Wenn Sie heute schon den Wetterbericht auf Ihrem Handy gelesen haben, dann haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis Künstlicher Intelligenz (KI) genutzt. Dass aus Wetterdaten oder anderen Zahlenwerten ohne menschliches Zutun Texte entstehen, ist inzwischen völlig normal. Es ist auch unproblematisch, solange sichergestellt ist, dass die Daten korrekt sind.
Ganz und gar nicht unproblematisch sind Falschnachrichten, die gezielt beispielsweise auf Sozialen Medien verbreitet werden und wirken wie unbestreitbar richtige Nachrichten. Auch solche erfundene Inhalte – etwa Texte, Bilder oder Videos – entstehen heute durch künstliche Intelligenz in Massen und sind vor allem für ungeschulte Nutzerinnen und Nutzer schwer als künstlich oder falsch zu erkennen.
Wetterberichte auf der einen Seite, gezielte Desinformation auf der anderen: Die beiden Beispiele zeigen, dass Künstliche Intelligenz ein Werkzeug ist, das einen verantwortungsvollen Umgang braucht, damit es nicht zur Waffe wird. Was bedeuten die vielfältigen Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz bietet, für den Journalismus und die Arbeit unserer Redaktion?

Die Main-Post testet seit mehreren Monaten, wie KI-Technologie Redakteurinnen und Redakteuren im Alltag unterstützen kann. Dabei gilt vom ersten Tag an, dass KI niemals sich selbst überlassen sein darf. Immer hat ein Mensch die Verantwortung über das, was die Technologie zum Ergebnis beiträgt.
Und das kann völlig unterschiedlich sein: Mit sogenannten Bild-KIs können Illustrationen entstehen, KI kann aus langen Texten Kurzfassungen machen, etwa für Postings auf Sozialen Medien. Sie kann Überschriftenvorschläge für Texte erstellen oder auch Themenideen oder Vorschläge für Interviewfragen liefern. Diese Anwendungsfälle nutzt die Redaktion der Main-Post seit kurzem. Auch bei der Produktion von Zeitungsseiten wird Künstliche Intelligenz voraussichtlich in Zukunft sinnvoll eingesetzt werden können..
Einsatz von KI in der Redaktion: Wert der Inhalte, die Menschen schaffen, steigt
Unterm Strich ist die Redaktion der Main-Post überzeugt davon, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz unseren Publikationen große Chancen bietet. Wenn wir KI transparent und verantwortungsvoll nutzen, kann sie unseren Redakteurinnen und Redakteuren mehr Raum für den Kern ihres Berufs verschaffen. Der Wert einzigartiger, von Menschen geschaffener Inhalte, wird dadurch steigen. Zugleich sehen wir uns in der Verantwortung, die Verbreitung von Plagiaten und Desinformation durch KI zu verhindern.
Die Leitlinien der Redaktion für den Umgang mit KI
Vor diesem Hintergrund hat die Chefredaktion folgende Leitlinien für den Umgang mit KI erstellt. Sie ergänzen ab sofort Teil die journalistischen Leitlinien, die für sämtliche Publikationen der Mediengruppe Main-Post gelten. Sie sind jederzeit nachlesbar sind unter www.mainpost.de/leitlinien:
Offenheit und Neugier
- Der verantwortliche Einsatz Künstlicher Intelligenz in der redaktionellen Arbeit ist gestattet. Wir ermuntern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Experimentieren mit neuen Tools und Möglichkeiten unter klaren Rahmenbedingungen.
- Die Chefredaktion fördert die Aus- und Weiterbildung unserer Kolleginnen und Kollegen auch mit Blick auf den Einsatz von KI. Wir setzen auf regelmäßigen Input von externen Fachleuten und fördern den Austausch innerhalb der Redaktionen, zwischen den Standorten und mit anderen Verlagen.
Hilfsmittel und Assistent
- KI darf und soll eingesetzt werden, um Produktionsprozesse zu optimieren, aber auch um die Berichterstattung zu unterstützen, zu verbessern und zu beschleunigen. Das Ziel ist, dadurch mehr Freiraum für wertvolle journalistische Arbeit zu gewinnen. Anwendungsfälle für KI sind zum Beispiel Korrekturlesen und Kürzen von Texten oder Formulierungsvorschläge für Überschriften und Teaser.
Verantwortung und Sicherheit
- Die Verantwortung für mit KI veröffentlichte Inhalte tragen stets Menschen - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Publikationen.
- Kein Inhalt entsteht ausschließlich durch KI. KI verarbeitet Inhalte, die vorab von unseren Redaktionen recherchiert, geschaffen und geprüft wurden. Zum Beispiel können aus langen Texten durch KI kürzere Formate entstehen, oder KI kann Texte in andere Sprachen übersetzen. Die Redaktion prüft die Qualität der Ergebnisse.
- Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz gelten unsere journalistischen Standards beziehungsweise Leitlinien (www.mainpost.de/leitlinien) und der Pressekodex.
- Beim Einsatz von KI achten wir darauf, dass die Tools technisch sicher sind, alle rechtlichen Vorgaben erfüllen und den Datenschutz wahren. Wir geben keine Kunden- beziehungsweise persönlichen Daten an KI-Anbieter weiter; ausgenommen sind Daten, deren Veröffentlichung in unseren Publikationen gestattet ist. Der Schutz von Quellen, Informantinnen und Informanten ist in jedem Fall sicherzustellen.
- Die Regeln zum Einsatz von KI gelten auch für Inhalte, die uns von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Die Redaktionen stellen sicher, dass Freie Mitarbeiter diese Leitlinien kennen und einhalten.
Grenzen und Risiken
- Bei der Recherche verlassen wir uns nicht auf KI-Tools. Sie können Journalistinnen und Journalisten aber bei Recherche unterstützen, etwa beim Auswerten von Datensätzen.
- Antworten und Vorschläge von KI-Tools wirken oft sehr überzeugend. Daher sind mögliche Fehler manchmal nicht sofort zu entdecken. Umso wichtiger ist es, jede KI-Antwort vor der Übernahme in die Berichterstattung sorgfältig zu überprüfen. Für Fehler, die KI in unsere Berichterstattung einbaut, ist am Ende immer die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter verantwortlich.
Transparenz und Kennzeichnung
- Bilder, Illustrationen und multimediale Inhalte, die mit Hilfe von KI generiert sind, kennzeichnen wir eindeutig und transparent.
- Originäre Texte, die maßgeblich durch KI erstellt wurden, kennzeichnen wir ebenfalls eindeutig und transparent.
- Wir informieren unsere Leserinnen und Leser über den Einsatz von KI in unseren Publikationen und pflegen einen offenen Dialog darüber.
Die Fähigkeiten und damit der mögliche Einsatz von KI befinden sich in einer dynamischen Entwicklung. Diese beobachten wir genau und analysieren, was diese Neuerungen für den Einsatz von KI in unserer journalistischen Arbeit bedeutet. Die Chefredaktion behält sich daher vor, die KI-Leitlinien anzupassen.
Haben Sie Fragen zur Anwendung von KI in der Redaktion? Schreiben Sie eine Mail an ivo.knahn@mainpost.de oder schicken Sie Post an: Chefredaktion, Ivo Knahn, Berner Straße 2, 97084 Würzburg.