Beim Neubau des Wohn- und Geschäftsgebäudes in der August-Bebel-Straße, heute bekannt als "Grüner Baum", benannt nach einem ehemaligen Gasthaus, das abgerissen werden musste, wurde auch eine Mauer errichtet, dort wo sich heute die notwendigen Parkplätze befinden. Doch wegen der Höhe der Mauer, die ein dahinter liegendes Haus vor Lärm und Schmutz schützen soll, kam es zwischen den Bauherren und der Gemeindeverwaltung zu Unstimmigkeiten. Ein Kompromiss musste gefunden werden.
Beim Bau hatten die Bauherren dem ehemaligen Besitzer des Hauses schriftlich erklärt, die Mauer in derselben Höhe wieder zu errichten wie vorher. Dem stand aber die bayerische Bauordnung entgegen, die eine Höhenbegrenzung auf nur zwei Meter vorschreibt. Die ursprüngliche Höhe der alten Mauer lag bei rund 2,4 Metern. Das fiel der damaligen Bauverwaltung auf und sie untersagte den Bau und forderte einen Rückbau auf die vorgeschriebene Höhe.
Gemeinde beharrte auf Rückbau der Mauer
Alle Gespräche der Bauherren mit Bürgermeister Klaus Schmidt und der Gemeindeverwaltung brachten nichts, im Rathaus beharrte man auf einem Rückbau auf die maximal zulässige Höhe. Das wiederum hätte die Bauherren in die Bredouille gebracht, hatten sie im Kaufvertrag doch die höhere Mauer zugesagt. Wie konnte man also das Problem lösen?

Der Waldbüttelbrunner Künstler Raimund Wirth hatte eine Idee. Man macht die Mauer zu einem Kunstwerk, dann greift die Höhenbegrenzung nicht mehr. Doch auch darauf wollte sich die Gemeindeverwaltung nicht einlassen.
Das Kunstwerk wurde trotzdem geschaffen, eine Ortsgeschichte in 163 Keramikteilen. Wirth hatte sie alle selbst hergestellt und auch an der Wand angebracht. Die so verschönerte Mauer erregt viel Aufsehen mit den bunten Kacheln und der lebendig dargestellten Dorfgeschichte. Was noch fehlte, war eine erläuternde Tafel. Die wurde nun endlich angebracht und enthüllt.
Künstler erläuterte seine Kachel-Kunstwerke
Geschätzt 200 Menschen wollten bei diesem Ereignis vor Ort dabei sein und aus Künstlerhand erfahren, was die einzelnen Kacheln bedeuten. "Ich hätte nie gedacht, dass so ein gewaltiges Interesse an der Mauer besteht", gestand Christian Weis als Sprecher der Bauherrschaft. Er lobte Raimund Wirth, der es geschafft hatte, Altes und Neues zu verbinden und das auch noch mit künstlerischen Mitteln. Er wies darauf hin, dass nun ein sieben Jahre lange Bauphase endlich zum Abschluss gekommen ist. Die Mauer ist zwar noch immer etwas höher als die Vorschrift für Mauern besagt, aber mit dem Kompromiss können alle Parteien leben.

Raimund Wirth oblag es nun, in das Kunstwerk einzuführen. Er sprach von einem "kulturellen Werk, das unseren Ort ausschmückt". Man müsse das Kunstwerk von rechts nach links lesen, um die fast 1275 Jahre Dorfgeschichte nachvollziehen zu können. In mehreren Jahren Arbeit hatte Wirth das Kunstwerk geschaffen, mit ortsprägenden Gebäuden wie der Alten Kirche oder dem alten Rathaus, aber auch dem Hinweis auf das ehemalige Gasthaus Grüner Baum. Den Abschluss bildet ein blaues Fenster, aus dem mehrere Menschen herausschauen. "Was wäre Waldbüttelbrunn ohne Leute?", fragte er in die Runde. Das Wichtigste an der Ortschaft seien doch die Menschen, die Wirth mit seinem Kunstwerk zusammenbringen möchte.