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ZELL/HÖCHBERG: Lange Leitung zum Vodafone-Mast

ZELL/HÖCHBERG

Lange Leitung zum Vodafone-Mast

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    Lange Leitung zum Vodafone-Mast
    Lange Leitung zum Vodafone-Mast

    Das hat die Gemeinde Zell wie ein Hammer getroffen: In einem Schreiben vom 19. Mai teilen die Stadtwerke mit, dass sie zwischen Hettstadter Steige und der Kaiserstraße – dort steht der Sendemast – eine Hausleitung verlegen wollen. Hinter dem harmlosen Begriff verbirgt sich eine Geschichte, die einige Jahre alt ist. Vor etwa zwei Jahren genehmigte die Gemeinde Zell einen UMTS-Mast auf dem Gebiet des bayerischen Staatsforstes eben zwischen Waldbüttelbrunn, Höchberg und Zell. Geschäftsführender Beamter Christian Öder: „Der Gemeinderat hatte keinen Ermessenspielraum. Der Freistaat hat verfügt, dass es sich bei solchen Anlagen um ein privilegiertes Telekommunikationsvorhaben handelt.“

    Höchberger zeigten die Zähne

    Dass der Mast gebaut wurde, konnte wohl niemand verhindern, aber den Betrieb. Ein Sendemast braucht Strom und den wollten die Würzburger Stadtwerke über die Höchberger Gemarkung gegen den Widerstand vieler empörter Bürger zur Anlage führen. Mit diesem Bürgerauftrag im Rücken zeigte Höchbergs Bürgermeister Peter Stichler diesem Ansinnen die Zähne und gewann vor Gericht. Im Juli 2007 stellten die Richter fest, dass der Netzanschlussvertrag zwischen Höchberg und den Stadtwerken nicht die Versorgung des Sendemastes umfasst. Und: Ein Anschluss sei auch über Zeller Gemarkung möglich, allerdings wird dies sehr viel teurer.

    „Wir sind verpflichtet, den UMTS-Mast mit Strom zu versorgen“

    Jürgen Dornberger Sprecher der Stadtwerke

    Für Stichler sind die rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, der Mast steht nicht auf Höchberger Gemarkung. „Ich bedauere, dass Vodafone alle Hebel in Bewegung setzt, die Sendeanlage jetzt anzuschließen“. Für die Zeller Kollegen hat er einen Tipp: „Kämpfen lohnt sich“.

    Um den Anschluss über Zeller Gebiet geht es jetzt: Die Stadtwerke legten der Gemeinde eine Planung vor, die stellvertretender Bürgermeister Lenz Antretter nur noch einen kompletten Wahnsinn nennen kann. In Höhe der Feldscheune soll neben der Hettstadter Steige ein zwei Meter hohes Trafohäuschen gebaut werden. Von dort führt dann ein Stromkabel unter der Straße in Richtung Höchberg durch. 1035 Meter weit geht es dann durch Hufgraben und Zeller Ranken mit einem Kabelpflug durch den Muschelkalk, der laut Antretter in diesem Bereich eine äußerst dünne und poröse Decke hat. Das neue Kabel mündet neben der Kaiserstraße in ein schon verlegtes, das zum Mast führt.

    Lebenswichtiges Nass

    Das alles spielt sich nach Angaben von Öder, Antretter und Michael Rydzek vom Zeller Bauamt in der engeren Schutzzone des Zeller Trinkwasserschutzgebietes ab, aus dem die Würzburger ihr lebenswichtiges Nass beziehen. Die Gemeinde hat jetzt Widerspruch gegen das Vorhaben eingelegt. Öder: „Zell ist eine Wassergemeinde, wir wollen so eine Planung nicht mittragen.“

    Doch die Möglichkeiten sind für die Zeller beschränkt. Antretter: „Wir haben kein Mitspracherecht, denn die Grundstücke, auf der das Kabel verlegt wird, gehören der Trinkwasserversorgung Würzburg und dem Freistaat. Aber hier ist die Glaubwürdigkeit der TWV und der Stadtwerke in Gefahr. Es gibt in Zell viele Einschränkungen wegen der Wasserschutz-Zone und jetzt wird so eine Leitung geplant.“ Im Zeller Rathaus fragt man sich auch, warum die WVV-Tochter Trinkwasserversorgung nichts gegen die Pläne der WVV-Tochter Stadtwerke unternimmt. Ein Interessenskonflikt?

    Gespräch mit Zell

    Nach Informationen dieser Zeitung hat am Mittwoch Vormittag ein Gesprächstermin mit WVV-Chef Norbert Menke und Vertretern der Gemeinde Zell gegeben. Eine Annäherung der konträren Standpunkte gab es dabei aber nicht.

    WVV-Sprecher Jürgen Dornberger, zu dessen Haus beide Gesellschaften gehören, sieht keinen Interessenskonflikt. Die Trinkwasser-Experten seien eingebunden worden. Warum die Stadtwerke eine so aufwändige Planung in Erwägung ziehen? „Nach dem Energiewirtschaftsgesetz sind wir verpflichtet, den Mast anzuschließen. In Höchberg dürfen wir nicht, also suchten wir neue Wege.“

    Der Stromkunde jedenfalls zahlt den unglaublich teueren Anschluss nicht, das muss Vodafone übernehmen, betont Dornberger. Und teuer wird es, denn die Auflagen im Wasserschutzgebiet sind enorm hoch. So müssen die Baumaschinen mit Öl auf Pflanzenbasis betrieben werden und bestimmte Auffangvorrichtungen für auslaufende Kraftstoffe besitzen.

    „In dem speziellen Gebiet sind Aufschlüsse unzulässig. Und die Baumaßnahme wäre so ein Eingriff.“

    Manfred Ländner stellvertretender Landrat

    In vier Wochen, ab dem 23. Juni soll gebaut und verlegt werden, doch es fehlt noch die alles entscheidende wasserrechtliche Genehmigung aus dem Landratsamt.

    Stellvertretender Landrat Manfred Ländner: „In dem speziellen Gebiet sind Aufschlüsse unzulässig. Und die Baumaßnahme wäre so ein Eingriff.“

    Weitere Stellungnahmen

    Eine Entscheidung aus dem Landratsamt ist das jedoch nicht, denn jetzt wird in einem Genehmigungsverfahren geprüft, wie es weitergeht.

    Das Landratsamt holt die Stellungnahmen der Experten ein, auch die vom Wasserwirtschaftsamt und der Trinkwasserversorgung. „Wenn wir diese fundierte Aussagen haben, entscheiden wir darüber, ob das Trafo-Häuschen gebaut und der Stromanschluss verlegt werden darf“, sagt Ländner. Das Verfahren wird etwa drei Wochen dauern.

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