Die meisten Kreuzberg-Wallfahrer, die sich am Mittwoch in Ochsenfurt aufgemacht hatten, sind den Weg schon öfter gegangen. Einige sind in diesem Jahr das erste Mal dabei. Die Erleichterung, war allen anzusehen, als die am Freitag nach 110 Kilometern Fußmarsch ihr Ziel erreicht haben.
„Ein ganz klasse Gefühl, wenn man das geschafft hat“, meint Andreas Freudinger aus Frickenhausen. Der ehemalige Polizeibeamte nimmt zum ersten Mal an der Wallfahrt teil und wundert sich, dass er den dreitägigen Fußmarsch zum heiligen Berg der Franken ohne Blessuren überstanden hat. „Keine Blasen, keine Schmerzen, es ist ein erhebendes Gefühl“, sagt Freudinger.
Dieses Über-sich-Hinauswachsen hat auch Tarkan Derviº während seiner ersten Wallfahrt verspürt. „Ich habe es mir einfacher vorgestellt“, gibt der Ochsenfurter zu. Trotzdem sei es ihm vorgekommen, als würden die Beschwerden von Tag zu Tag geringer. Mehr als die körperliche Herausforderung hat Tarkan Derviº aber die Gemeinschaft mit den übrigen Wallfahrern schätzen gelernt. „Viele habe ich schon gekannt, aber auf der Wallfahrt begegnet man sich ganz anders“, sagt er.
Mit einem Ereignis wird die Wallfahrt für Derviº wohl für immer verbunden bleiben. Nach dem Frühgottesdienst am zweiten Tag in Burkardroth hatte erfahren, dass er wenige Stunden zuvor Großvater geworden ist.
Während die Wallfahrt für die meisten Teilnehmer eine Gelegenheit ist, den Kopf frei zu bekommen und den Alltag hinter sich zu lassen, bedeutet sie für Quartiermeisterin Renate Juks Stress. Obwohl die meisten Quartiere vorgebucht sind, muss sie bis zur letzten Minute auf Absagen reagieren oder improvisieren, um die die bis zu 230 Wallfahrer gut unterzubringen.
Vor allem das letzte Etappenziel in Bergtheim am Sonntag hatte Renate Juks lange Zeit Kopfzerbrechen bereitet. Das Gasthaus Kauschka, das immer Wallfahrer aufgenommen hatte, vermietet keine Zimmer mehr. Ein weitere Pension ist zurzeit geschlossen. Der Bergtheimer Martin Schneider, der schon öfter mit den Ochsenfurtern unterwegs war, hat im Bekanntenkreis 28 neue Übernachtungsplätze organisiert.
Zu den guten Seelen der Wallfahrt gehört Maria Wehner, die sich um die geschundenen Füße der Wallfahrer kümmert. Mehr als einen Meter Heftpflaster hat sie bereits verbraucht, um die Pilger auf dem Weg zum Kreuzberg zu verarzten.
Herbert Eger hatte ihrer Hilfe nicht bedurft. Mit 77 Jahren ist er der Älteste unter den Kreuzberg-Musikanten. Selbst wenn er inzwischen einige Strecken im Begleitbus zurücklegt, den Aufstieg über die Kniebreche, dem letzten, kräftezehrenden Abschnitt, ließ er sich auch diesmal nicht nehmen.
Während der Kreuzberg die Wallfahrer am Freitag mit Nebel und Nieselregen empfangen hatte, machte ihnen auf dem Rückweg die Hitze zu schaffen. Wie gut, dass am Sonntag schon in aller Herrgottsfrühe in Arnshausen losgelaufen wurde, sagt Oliver Brust, Bürgermeister von Geldersheim. Wie jedes Jahr hatten sich Wallfahrer aus der Gemeinde im Landkreis Schweinfurt der Wallfahrt angeschlossen. 15 waren es in diesem Jahr, weitere 40 in Eßleben. Oliver Brust war am Sonntag Mittag schon zu Hause angekommen und zollt den Wallfahrern Respekt, die in der Nachmittagshitze noch bis Bergtheim weiterziehen mussten.
Dort startet am Montag um 5.30 Uhr der letzte Tag der Wallfahrt. 35 Kilometer liegen dann noch vor den Wallfahrern, bevor sie um 18 Uhr nach insgesamt 220 Kilometern in der Stadt einziehen.