Bamberg hat schon eine, Schweinfurt auch und bald soll es auch in Würzburg eine „Kultur-Tafel“ geben. Ihr Ziel: „Kultur für alle“, also nicht nur für Besserverdiener und Reiche, sondern auch für kulturhungrige Geringverdiener, Empfänger von Sozialleistungen und sozial Benachteiligte.
Drei von ihnen sind Berti, Kurt und Toni, die zu einem Gespräch ins Theater am Neunerplatz gekommen waren, wo das Projekt „Würzburger Kultur-Tafel“ vorgestellt wurde. Sie sind aus ganz unterschiedlichen Gründen durchs soziale Netz gefallen und können sich einen Theater- oder Ausstellungsbesuch, Konzerte oder Kinovorführungen nicht mehr leisten.
Begeistert vom „Geizigen“
„Wir haben aber auch Hunger nach Kultur“, sagt Berti, der auf der Straße lebt. Und Toni, der zuletzt in den 1970er-Jahren eine Theateraufführung besuchte, ergänzt: „Kultur schadet keinem“. Kurt hat wie die beiden anderen in der Wärmestube von dem Angebot des Mainfranken Theaters erfahren, das schon seit Mai letzten Jahres kostenlose Karten an sozial Schwache vergibt. Zuletzt hat er dort mit Begeisterung Molieres „Der Geizige“ gesehen und auch die Oper „Lohengrin“ hatte es ihm angetan.
Zehn kostenlose Karten stellt das Theater momentan pro Produktion zur Verfügung. Sie werden an Interessenten aus der Wärmestube und der Zellerauer Tafel vergeben, demnächst soll auch die Bahnhofsmission einbezogen werden. An diesen drei Stellen können sich Interessenten anmelden. Ihre Karten bekommen sie dann vor der Vorstellung an der Theaterkasse, wobei sie lediglich ihren Namen nennen müssen. Damit wird eine langwierige und unter Umständen entwürdigende Ausweisprozedur an der Kasse überflüssig und auch die Möglichkeit zu neuen sozialen Kontakten eröffnet.
Initiatorin des Theater-Tafel-Projekts ist die Realschullehrerin i.R. Elisabeth Prein. Sie suchte den Kontakt zu Theaterintendant Hermann Schneider, der sofort ein offenes Ohr hatte und seine Unterstützung zusagte. Daniela Bell, im Theater für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, unterstreicht, dass Kultur und Theater ein Stück Lebensqualität seien, unabhängig von der sozialen Schicht. Deshalb stelle das Theater nicht nur Restkarten nicht ausverkaufter Vorstellungen zur Verfügung, sondern biete auch anspruchsvolle Stücke an.
Gastgeber Sven Höhnke, der Betreiber Neunerplatz-Theaters, erklärte sich bereit, ab sofort für jede Vorstellung zwei Karten für die Kultur-Tafel zur Verfügung zu stellen. Wenn diese bis einen Tag vor der Vorstellung nicht abgerufen würden, gehen sie an der Abendkasse in den freien Verkauf. Überhaupt ist es eines der zentralen Themen wie die Kartenvergabe geregelt werden soll, wenn sich erst einmal mehrere Institutionen an der Kultur-Tafel beteiligen. Dazu braucht es eine zentrale Stelle, bei der die Wünsche eingereicht und sortiert werden können und von der aus die Kartenvergabe gesteuert wird.
Ralf Duggen, Vorsitzender des Dachverbands freier Würzburger Kulturträger (DFWK), bei dessen jüngster Mitgliederversammlung dieses Thema ebenfalls angesprochen wurde, regte die Einrichtung einer Datenbank an, bei der alle Interessenten ihre Wünsche anmelden können.
Raum und Mitarbeiter nötig
Außerdem sollten die beteiligten Veranstalter hier die Anzahl der von ihnen zur Verfügung gestellten Karten eingeben. Dazu so Duggen, benötige man einen Raum und mehrere Mitarbeiter.
Regine Raeder ist Mitinitiatorin der Kultur-Tafel und neben der offiziellen Vereinsgründung gerade damit beschäftigt freiwillige Helfer und Sponsoren zu finden. Was die Frage eines (Büro-)Raumes angeht, erhielt sie spontane Unterstützung von Berti: „Da sind wird als Nutznießer in der Pflicht“, meinte er und will sich in der Wärmestube nach einer Möglichkeit umsehen. Ein Anfang ist also gemacht.
Kontakt: Wer bei der Kultur-Tafel als Helfer oder Sponsor mitmachen will, kann sich mit Elisabeth Prein, Käthe-Kollwitz-Straße 6, 97230 Estenfeld, in Verbindung setzen. Die E-Mail-Adresse der Kultur-Tafel: Kult.Tafel.Wue@web.de