Matthias Braun war sich absolut unsicher. Wie würden die Randersackerer sein Kunstwerk aufnehmen? Könnte „Balthasars Badewanne“ nicht „zu hart“ für die Menschen und ihre Vorstellungen sein? Am Ende erhielt der 40-jährige Würzburger die Reaktion, die sich ein Künstler wünscht: viel Aufmerksamkeit.
Das Gebilde sah aus wie ein großer, abgedeckter Sessel. Während der gesamten Festreden blieb Brauns Kunstwerk mit einen großen Banner abgedeckt. Darauf die Farben und das Wappen von Randersacker. Als Bürgermeister Dietmar Vogel, Norbert Böhm von der Regierung von Unterfranken und der Künstler selbst die Fahne beiseite zogen, ging ein Raunen durch die Menge.
Eine gusseiserne, weiß-goldene Wanne, in die sich Wasser aus einem in einen rechteckigen Muschelkalk-Quader geschlagenen Hahn ergießt. Auf dem Stein die goldene Inschrift „Balthasars Badewanne“. Ein echter Hingucker. Und vielleicht künftig die große Touristenattraktion von Randersacker.
Den Bogen zwischen Balthasar Neumanns Pavillon in der Würzburger Straße, dem oberhalb gelegenen Ortszentrum und dem Place de Vouvray wollte Matthias Braun mit dem Brunnen schlagen. Wobei es ihm nicht um historische Korrektheit ging, wie er der Main-Post sagte.
Denn in der Barockzeit war es nicht besonders schick zu baden. Und wenn die Menschen es taten, dann eher in Holzzubern oder Steinbecken. Die gusseiserne Badewanne kam später auf.
Doch für Braun war die „virtuelle Verknüpfung der Plätze“ wichtiger, der „Link auf den schlecht wahrgenommenen Pavillon“. Die Wanne als Alltagsgegenstand wollte er zum musealen Objekt erheben. Sie soll Abschluss eines von Beginn an schwierigen Projektes sein.
Norbert Böhm, Abteilungsleiter Planung und Bau bei der Regierung, erinnerte an die Zeit, als sich 18 000 Fahrzeuge täglich auf der B 13 mitten durch den Ort quälten. Erst im September 2003 wurde Randersacker mit der Umgehungsstraße davon befreit. Die städtebauliche Aufwertung des Altortes konnte beginnen.
Doch es brauchte zwölf Jahre und „fränkische Beharrlichkeit“, um „Ideen, Finanzierung und Förderung in Einklang zu bringen“. 2003 musste die Gemeinde ihren ersten Förderantrag wegen finanzieller Engpässe zurücknehmen; 2007 – bei einem erneuten Versuch – fehlte bei der Regierung das Geld. Randersacker musste Ende 2008 einen städtebaulichen Wettbewerb auf eigene Kosten anschieben.
Die Aufgabe: die Erschließungsfunktion der Würzburger Straße erhalten, aber den Fernverkehr aus dem Ort heraushalten und einen Platz schaffen, an dem sich Einheimische und Gäste gleichermaßen wohlfühlen.
Das Büro Dr. Holl gewann. Doch auch der Förderantrag von 2011 scheiterte. Ein Jahr später der Durchbruch. Endlich war Fördergeld für die Umgestaltung des Place de Vouvray da. Im Sommer 2012 begannen die Bauarbeiten.
Laut Hartmut Holl soll ein durchgehender heller Granitbelag die Unterschiede zwischen Fahrbahn und Fußgängerbereichen so weit wie möglich vergessen lassen.
Ein hoher Oberleitungsmast, über den die halbe Stromversorgung des Ortes lief, wurde abgebaut, das Kriegerdenkmal verlegt, eine behindertengerechte Bushaltestelle eingerichtet, ein Lichtkonzept umgesetzt und Bäume gepflanzt.
1,2 Millionen Euro hat das Projekt nun gekostet; 700 000 Euro übernahm die Städtebauförderung. Alles zusammen laut Böhm „mit hohem Zins gut angelegtes Geld“. Bedeute es doch „Komfortgewinn“ und „Attraktivitätssteigerung“ für die Marktgemeinde.
Bürgermeister Dietmar Vogel appellierte an die Randersackerer: „Wir alle müssen den Platz nun auch mit Leben erfüllen.“ Hartmut Holl wünschte sich, „dass die Ortsmitte dazu beiträgt, die Bekanntheit des Premium-Weinortes Randersacker weiter zu verbreiten“.
Matthias Braun heimste für seine Badewanne viel Lob ein. Marlene Lauter, Leiterin des Museums im Kulturspeicher, bescheinigte ihm einen „Riecher für das, was noch fehlt“ und sprach von der Badewanne als „ein neues Wahrzeichen, das die Reize des schönen Winzerortes erhöht“.
Stefan Morhard vom Verein Tourist-Information nannte die Badewanne „eine sehr originelle Darstellung eines Dorfbrunnens von einer gewissen Schlichtheit und raffinierten Eleganz“.
Allerdings war in der Menge gelegentlich auch zu hören: „Des g‘fällt mit gar net.“ Matthias Braun hat erreicht, was Künstler wollen: Über sein Werk wird diskutiert.