün wie das Laub der Büsche ringsum. Mit seinen 53 Jahren ist Stark, der früher Schlittenhunde züchtete, aktuell der älteste deutsche Sportholzfäller. Aber seine Leidenschaft ist jung geblieben. „Liegt vielleicht daran, dass ich erst spät dazugekommen bin.“ Als junger Mann hat er Timbersports im TV angeschaut – „oder aufgenommen, wenn die Shows spät in der Nacht liefen“. Dann bekamen die Bayerischen Staatsforsten, für die er damals arbeitete, Besuch von Sportholzfällern. „Ich durfte die Zugsäge ausprobieren. Das war ein Aha-Erlebnis.“ Der Enddreißiger, verheirateter Vater zweier Kinder, war infiziert. Die ersten Kontakte weiteten sich aus, Trainingslager folgten. 2005 qualifizierte sich Stark erstmals für die Deutsche Meisterschaft. Vier Jahre später ersägte er sich dort Bronze. In den Folgejahren kämpfte er mit seinem Regensburger Kumpel Wolfgang Kraus regelmäßig um den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft. 2011 startete er bei der Weltmeisterschaft in Lillehammer.

    Stark ist deutschland- und europaweit ganz schön rumgekommen. Aber reich ist er dadurch nicht geworden. „Hier und da mal ein Preisgeld ist natürlich schön, aber durch die teuren Gerätschaften ist das kein Hobby, mit dem man Geld verdient.“ Aber das hat für Stark, der mittlerweile im Walderlebniszentrum Gramschatz arbeitet, auch keine Priorität. „Das Schönste an unserem Sport ist eindeutig die super Kameradschaft.“

    Klar, der sportliche Wettkampf sei wichtig und stets eine neue Herausforderung. Jeder wolle seine mentale und körperliche Stärke, sein Gefühl für Holz, Äxte und Sägen unter Beweis stellen. „Auf der Bühne sind wir alle konzentriert und voller Adrenalin. Aber hinter der Bühne haben wir eine Riesengaudi.“ Man kennt sich in der Szene, sitzt abends bei einem Bier zusammen und fachsimpelt, erzählt Stark. Das „ewige Ranking“, ob Zimmerer oder Forstleute die besseren Timbersportler sind, hebe stets die Laune noch mal extra.

    Zum 13. Mal freut sich Stefan Stark nun auf das nationale Kräftemessen. „Bin gespannt, wie ich mich gegen 20 Jahre Jüngere schlage.“ Für die Sportler geht es in Deggendorf nicht nur um den Deutschen Meistertitel, sondern auch um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Oktober. Auch wenn es in Liverpool dann kühler sein dürfte als beim hochsommerlichen Training im Gramschatzer Wald: Schweiß und Späne fliegen immer.

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