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Gollachostheim: Krank, dreibeinig, blind - aber glücklich

Gollachostheim

Krank, dreibeinig, blind - aber glücklich

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    Samtpfoten im Glück auf dem Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt
    Samtpfoten im Glück auf dem Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt

    Susanne Pfeuffer hat das Spiel der deutschen Nationalelf am Samstagabend gegen die schwedische Mannschaft nicht wirklich verfolgt. "Ich habe Büroarbeiten gemacht", erzählt sie, "der Fernseher lief im Hintergrund". Aber sie ist heilfroh, dass die Deutschen gewonnen haben. "Sonst hätten alle Leute schlechte Laune gehabt und wären nicht zum Tag der offenen Tür auf den Gnadenhof gekommen."

    So aber sind sie da, die Leute. Und sie sind bestens gelaunt. Aus dem Ochsenfurter Raum sind sie gekommen, aus Würzburg, aus Fulda, aus Nürnberg . Der Gnadenhof, den Susanne Pfeuffer mit ihrem Partner Martin Weid betreibt, zieht Tierfreunde aus nah und fern an. Viele haben ihre Hunde mitgebracht - und alle werden am Eingang des großen, gepflegten Anwesens mitten in Gollachostheim von Oskar, Henry und Isabelle begrüßt - drei riesigen, neugierigen Schweinen in einem Auslauf, umringt von einer Kinderschar, die dem Sauhaufen hingebungsvoll die dicken Bäuche krault.

    Glückliche Tiere, glückliche Menschen auf dem Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt
    Glückliche Tiere, glückliche Menschen auf dem Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt

    Oskar bringt heute 300 Kilo auf die Waage

    Oskar war der erste Bewohner des Gnadenhofs. 2007 ist er eingezogen und war nur so groß wie ein Schäferhund. Ein "Kümmerer" wie auch die anderen Schweine hier, ein schwächliches, kränkliches Tier, das nicht so schnell wächst, wie Schweinemäster das wollen. Ein Schwein also, das in der Regel als Spanferkel am Spieß landet.

    Tierschützer haben Oskar vor dem Grill bewahrt. Heute bringt er 300 Kilo auf die Waage. So viel, wie kein Artgenosse in den Mastbetrieben, weil Schweine meist im Alter von sechs Monaten und mit etwa 100 Kilo Gewicht geschlachtet werden. Weil Oskar genetisch nicht auf ein so langes Leben vorbereitet ist, hat er inzwischen Probleme, seinen schweren, langen Körper auf seinen kurzen Beinchen zu transportieren. Deshalb kriegt er Schmerzmittel - und die machen es möglich, dass er nun fröhlich grunzend Hof halten kann. Übrigens gut eingeschmiert mit Sonnenmilch, damit seine empfindliche rosa Haut keinen Sonnenbrand bekommt.

    Ein bisschen Zickigkeit darf sein auf dem Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt
    Ein bisschen Zickigkeit darf sein auf dem Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt

    Viele Tiere stammen aus miserabler Haltung

    Rund 150 Tiere beherbergt der Gnadenhof, der 2011 mit dem Bayerischen Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde: Neun Schweine, 30 Ziegen, zwei Esel, 70 Meerschweinchen und Kaninchen, 25 Katzen, elf Hunde. Neun Rinder, zwei Pferde und zwei Enten sind auf Pflegestellen außerhalb des Hofs untergebracht, weil Susanne Pfeuffer und Martin Weid ihnen in Gollachostheim nicht genügend Weidefläche und keinen Teich bieten können.

    "Wir übernehmen eine Patenschaft, dieser Gnadenhof hat jede Hilfe verdient".

    Julia Wagner, Besucher des Gnadenhofes

    Wer auf dem Gnadenhof landet, hat nichts Gutes erlebt. Viele Tiere stammen aus miserabler Haltung, andere wurden vor dem Schlachter gerettet, sind unheilbar krank, durch Misshandlungen traumatisiert, einäugig, dreibeinig, blind. Susanne Pfeuffer und Martin Weid päppeln ihre Schützlinge auf, pflegen sie, arrangieren sich mit ihren Eigenarten. Und sie geben ihnen einen liebevollen Platz auf Lebenszeit. Klingt schön. Ist es auch. Kostet aber sehr viel Geld. Tierarzt- und Futterrechnungen in Schwindel erregenden Höhen sind an der Tagesordnung.

    Unterstützung durch Spenden und Patenschaften

    Guter Duft für den guten Zweck: Norbert Dessloch und sein Team verkaufen beim Tag der offenen Tür Parfüm-Tester und spenden den gesamten Erlös. Foto: Gisela Schmidt
    Guter Duft für den guten Zweck: Norbert Dessloch und sein Team verkaufen beim Tag der offenen Tür Parfüm-Tester und spenden den gesamten Erlös. Foto: Gisela Schmidt

    Einer, der tatkräftig hilft, die Ausgaben zu stemmen, ist der Würzburger Norbert Dessloch. Beim Tag der offenen Tür verkauft der Inhaber der Theater-Parfümerie mit seinem Team Parfüm-Tester zu Dumping-Preisen. Der gesamte Erlös kommt den Tieren zu Gute. "Was auf dem Gnadenhof Gollachostheim geleistet wird, muss man unterstützen", sagt der Tierfreund, "hier landet wirklich jeder Euro bei den Tieren".

    Auch Julia Wagner will helfen. Sie ist mit der ganzen Familie aus Erlangen angereist, ihre kleinen Töchter haben sofort Freundschaft mit einer Ziege geschlossen. "Wir übernehmen eine Patenschaft", verspricht die Krankenschwester, "dieser Gnadenhof hat jede Hilfe verdient".

    Vegetarische Würste vom Grill

    Vierbeinige Besucher beim Tag der offenen Tür im Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt
    Vierbeinige Besucher beim Tag der offenen Tür im Gnadenhof Gollachostheim Foto: Gisela Schmidt

    Während die Mädchen einen Esel streicheln, stellt sich ihr Vater in der Schlange vor den Essensständen an. Wo Schweine vor der Pfanne bewahrt werden, wird natürlich kein Steak verkauft. Was hier auf dem Grill liegt und in der Kuchentheke steht, ist vegan oder wenigstens vegetarisch. Julia Wagners Töchter merken gar nicht, dass ihre Bratwurst keine "richtige" Wurst ist.

    30 Helfer haben zusammen mit den Gnadenhof-Betreibern die wochenlangen Vorbereitungen und den Tag der offenen Tür gewuppt. Alle haben dafür ihre Freizeit geopfert, alle haben das ehrenamtlich gemacht, ohne Bezahlung und "mit ganz viel Herzblut", wie eine junge Frau sagt. Warum? Damit die Arbeit von Susanne Pfeuffer, die für ihr Engagement im Tierschutz mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens ausgezeichnet wurde, und Martin Weid noch bekannter wird. Und "damit der Gnadenhof auch in Zukunft ganz vielen Tieren ein liebevolles und sicheres Zuhause bieten kann". Weitere Infos zum Gnadenhof: www.gnadenhof-gollachostheim.de

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