In der Nacht auf 25. Oktober werden die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Um 3 Uhr wird der Zeiger eine Stunde zurück und damit auf die eigentliche Mitteleuropäische Zeit gedreht. Erstmalig wurden 1916, während des Deutschen Kaiserreiches, die Uhren umgestellt und die Sommerzeit eingeführt. Diese Regelung hielt man allerdings nur drei Jahre ein. Eine Zeitzeugin aus den Jahrhunderten, als die exakte Zeitmessung noch etwas Besonderes war, ist die große Kunstuhr im Rittersaal von Schloss Weikersheim. Die reich geschmückte Uhr ist eine ungewöhnliche Konstruktion für einen Innenraum und eher von Rathausfassaden bekannt.
Das Uhrengehäuse erreicht die Höhe von 5,46 Metern. Ihr Zifferblatt trägt die Jahreszahl 1747, die Zeit von Graf Carl Ludwig. Zu sehen ist die kostbare alte Uhr bei Führungen und Sonderführungen im Schloss, heißt es in einer Pressemitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Bedeutendes Grafengeschlecht
Der Rittersaal in Schloss Weikersheim, entstanden um 1600, ist so überwältigend reich ausgestattet, dass er viele Besuche lohnt. Trotz der riesigen Dimension von 40 Metern Länge kommt seine weite hölzerne Decke ohne Stützen aus. Sie hängt am Dachstuhl: ein technisches Meisterwerk. Neben der Kunstuhr finden sich in diesem Raum die großen Tierfiguren an der Wand. Die lebensecht bemalten Stuckplastiken zeigen jagdbares Wild – nicht nur aus Hohenlohe. Dazu passen die Bilder an der Decke, 1601 bis 1602 von Balthasar Katzenberger aus Würzburg geschaffen. Jedes Bildfeld zeigt eine Jagdszene. Manche der Bilder enthalten geheimnisvolle Anspielungen auf die Leidenschaft des Grafen Wolfgang II. für die Alchemie, eine frühe Form der Naturwissenschaften.
Das große Uhrwerk
Wenn die komplizierte Uhr im Rittersaal von Weikersheim laufen soll, muss jeden Tag jemand über eine schmale Treppe ins Innere der Uhr steigen, um sie aufzuziehen. Das schmiedeeiserne Turmuhrenwerk, 1,42 Meter hoch, umfasst sechs Einzelwerke. Dazu gehören ein Viertelstundenschlagwerk, ein Stunden- und ein Stundennachschlagewerk sowie zwei Auslösewerke. Das Uhrwerk treibt darunter das Zeigerwerk an und noch weiter unten das Steuerwerk mit der Stiftwalze für das Glockenspiel mit dem Choral "Lobet den Herrn". Ist das Uhrwerk aufgezogen, erklingt die Melodie zu jeder vollen Stunde.
Viel Spektakel im Rittersaal
Die sechs Ringe des Zifferblattes zeigen Uhrzeit, Monat, Mondphase, Tierkreiszeichen und Tag an. Darüber beginnt die Zone der Figuren, die über Gestänge und Drähte im Inneren mit dem Uhrwerk verbunden sind. Personen in barocker Kleidung treten heraus, zwei Engel, Adam und Eva schlagen Glocken an. Weitere Engel bewegen ein Zepter und ein Stundenglas. Räder mit Figuren symbolisieren Leben und Tod und die Lebensalter. Ganz oben schlägt ein Hahn mit den Flügeln und kräht laut. Die Uhr ist besonders eindrucksvoll, wenn sich ihre Figuren bewegen, die Glocken und Musikwerke erklingen. Bei den Restaurierungen 2005 und 2006 stellte sich heraus, dass die Uhr kaum defekt war. Seitdem wird ihr kunstvolles Spielwerk bei manchen Führungen vorgeführt – ein staunenswertes Erlebnis.
Ein Rundgang in Schloss und Schlossgarten Weikersheim bietet am Samstag, 24. Oktober, um 14.30 Uhr Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Residenz und vermittelt das Lebensgefühl vergangener Zeiten. Kosten: zehn Euro für Erwachsene, Familien zahlen 25 Euro. Anmeldung unter Tel.: (07934) 992950 ist erforderlich.