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Frauental: Kritische Fragen zum geplanten Industriegebiet in Frauental: Infoveranstaltung von "Unsere Region" und BUND

Frauental

Kritische Fragen zum geplanten Industriegebiet in Frauental: Infoveranstaltung von "Unsere Region" und BUND

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    Fand viel Zustimmung bei den knapp über 100 Zuhörerinne und Zuhörern in der Historischen Schäferei zum geplanten 22 Hektar großen Industriegebiet Frauental: Stefan Flaig vom Stuttgarter Ökonsult.
    Fand viel Zustimmung bei den knapp über 100 Zuhörerinne und Zuhörern in der Historischen Schäferei zum geplanten 22 Hektar großen Industriegebiet Frauental: Stefan Flaig vom Stuttgarter Ökonsult. Foto: Markhard Brunecker

    Die Stadt Creglingen plant, in ihrem Ortsteil Frauental ein Industriegebiet mit stolzen 22 Hektar zu erschließen.  Bundesweit nimmt der Flächenverbrach für derartige Vorhaben wieder zu, was auch auf Creglingen zutreffen würde.

    Es geht um ein geplantes Industriegebiet mit 22 Hektar im Creglinger Ortsteil Frauental: Der BUND-Regionalverband Heilbronn-Franken und die Interessengemeinschaft "Für unsere Region" hatte zu einem Vortrag nach Creglingen-Frauental in die Historische Schäferei eingeladen. Für das Industriegebiet ist ist eine Halle von acht Hektar vorgesehen, womöglich mit bis zu 500 neuen Arbeitsplätzen. Hierzu fand bereits eine Bürgerversammlung in der Stadthalle Creglingen statt, in der die Stadt Creglingen und der Projektentwickler Lang & Cie das geplante Projekt vorstellten.

    Als Referenten des Abends konnte Manuela Ott von der IG neben Karin Haug vom Landesvorstand des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie den Siedlungsexperten Stefan Flaig von Ökonsult, Stuttgart, begrüßen. Dabei widmet sich der Ludwigsburger kritischen Fragen wie: Was bringen etwa das neue Gewerbegebiete wirklich für die Kommunen und die Bürgerschaft? Die Hoffnungen der Entscheider in den Kommunen richten sich bei solchen Planungen oft vor allem auf mehr Geld in der Gemeindekasse, weniger Auspendler oder zuziehende Einwohner. Doch sind solche Hoffnungen wirklich berechtigt? Und wie sieht es beim geplanten Industriegebiet Frauental aus?

    Wie lange können auf dem geplanten  22 Hektar großen Industriegebiet in Creglingen Frauental noch landwirtschaftliche Produkte angebaut werden?
    Wie lange können auf dem geplanten 22 Hektar großen Industriegebiet in Creglingen Frauental noch landwirtschaftliche Produkte angebaut werden? Foto: Markhard Brunecker

    Was er nicht wollte, negative Stimmung zu verbreiten, sondern über den Sinn eines neuen 22 Hektar großen Gewerbegebiets zu reden. Die Hoffnung der Stadträte richte sich in der Regel auf wenige Punkte, sagte Flaig: mehr Geld für die Gemeindekasse, weniger Auspendler und bessere Auslastung der Infrastruktur wie Kindergärten durch zuziehende Einwohner. Leider gebe es dazu kaum belastbare Daten, betonte er mehrmals. Fakt sei, in den ersten Jahren machen die Unternehmen am neuen Standort Verluste, zahlen also keine Gewerbesteuern. Keine Kommune mache eine langfristige Gesamtkostenrechnung aller Ausgaben und Einnahmen eines Gewerbegebietes.

    Flaig: Der Steuerzahler zahlt drauf

    In Creglingen würden noch vorhandene freie Gewerbeflächen für knapp 13 Euro angeboten, was eindeutig unter dem Erschließungspreis liegt, dann zahlt der private Steuerzahler ganz offensichtlich drauf. Selbst wenn ein Investor die Erschließungskosten übernehmen sollte, kalkuliert jeder, damit er nicht draufzahlt. Zum Thema Arbeitsplätze meinte er, dass die meisten nur vom alten zum neuen Standort verlagert würden. Fachkräfte seien im ländlichen Raum noch schwerer zu finden als in Städten. Es seien meist Niedriglohnarbeitsplätze erwünscht, Fachkräfte würden mitgebracht. Wirklich neue Fachkräfte seien so einfach nicht in Creglingen zu finden, so der Experte weiter.

    Warum brauche es in Creglingen überhaupt weitere Arbeitsplätze, man habe 1665 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte bei 4595 Einwohnern. Für eine ländliche Kommune seien die 36 Prozent sehr gut. Weikersheim habe im Vergleich nur 28 Prozent. Flaig bezweifelte, dass erfahrene Fachkräfte umziehen und junge, ungebundene Fachkräfte seien wählerisch, so seine Feststellung. 

    Sein Gesamtfazit: Eher keine oder nur wenig zusätzliche Gewerbesteuer, es entstünden eher weniger Arbeitsplätze als geplant und die Fachkräfte würden meist pendeln. Sein Rat, die Vorteile Creglingens durch Landschaft nutzen und künftige Siedlungspolitik für den Bestand. Creglingen sei auch ohne neues Industriegebiet lebenswert.

    Anregung: Bei rundem Tisch darüber beraten

    Die erste Wortmeldung war die Bitte, sein Referat auch dem Creglinger Stadtrat vorzutragen. Auf die Frage, warum dieser nicht so handeln würde, wie er vorschlägt, hat er die Vermutung, dass sie die drei wichtigen Punkte nicht glauben. Es fehle ihnen die Berechnungen und Daten. Für Eugen Hein ist es erst mal wichtig zu klären, welche Arbeitslätze hier überhaupt entstehen, alles andere sei eine Phantomdebatte. Für Erwin Keller stellt sich die Frage "Was wird da kommen?" Seine Meinung ist, dass eigentlich nur die große Fläche dafür spreche und Vorteile bringe das neue Industriegebiet in erster Linie für die bayerischen Nachbargemeinden.

    Die letzten Wortmeldungen nach knapp zwei Stunden empfahlen, dass der Stadtrat mit Bürgermeister Uwe Hehn an der Spitze seine Meinung ändern möge und auf Tourismus setzt. In der sehr fairen Diskussionsrunde bot Armin Waldbüßer von der Fraktion der Grünen im Landtag Baden-Württembergs eine Vermittlerrolle zwischen den Playern an und regte an, bei einem runden Tisch darüber zu beraten.

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