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WÜRZBURG: Landesmuseum sorgt nicht für ungeteilte Freude

WÜRZBURG

Landesmuseum sorgt nicht für ungeteilte Freude

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    G. Rosenthal
    G. Rosenthal

    Auf der Festung Marienberg entsteht ein neues Fränkisches Landesmuseum – samt eigener Abteilung für die Geschichte der Stadt Würzburg. Schon ab 2017 übernimmt der Freistaat die komplette Trägerschaft. Rund 100 Millionen Euro sollen in Sanierung und Umbau investiert werden. Große Freude überall? Würzburgs früherer Oberbürgermeister und jetziger SPD-Landtagsabgeordneter Georg Rosenthal ist gar nicht euphorisch. Er warnt vor einer Preisgabe städtischer Identität.

    Vor einer guten Woche hatten der Würzburger CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel die Pläne für das neue Landesmuseum über die Main-Post öffentlich gemacht. Der OB sprach von einer „historischen Chance“. Bis 2025, zum 500-jährigen Jubiläum der Bauernkriege, soll das neue Museum fertig sein.

    Bisher unterhalten die Stadt Würzburg und der Bezirk Unterfranken das Mainfränkische Museum über einen Zweckverband, die Stadt ist hier mit 1,2 Millionen Euro jährlich dabei. Zwar begrüßt MdL Georg Rosenthal in einer Stellungnahme, dass sich nach dem Finanzministerium nun auch das Kulturministerium mit der Modernisierung und Neuordnung auf der Festung befasst. Gleichzeitig warnt er davor, dass „mit der Verstaatlichung des Museums Stadt und Bezirk leichtfertig ihr Mitspracherecht für das Mainfränkische Museum aus der Hand geben.“

    Gute Aussichten für Würzburg: Der Freistaat Bayern übernimmt das Museum auf der Festung Marienberg in seine Trägerschaft.
    Gute Aussichten für Würzburg: Der Freistaat Bayern übernimmt das Museum auf der Festung Marienberg in seine Trägerschaft. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, Elmar Hahn

    Von einer Beteiligung der Bürger oder anderer demokratisch legitimierter Gremien sei an keiner Stelle die Rede. Rosenthal: „Es wird hier ganz offensichtlich wieder einmal nach zentralen Vorgaben aus München über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden.“ Der frühere OB sieht eine „Herabstufung“ der bisher im Fürstenbau-Museum gezeigten stadtgeschichtlichen Sammlung zu einer „bloßen Abteilung im Fränkischen Landesmuseum“.

    Viele Fragen sind aus Sicht des SPD-Politikers nicht geklärt. Die bisherige Zusage des Finanzministeriums beziehe sich ausschließlich auf Sanierung und Umbau der Festungsgebäude. Allerdings seien im bayerischen Doppelhaushalt 2015/16 nur Mittel für ohnehin notwendige Renovierungsarbeiten aufgeführt. Künftige Kosten der Stadt für die anteilige Finanzierung der stadtgeschichtlichen Abteilung seien unbekannt.

    Was den Ex-OB ärgert: Bisher sei das Thema weder im Landtag noch im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst behandelt worden. Im Juli 2014 hatte die SPD-Fraktion einen Bericht zur Museumskonzeption beantragt. Rosenthal geht davon aus, dass die Antwort bewusst verzögert wurde, sie war für Februar in Aussicht gestellt worden.

    Während sich der amtierende Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) über das Engagement des Freistaats freut, sieht sein Vorgänger die städtische Autorität für die eigene Geschichte unterlaufen. Das Mainfränkische Museum, so Rosenthal, sei 1913 von einer selbstbewussten Bürgerschaft ins Leben gerufen worden und werde bis heute auch von ehrenamtlichem Engagement getragen. Mit „einem einzigen Federstrich“ werde eine über ein Jahrhundert gewachsene, hochkomplexe Sammlungsstruktur mit Dauerleihgaben von Stadt, Bistum, Bezirk, Freunden Mainfränkischer Kunst und Geschichte und auch von privaten Leihgebern gefährdet.

    „Es wird wieder mal über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden.“

    Georg Rosenthal, SPD-Landtagsabgeordneter

    Positiv sieht Rosenthal die Einbindung des Würzburger Professors Helmut Flachenecker als renommierten Kenner fränkischer Landesgeschichte. „Warum jedoch Wissenschaftler aus Mittel- und Oberfranken über die stadtgeschichtliche und regionalgeschichtliche Sammlung entscheiden sollen“, erschließe sich nicht.

    Der frühere OB begrüßt zwar den Gedanken, auf der Festung auch die fränkische Landesgeschichte zu zeigen, warnt jedoch vor überstürztem Handeln: „Wir benötigen zuerst einmal eine Sammlung, die gezeigt werden kann. Ohne Objekte gibt es auch kein Museum.“ Rosenthal befürchtet, dass die Würzburger Sammlung an Ausstellungsfläche verliert.

    Als möglichen Ausweg greift der SPD-Mann einen Vorstoß des Kulturreferenten und Würzburger SPD-Chefs Muchtar Al Ghusain auf: Die jüngste Stadtgeschichte könnte in der Innenstadt gezeigt und – gekoppelt mit Veranstaltungen und Diskussionen – „in der Mitte der Stadtgesellschaft sichtbar und lebendig“ präsentiert werden. Gerade mit Blick auf die Zerstörung Würzburgs 1945 war immer wieder ein Museum für die jüngere Stadthistorie in der Innenstadt ins Gespräch gebracht worden – zuletzt mit einem möglichen Standort in der ehemaligen Mozartschule.

    Lesen Sie HIER unseren Bericht über die Pläne zur Übernahme des Mainfränkischen Museums als Landesmuseum durch den Freistaat.

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