Die Nachricht von ihrem Tod löste in Würzburg große Betroffenheit aus. In einer bemerkenswerten Gemeinschaftsleistung – unterstützt von dieser Zeitung – hatten die Menschen im Sommer vor zwei Jahren rund 80 000 Euro für die Behandlung der damals 36-jährigen Frau gespendet. Es waren bittere Wochen für die freie Journalistin: Ans Bett in der Uniklinik gefesselt, war sie dem Tod näher als dem Leben. Diagnose: Plasmozytom, eine Art Blutkrebs, der die Knochen angreift. Nur eine Stammzellen-Transplantation konnte sie noch retten.
Ashogbon, die eigentlich nur ihren Bruder in Würzburg besuchen wollte, hatte mehrfaches Glück: Sie fand an der Würzburger Uniklinik absolute Experten für die heimtückische Krankheit. Mit einer neuartigen Form der Chemotherapie gelang den Ärzten der Durchbruch: Die Nigerianerin erholte sich erstaunlich schnell. Die Mediziner sprachen von einem kleinen Wunder. Es wäre nicht möglich gewesen ohne den Einsatz von Spendensammlerin Gabriele Nelkenstock und ihrem Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“. Ashogbon sprach von ihr als dem „Engel“, den sie gefunden habe, um die von Gott gestellte Herausforderung zu meistern.
Beeindruckt waren Nelkenstock, die Ärzte und Krankenschwestern von dem starken Willen, den die zweifache Mutter im Kampf gegen den Tod entwickelte. Nun, zwei Jahre nach der Behandlung in Würzburg, hat sie diesen Kampf doch verloren. Genau vor einem Jahr war sie noch zu Besuch am Main, spazierte gemeinsam mit Ehemann Shina durch die Stadt.
In einer bewegenden E-Mail aus Nigeria bedankt sich Shina für all die Zuwendung, die Tola in Würzburg erfahren hat. Ihr Verlust sei sehr schmerzvoll, sagt er. „Das ist ein Trauma für mich und die Kinder.“ Immerhin gehen die beiden Buben (zehn und 13 Jahre alt) mittlerweile wieder in die Schule, Shina Ashogbon hat seine Arbeit in einem Büro in Lagos wiederaufgenommen.
„Zwei Jahre Leben sind ein großes Geschenk“
Gabriele Nelkenstock Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.
Traurig über Tolas Schicksal ist Gabriele Nelkenstock, die sich mit großem persönlichen Einsatz um die Patientin gekümmert hatte. Und doch: „Für mich ist ihr Kampf nicht verloren. Zwei Jahre Leben sind ein großes Geschenk. Jeder Tag ist ein Geschenk“, sagt Nelkenstock. Die Arbeit von Ärzten und Institution dürfe nicht von einem Zeitfaktor abhängen, ist die Spendensammlerin überzeugt. Durch Tolas Behandlung hätten sich die kranke Mutter, die Kinder und die Angehörigen auf die schwierige Situation einstellen können. Gleichwohl habe man gehofft, dass die Krankheit für längere Zeit, vielleicht sogar für immer zurückgedrängt wäre. Dass sich Tolas Zustand vor wenigen Wochen so plötzlich und dramatisch verschlechterte – damit hatten weder Nelkenstock noch die Würzburger Ärzte gerechnet.
Fakt ist: Die Versorgung und Nachbehandlung der Patientin im Entwicklungsland Nigeria war weit schwieriger als angenommen. Obwohl die Uniklinik sogar noch Spezialmedikamente zur Patientin bringen ließ, war ihr Tod nicht mehr aufzuhalten. Tolas Therapie, sagt Christoph Reiners als ärztlicher Klinikleiter, „war hochgradig experimentell, weil andere Verfahren nicht mehr gegriffen hatten.“ Hätte man sie nochmal nach Würzburg holen können? Ihr Zustand war laut Reiners bereits so schlecht, dass ein Transport gar nicht mehr möglich gewesen wäre.
Gestorben ist Tola Ashogbon im Alter von 38 Jahren im Kreise ihrer Familie. Weder Nelkenstock noch Reiners lassen Zweifel aufkommen, ob sich der hohe Einsatz gelohnt hat. Reiners: „Sie war in einer ausweglosen Lage und eigentlich hätte sich das Krankenbett nicht mehr verlassen können. So aber ist sie wieder auf die Füße gekommen und konnte mehrere Monate den Haushalt der Familie führen.“ Der Patientin, ihrem Mann und den Kindern sei somit wertvolle Zeit geschenkt worden.
Trotz des tragischen Endes kann Tolas Fall anderen Krebspatienten Mut machen. Denn angesichts ständig neuer Forschungsfortschritte kann laut Reiners schon ein Zeitgewinn von wenigen Jahren neue Aussichten auf Heilung eröffnen.
Stichwort
Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. Mit ihrem Verein untersützt Gabriele Nelkenstock die Krebsbehandlung und -forschung an der Würzburger Uniklinik. Spenden: Konto 92 45, Castell Bank Würzburg (790 300 01). Internet: www.kampfgegenkrebs.de