Als ein Passant an der Höllberghalle in Kürnach am Samstagabend einen Pulk von zwölf Jugendlichen sah, die mit Kampfanzügen, Gewehren und Pistolen bewaffnet auf den Feldern neben der Halle unterwegs waren, löste sein Anruf einen größeren Einsatz bei der Polizei aus (wir berichteten). Als die Polizisten mit fünf Streifenwagen anrückten trauten sie ihren Augen kaum: In kriegerischer Aufmachung. marschierten sie ordentlich in Reih und Glied auf dem Feldweg. Die Truppe erregte ordentlich Aufmerksamkeit, denn die Polizeikontrolle fand vor Publikum statt: Wartende Konzertbesucher wollten sich das Geschehen vor der Halle nicht entgehen lassen.
Wir wollten wissen, was junge Männer zwischen 14 und 27 Jahren dazu treibt, sich in Uniformen zu kleiden und mit täuschend echten Druckluftwaffen in heimischer Flur aufeinander zu schießen? Die von der Polizei in Kürnach gestellten Freizeitsoldaten nennen sich selbst „Tactical Airsoft Team Würzburg“ (T.A.T.W.). Vier Einzelgruppen zu je vier Leuten bilden die Teams Alpha bis Delta.
Auf seiner Internetseite bekundet der Verein, dass er „keine politischen Absichten verfolgt“. Vielmehr sehe man „das spielen mit den Waffen als Hobby und Sport“ an. Man verherrliche keine Gewalt und man will auch nicht „den Anschein von realen Kriegsschauplätzen oder paramilitärischen Ausbildungen“ erwecken.
Schaut man sich die Homepage genauer an, kommen einem allerdings schon Zweifel: es gibt martialische Bilder von Soldaten, eine Animation zeigt eine Haubitze, die auf einen Soldaten schießt, der daraufhin blutend zu Boden geht. Auf einer zweiten Homepage wird das offizielle Werbevideo der US-Armee gezeigt.
In einer Stellungnahme zu dem Vorfall, den die Gruppe ebenfalls auf ihrer Internetseite veröffentlicht, weisen die Jugendlichen einige der Vorhaltungen energisch zurück. So seien sie dem Zeugen nicht entgegen gekommen, sondern er habe sie mit seinem Auto regelrecht verfolgt und mit einem Fernglas beobachtet. Auch wären sie weder an der Halle unterwegs gewesen noch in Reih und Glied marschiert. Diese Aufstellung hätte erst die Polizei von ihnen verlangt.
Kürnachs Bürgermeister Manfred Ländner wurde als Besucher des Konzertes in der Höllberghalle Zeuge der Polizeiaktion. Mit einigen Eltern der aus seiner Gemeinde stammenden Möchtegern-Kombattanten nahm er nach dem Vorfall umgehend Kontakt auf. Diese verteidigen offenbar das Hobby ihrer Sprösslinge: „Wir haben doch früher auch Krieg gespielt oder mit Erbsenpistolen aufeinander geschossen,“ so ein Vater. Länder hat für solche Argumente allerdings wenig Verständnis.
Häufig seien bereits Klagen und Ängste von Joggern oder Grundbesitzern geäußert worden. „Die Bevölkerung hat kein Verständnis, wenn die Kürnacher Flur quasi als Truppenübungsplatz dienen soll,“ so Ländner. Er will sich deshalb auch noch einmal mit der ganzen Gruppe treffen.
Den Grundsatz, dass es nicht im Interesse des T.A.T.W. liege, Passanten zu erschrecken, haben die Freizeitsoldaten offensichtlich gründlich verfehlt.